Es gibt sicherlich ungemütlichere Wohnlagen als diejenige von Myriam Lang (55) und ihrer Familie. Sie sind mit Betrieb und Land Anstösser an den Baldeggersee im Luzerner Seetal. Zwar mit den bekannten Konsequenzen wie Einschränkungen in der Bewirtschaftung (Nährstoffe) oder beim Bauen (Natur- und Landschaftsschutzzone). Schmiedhof heisst der Betrieb im Weiler Retschwil, längst mit Hitzkirch fusioniert. Und «Schmied» passt irgendwie noch immer. «Dort, wo viele rostige Sachen stehen», beschreibt die Mutter von erwachsenen Zwillingen dem Besuch den Weg mit gehörig Schalk.

Deko für den Garten

Stehen ist ein wenig untertrieben. Vielmehr sind die Sachen leidenschaftlich angeordnet. Die gelernte Servicefachangestellte hat sich vor und im ehemaligen Stall, raumplanerisch «zum Glück» zur Dorfzone gehörend, mit einem grossen Hofladen ihr eigenes Standbein aufgebaut. Verkauft wird Dekomaterial rund um den Garten, dies habe sich ein wenig «einfach so ergeben». Gemeinsam mit ihrem Mann Armin, Landwirt und während 40 Jahren für die Landi tätig, zuletzt als Ressortleiter Pflanzenbau, habe sie schon immer gerne etwas ausprobiert. So etwa vor über 30 Jahren mit dem Anbau und Verkauf von Heckenpflanzen für den Gartenbau. «Diese brauchten natürlich grosse Töpfe», erinnert sich Myriam Lang.

Das war der Startschuss für den Verkauf ab Hof. Das Geschäft mit den Töpfen verschwand mit dem Aufkommen der grossen Gartencenter zwar wieder. Der Laden aber, 7 Tage geöffnet, ist geblieben bzw. wurde erweitert. «Manchmal braucht es nicht viel, um im Garten einen echten Hingucker zu kreieren», schreibt Armin Lang auf der Hof-Website. Im Angebot stehen vom einfachen Holztablett über Regale, Laternen, Tische und Stühle, Bänklein, Staudenstütze bis zu Rankstäben oder Herzen in allen möglichen Variationen. Grau, Weiss, Rostbraun und Holzfarben scheinen im Trend zu sein und verwöhnen auch das Auge, wenn man sich nicht zu den Dekoaffinen zählt.

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Mittlerweile viehlos

Bereits 1988 übernahm das Paar den 9-ha-Betrieb Schmiedhof und stellte von Milchvieh auf Mutterkühe um. Zu einer Zeit, als Mutterkuhhalter ab und zu noch einen Spruch ihrer Berufskollegen mit auf den Weg bekamen. 25 Jahre passte dieser Betriebszweig. Seit rund zehn Jahren ist der Betrieb viehlos; Ackerbau und Futterbau sowie eine Baumnussanlage sind heute die Standbeine. Der ehemalige Stall an der Verbindungsstrasse Hochdorf – Hitzkirch bietet nun reichlich Platz für das grosse Angebot an Dekomaterial. «Bei der Heuernte mussten die Wände vom Heuboden mit Plastik abgedichtet werden, da das Heu per Gebläse auf den Stock kam», erinnert sich die Bäuerin. Die Ladenleiterin an der Heugabel – eine Attraktion für die Kundschaft nebenan.

«Im Januar und Februar ist es etwas ruhiger.»

Myriam Lang über ihren Deko-Laden in der alten Scheune.

Myriam Lang mag Kundenkontakt und mag es, auf Wünsche einzugehen und das Angebot zu ergänzen. Sie bezeichnet sich als gesellig, man glaubt es gerne, sie sei aber kein Vereinsmensch. Der Laden ist ihr Betriebszweig, entsprechend rechnet sie die AHV ab und ermutigt, fürs Alter vorzusorgen. Der Laden sei aufwandsmässig nicht zu unterschätzen, Verkaufsfläche und Lager sind gross, die Präsenzzeiten hoch. «Im Januar und Februar ist es meist etwas ruhiger», erklärt sie. Einmal im Jahr geht das Betriebsleiterpaar in der Regel für rund zehn Tage «an die Wärme». Werbung, abgesehen von einem Internetauftritt, machte sie nie. Wer möchte, kann seine E-Mail-Adresse hinterlassen. Zwei- bis dreimal jährlich gibt es dann Neuigkeiten vom Schmiedhof per E-Mail.

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210 Nussbäume gepflanzt

Ihre zweite Leidenschaft ist das Baumussprojekt, das nicht nur die Betriebsleiter, sondern auch die beiden potenziellen Nachfolger Jonas und Manuel, die beiden bald 30-jährigen Zwillinge, mittragen. Vor etwas über zehn Jahren wurden auf 2 ha insgesamt 210 Nussbäume gepflanzt.

Spezialkulturen statt Tiere, also genau das, was der Kanton Luzern mit seiner Offensive heute fördern möchte. Darauf angesprochen lacht Myriam Lang. Wenn man etwas als einer der Ersten tue, müsse man immer auch ein wenig Vorkämpfer sein. Aktuell bemühen sich Langs um bessere Möglichkeiten zur Bewässerung. Die Wasserversorgung der Nussbäume im Frühling sei entscheidend für eine gute Ernte, «genauso wie kein Frost», ergänzt die Landfrau, die sich nicht als «Bäuerin» sieht. Ein Rückschlag war massiver Hagel im Jahr 2021. Davon mussten sich die Hochstämmer erst erholen. Parallel zum Wachstum der Bäume bauen Langs die Vermarktung auf, der Ertrag steigt von Jahr zu Jahr. Ziel ist, möglichst viel ab Hof zu verkaufen, daneben werden Landi, Volg und Hofläden beliefert.

Das Baumnuss-Business ist intensiv. Gemeinsam mit ihren Söhnen, ausgebildete Polymechaniker und Automechatroniker, wird die Erntekette vom Auflesen, Waschen, Trocknen zu Kalibrierung und Separierung laufend optimiert. Meist ab Ende September wird während drei bis vier Wochen jeden zweiten Tag geerntet.

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Die Familie zieht mit

Vor allem die Baumnüsse sind zu einem Familienprojekt geworden. Ziele hat Myriam Lang noch so einige. Neue Absatzkanäle aufbauen, das maschinelle Nüsseknacken auch für andere Bauern anbieten und die Abläufe weiter verfeinern. Als Langs in die Produktion von Baunüssen einstiegen, kamen diese zu rund 95 % aus dem Ausland. Eine Anlage zu erstellen, sei immer auch ein Projekt für eine nächste Generation. «Es braucht einen langen Atem und Herzblut.»

Fünf Fragen
 
Was raubt Ihnen den Schlaf?
Ämter und Behörden.

Was würden Sie gerne besser können?
Geduldiger sein.

Welches Menü gelingt immer?
Lasagne. Gerade ist eine im Ofen (lacht).

Wie erholen Sie sich?
Im Garten im Liegestuhl mit einem Buch.

Wohin möchten Sie verreisen?
Dorthin, wie wir es in den letzten Jahren immer gemacht haben: einmal jährlich ein wenig Sand und Meer.