Es ist die Zeit der Abschlussprüfungen. Doch wegen Corona finden die nicht im gewohnten Rahmen statt. Der Regionalbund der BauernZeitung hat bei einigen Kantonen nachgefragt, wie sich die Situation momentan präsentiert. Stefan Dubach, Bildungsverantwortlicher des Kantons Freiburg, erklärt, dass die schriftlichen Prüfungen gestrichen wurden. In einigen Berufen, so auch der Landwirtschaft, können die praktischen Prüfungen durchgeführt werden. Agri Ali Form hat dazu ein Konzept erarbeitet, welches gesamtschweizerisch zum Einsatz kommt. Ueli Lehmann ist neuer Bildungsverantwortlicher des Berner Bauernverbands (BEBV) und damit Nachfolger von Karin Oesch. Er erklärt, dass anstelle der mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen alle bis Ende des ersten Semesters 2019/ 2020 erzielten Semesterzeugnisnoten in die Beurteilung des Qualifikationsbereichs Berufskenntnisse einfliessen.

Ungewissheit war herausfordernd

In den Kantonen Bern und Basel-Landschaft laufen momentan die praktischen Hofprüfungen sowie das Fachgespräch auf Grundlage der Lerndokumentation. Die Prüfungen fänden unter Berücksichtigung der Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) bezüglich Hygiene und Distanz statt. Dies schreiben Ueli Lehmann sowie Dietrich Bögli, Leiter Bildung und Beratung am Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Sissach BL. Im Bernbiet wurde der Prüfungszeitrahmen bis zum 7. Juli verlängert. «Somit ist alles auf gutem Weg», erklärt Ueli Lehmann. Und weiter: «Dank der wertvollen Mitarbeit, Flexibilität und Spontanität der Prüfungsexperten, Berufsfachschule, Lernenden und Berufsbildner konnten die Organisation und Durchführung der Prüfungen gut gemeistert werden.» Eine Herausforderung sei die Ungewissheit für alle Akteure gewesen, ob überhaupt Prüfungen stattfinden werden.

Zahlreiche Massnahmen sind nötig

Das landwirtschaftliche Institut Grangeneuve (LIG) FR hat ein mehrseitiges Konzept zur Umsetzung der Hygienemassnahmen erstellt, damit die Vorgaben des Bundes eingehalten werden können. Die praktischen Prüfungen finden zentral in Grangeneuve statt. Normalerweise würden 12 Lernende pro Tag geprüft. Durch die Hygienemassnahmen legen nun jedoch nur sechs Schüler pro Tag ihre Prüfung ab. Dies bedeute einen längeren Zeitrahmen der gesamten Prüfzeit für die Experten. Für jeden der vorgesehenen 23 Prüfungstage ist ein Hygieneverantwortlicher eingeplant. Diese Person instruiert die Experten vor der Prüfung und desinfiziert jeden Posten nach Gebrauch. Jeder Experte erhält zudem ein eigenes Dossier mit den Prüfungssituationen. In den vergangenen Jahren wurden diese jeweils an die nächsten Experten weitergegeben. Das Hygienekonzept des LIG sieht weiter vor, dass die Prüfungsprotokolle in einem separaten Raum abgelegt und vom Sekretariat erst nach ein bis zwei Tagen geholt und bearbeitet werden. Die Lernenden müssen ausserdem eigenes Schreibzeug mitbringen. «Die Massnahmen zur Umsetzung des Hygienekonzeptes sind sehr zeitaufwendig», erklärt Stefan Dubach. Auch die Berechnung der Noten wird mehr Zeit als sonst in Anspruch nehmen. Denn das Programm müsse angepasst werden, da die Noten der schriftlichen Prüfungen wegfallen. Die Ungewissheit, ob und unter welchen Bedingungen Prüfungen stattfinden können, führte auch im Kanton Basel-Landschaft zu Herausforderungen. Dietrich Bögli schreibt: «Die Kommunikation war in dieser Zeit eine besondere Herausforderung. Die Organisation der Fachgespräche, welche ja vor Ort am Ebenrain stattfinden, war für den Chefexperten auch nicht ganz einfach. Eine spezielle Prüfung mussten wir zudem für die Repetenten organisieren.» Viel Zusatzaufwand sei im Allgemeinen durch zusätzlich Vorgaben, die Kommunikation, Abklärungen und Organisation entstanden.

Mehrere Standorte erleichtern das Einhalten der Vorgaben

Beim Bildungszentrum Wallierhof, Riedholz SO, standen gestern und heute die praktischen Arbeiten Teil zwei auf dem Programm, zentral auf dem Ausbildungs- und Demonstrationsbetrieb. «Die Termine konnten wir wie ursprünglich geplant beibehalten», schreibt Wallierhof-Direktor Jonas Zürcher. Und weiter: «Das Programm musste ich allerdings etwas anpassen, um die Einhaltung der Verhaltens- und Hygieneregeln des BAG gewährleisten zu können. Die Anpassungen hielten sich in Grenzen, da die Prüfungsaufträge draussen auf verschiedene Standorte verteilt sind. Somit können die Vorgaben relativ einfach eingehalten werden. Desinfektionsmittel und bei Bedarf Schutzmasken und -handschuhe stehen an jedem Standort zur Verfügung.» Der zusätzliche Informationsbedarf für Lehrmeister, Prüfungsexpertinnen und Kandidatinnen habe allerdings einen beträchtlichen Mehraufwand verursacht. 

Ob es eine Diplomfeier gibt ist ungewiss

Weiterhin Ungewissheit herrscht beim Thema Diplomfeiern. Grangeneuve hat die Feier heuer komplett gestrichen. Bei anderen Schulen ist hingegen noch unklar, ob und in welchem Rahmen es eine Abschlussfeier gebe.