Abo Tourismus Die neue Herzschlaufe Langnau birgt Konfliktpotenzial: «Ins Land fahren sie ohnehin» Saturday, 18. March 2023 Der Artikel «Ins Land fahren sie ohnehin» hat diverse Reaktionen ausgelöst. Das Thema scheint zu beschäftigen. Im Artikel ging es um eine «Umleitung» einer Schlaufe der Herzroute (Velowanderweg durch die ganze Schweiz) im emmentalischen Langnau. Um die Herzroute möglichst attraktiv zu gestalten, führt diese künftig über Dürsrüti, das als einmaliger Aussichtspunkt über Langnau i. E. gilt. Die dort lebende Bauernfamilie Hofer setzt sich zur Wehr. Ein Hauptproblem scheint, dass weder die Gemeinde noch Emmental Tourismus mit der Änderung auf sie zugingen.

Eine bekannte Herausforderung

Heinz Kämpfer, Präsident der Emmentaler Bauern und Vizepräsident Berner Bauernverband (BEBV), kennt die Problematik. «Das ist ein gesellschaftliches Problem», sagt er. Die Zunahme der Bevölkerung gehe auch am ländlichen Raum nicht einfach vorüber. Bislang fehle aber die Infrastruktur, um das Ganze in geregelte Bahnen zu bringen.

Die «Velowanderer», wie er die Genussfahrer mit E-Bike nennt, sind in seinen Augen ein untergeordnetes Problem. Schwarze Schafe gebe es überall, aber im grossen Ganzen würden sich diese sehr zuvorkommend verhalten. «Wenn aber die Anstösser nicht mit einbezogen werden – auch wenn es sich um öffentliche Strassen und Wege handelt, dann kommt unweigerlich Gegenwehr», ist er sicher. Hier sei Aufklärungsarbeit zu leisten und Hand zu bieten, denn die Bewirtschaftung der Flächen müsse Vorrang haben.

Biker bringen Probleme

Abo Merkblatt von Agriexpert Wann man sich das Betreten des eigenen Landes durch Dritte gefallen lassen muss Tuesday, 14. February 2023 Ein viel grösseres Problem als die Wanderer und gemässigten Genussfahrer seien die Biker, sagt Heinz Kämpfer. Im Emmental befänden sich entsprechende Anliegen im Sachplan, der sich wiederum in der Vernehmlassung befindet. 30 Routen für Biker durchs Emmental – das ist der Plan. Auch wenn es schliesslich nie 30 sein dürften, die Ideen der Biker tangieren unweigerlich das Landwirtschaftsland. «Diese Bevölkerungsgruppe kommt sicher selten in einen Hofladen», sagt Heinz Kämpfer. Dahinter stehe vielmehr eine sportliche Aktivität und kein Genussfahren.

Wie der Präsident von Landwirtschaft Emmental ausführt, scheinen die unterschiedlichen Ansprüche an die Landschaft auch in anderen Kantonen längst für Diskussionsstoff zu sorgen. Gerade Ökoflächen entlang von Gewässern seien beliebte Plätze für alle möglichen Freizeitaktivitäten. «Auf diesen Flächen erfüllen wir einen Auftrag», ergänzt er. Landschaden sei ein Problem, ein weiteres die Haftung. «Dieses Land gehört einfach jemandem. Was, wenn darauf etwas passiert?», fragt Kämpfer und weiss, dass diese Fragen nicht geklärt sind.

Die Corona-Pandemie habe die Situation im Grunde noch verschärft. «Die Menschen lassen sich nicht ein- oder wegsperren», weiss er und nennt als Beispiel jene Monate, als die älteren Menschen während der Pandemie angehalten wurden, zu Hause zu bleiben. «Da stand fast hinter jedem meiner Bäume ein Senior», erinnert sich Heinz Kämpfer.

Wachsam sein

Gefragt danach, was die Bäuerinnen und Bauern tun können und sollen, sagt Heinz Kämpfer sofort: «Wachsam sein, mit Respekt und Verständnis Gespräche führen und sich, wenn nötig, wehren.» Er weiss, die Ansprüche an den Boden gehen weit auseinander. Da sei nicht einfach der Landbewirtschafter gegen alle anderen. Heute sei es bereits so, dass die einzelnen Exponenten innerhalb der Freizeitgesellschaft untereinander Konflikte hätten. So seien die Wanderer den Bikern eher im Weg, nicht zuletzt deshalb komme die Forderung nach eigenen Bike-Routen. «Es braucht von allen Seiten Respekt und Verständnis, genau das steht in unserer Gesellschaft aktuell aber nicht sehr weit oben», schliesst er.