Die meisten Menschen verschwenden keinen Gedanken mehr an einen Weihnachtsbaum, nachdem dieser nach den Feiertagen entschmückt und entsorgt worden ist. Ganz anders bei Markus, Janine und Patrick Heri aus dem solothurnischen Biberist. Nach Weihnachten ist bei ihnen vor Weihnachten, denn sie sind Weihnachtsbaumproduzenten. Auf einer Fläche von 3,5 Hektar werden seit knapp 20 Jahren Nordmann- und Rottannen sowie Blaufichten angebaut. Schon früh erkannte Betriebsleiter Markus Heri, dass es die konventionelle Landwirtschaft immer schwieriger haben dürfte. Daher suchte er damals schon Nischen. Die Produktion von Weihnachtsbäumen ist übrigens nicht direktzahlungsberechtigt. Nicht mehr, erläutert Betriebsleiter Markus Heri. Dies sei bei der letzten Agrarpolitik (AP) leider geändert worden. Doch das sei ein anderes Thema.

 

Betriebsspiegel

Betriebsleiterfamilie: Markus und Janine Heri, Sohn Patrick Heri
Mitarbeiter(innen): diverse Aushilfen während Ernte- saison und im Hofladen
Fläche: rund 33 Hektar
Produkte: Weihnachtsbäume, Beeren, Steinobst (teilweise in Selbstpflückanlagen), Verarbeitungsgemüse für Konserven und Direktverkauf, Weizen, Mais, Raps
Betriebszweige: Brennholzproduktion, Mosterei, Direktvermarktung
Tiere: Hofhund Lennox, Deutsche Dogge

 

Die Nordmanntanne, die für viele vermeintlich ein heimisches Gehölz ist 

Lange fünf bis sechs Jahre dauert es, bis ein Tannenbaum als Weihnachtsbaum verkauft werden kann. Und dann ist es erst ein kleines Exemplar. Rund zehn Prozent der Bäume wird bei Familie Heri jährlich gerodet und dann wieder angepflanzt. «Nordmann, Nordmann, Nordmann», erklärt Markus Heri auf die Frage, welche denn die beliebteste Tanne bei den Kunden sei, und verdreht dabei ein wenig die Augen. Denn viele Leute seien der Meinung, dass dies ja schliesslich ein einheimisches Gehölz sei, erklärt er. Heris verkaufen den grössten Anteil direkt ab Hof. Nur ein kleinerer Teil geht an Bürgergemeinden, wie Burgergemeinden im Kanton Solothurn genannt werden.

Der Jahresablauf bei den Tannen ist vielseitig

«Eine Weihnachtsbaumkultur gibt das ganze Jahr zu tun», erklärt Markus Heri. Im Januar müssen die Setzlinge bestellt werden. Dies geschieht mittels gesamtschweizerischer Sammelbestellung. In der Plantage werden teilweise frei gewordene Plätze ersetzt, teils aber auch ganze Flächen. Dazu müssen noch vorhandene Bäume gerodet sowie Strunk und Wurzeln entfernt werden. Ende März erfolgt das Setzen der Jungpflanzen, die aus Österreich kommen. Im Frühling sei auch Düngen angesagt. Zwar seien viele Menschen der Meinung, Weihnachtsbäume wachsen «einfach so», erzählt Markus Heri. Doch auch sie brauchen entsprechende Düngung und Pflege. Ein Formschnitt ist nötig, etwa wenn Doppelgiebel heranwachsen.

Die Spezialklemme statt Chemie stoppt dem Schnellwuchs

Und sobald die Bäume austreiben, wird die Treibregulierung vorgenommen. Anders als etwa in Dänemark, wo dies mit Chemie geschieht, wird diese Regulierung hierzulande von Hand vorgenommen. Mit Spezialklemmen wird der Wasserlauf in den Bäumen gestoppt. Durch dieses Eingreifen wird das Wachstum verlangsamt und die Abstände zwischen den Astkränzen werden nicht zu gross, erklärt der Betriebsleiter. Da die Anlage begrünt ist, wird ausserdem der Grünstreifen zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht.

Die Grünstreifen machen Freude

Alle drei Familienmitglieder kommen regelrecht ins Schwärmen, wenn sie von diesen Grünstreifen erzählen. Denn diese seien eine sehr gute Ökofläche, lockten jeden Sommer unzählige Insekten und Schmetterlinge an und es wachsen diverse Pilzarten. Im Herbst wird die ganze Anlage auf Vordermann gebracht. Denn die Kunden können ihren Baum ab Anfang November selbst aussuchen. Er wird dann auf das gewünschte Datum hin geschlagen. Ein erster Run erfolge jeweils auf den ersten Advent hin. Doch der grosse Teil der Bäume verlässt den Hof ab Mitte Dezember. Während der letzten drei Wochen vor Weihnachten ist gar sieben Tage geöffnet.

Die Kunden erfreuen sich bester Laune

«Der Verkauf ist eine schöne Zeit, die Kunden sind alle gut gelaunt», sind sich Markus, Janine und Patrick Heri einig. Es geht lustig zu und her, aber sei schon sehr intensiv. Der Christbaumverkauf ist ein gutes Standbein des Betriebes. Es hat aber auch noch einen anderen Effekt. Oftmals gingen Käuferinnen dann auch noch im Hofladen vorbei, den Heris mit einem Nachbarn betreiben. Und was für ein Baum steht bei Familie Heri jeweils an Weihnachten in der Stube? Man glaubt es kaum, aber keiner. «Wir haben vorher genug Weihnachten», bekennt Markus Heri und lacht verschmitzt. Und Janine Heri ergänzt, es seien keine Kinder da. Und so reiche ihr eine grosse und beleuchtete Tanne bei der Hofeinfahrt vollends.

 

Das ist der Buurelade Biberist

Der Hofladen mit Namen Buurelade Biberist steht auf dem Hof der Familie Heri. Betrieben wird er gemeinsam mit Nachbar Christoph Begert. Heris pflegen seit rund 30 Jahren eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Familie Begert. Eröffnet wurde der Hofladen 2014. Da bei Heris nach der Aufgabe der Tierhaltung Gebäude leer standen, entstand die Idee eines gemeinsamen Hofladens. 

Kundenbedürfnisse erkennen

Markus Heri erklärt: «Ich bin offen für alles.» Doch bis der Laden eröffnet wurde, dauerte es eine Weile. Alles sollte gut geplant sein und den Kundenbedürfnissen entsprechen. Janine Heri erklärt: «Wir sind vorher bewusst andere Hofläden anschauen gegangen, auch im Ausland.» Die Grundidee war, nebst den eigenen Produkten auch solche von anderen Landwirten zu verkaufen. So entstand der Name Buurelade. Doch der Plan funktionierte nicht wie gewünscht, die Zusammenarbeit mit anderen Landwirten stellte sich als schwierig heraus. «Wir brauchen eine regelmässige Belieferung», macht Markus Heri deutlich. Zudem müssten die Preise so angesetzt sein, dass sie verhältnismässig seien, er aber auch noch etwas am Verkauf verdiene. Ausserdem wolle der typische Hofladenkunde sehen, wer hinter den Produkten steht. 

Die jeweiligen Verantwortungsbereiche bei Familie Heri sind klar geregelt. «Der Buurelade ist Janines Ding», erklärt Markus Heri beim Besuch Anfang Januar. In diesem Bereich hält sie das Zepter fest in der Hand. Normalerweise. 

Die Verantwortung abgeben

Doch momentan muss sie sich auf ihre Mitarbeiterinnen verlassen können, da sie den Fuss gebrochen hat und diesen während mehrerer Wochen hochlagern muss. Für das Gespräch humpelt sie aber an den Küchentisch. Plötzlich läutet es und eine der Mitarbeiterinnen bringt ein Präsent vorbei. Das Säckli enthält helle und dunkle Guetzliringli, Januarlochringli genannt. Eine kurzerhand kreierte Spezialität für das vielbesagte Januarloch. Die Bäuerin freut sich riesig: «Wir haben innovative und engagierte Mitarbeiterinnen, das ist toll!» 

 

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«Wir haben engagierte und innovative Mitarbeiterinnen. Das ist toll!»

Janine Heri, zuständig für den Buurelade Biberist über ihre Mitarbeiterinnen.

Toleranz ist wichtig

Für den Buurelade wird eine eigene Buchhaltung geführt. Die beiden Familien verkaufen ihre selbst produzierten Sachen an den Buurelade. Und das sind nicht wenige. So gibt es neben frischem Obst und Gemüse auch hausgemachte Teigwaren, Süssmost, Spirituosen und Wein, Dörrobst, eingemachte Spezialitäten und einiges mehr. Für die Räumlichkeiten erhalten Heris einen Mietzins. «Das ist die sauberste Sache so», bilanziert Markus Heri. Ganz wichtig sei dennoch gegenseitige Toleranz. Und: «Kein Vertrag nützt etwas, wenn die Toleranz fehlt.» 

 

Das Holz kommt ungelagert

Ein weiterer wichtiger Betriebszweig ist die Brennholzproduktion, für die in erster Linie Sohn Patrick zuständig ist. Das Holz wird von den Bürger- und Burgergemeinden, die entlang der Jura-Kette liegen, geliefert. Heris beziehen das Holz frisch, es wird nicht zwei Jahre im Wald gelagert. Das Holz wird gespalten, und dann erst rund 1,5 Jahre gelagert. «Ein Sommer muss drüber gehen», erklärt Markus Heri. Wichtig dabei sei Zugluft und etwas Sonne. So würden die Scheite «wahnsinnig schnell trocknen».

Wer der Familie Heri zuhört, denkt, dass ihr Tag mehr als 24 Stunden hat. Doch das täuscht. Heris sind bestrebt «normale Arbeitszeiten» einzuhalten. Dies auch im Sommer während die Selbstpflückanlagen geöffnet sind. Freie Sonntage und Ferien müssen für alle drin liegen, sind sich die drei einig.