«Ich möchte nichts anderes tun, als Landwirt sein. Auch wenn ich mit auswärts Arbeiten mehr Freizeit hätte.» Diese deutlichen Worte spricht Mike Friedli, Junglandwirt aus Wengi bei Büren. Der 26-Jährige, der seine Worte mit Bedacht wählt, ist zwar noch jung, dennoch hat er eine klare Vorstellung von der Führung seines Betriebs. Er hat eine Meinung, die die meisten anderen jungen Landwirte wohl nicht mit ihm teilen. Für ihn muss es kein topmoderner und grosser Traktor sein, ihm reichen die beiden Oldtimer, der 30 Jahre alte Deutz DX 6.06 sowie der Deutz D5206, den bereits Friedlis Grossvater gekauft hatte. Er ist überzeugt, dass Traktoren mit viel Elektronik auf seinem kleinen Betrieb keinen Sinn machen würden. Einen neuen Traktor zu kaufen, kommt für ihn nicht infrage, egal, wie gross sein Betrieb wäre.

Er will melken

Auch bezüglich Milchproduktion geht der junge Landwirt einen anderen Weg. Während einige junge Betriebsleiter nach der Hofübernahme bald einmal die Milchproduktion aufgeben, machte Mike Friedli nach der Übernahme per Anfang 2023 das genaue Gegenteil: Er begann mit der Milchproduktion. Nur mit dem Ackerbau auf dem 13 ha kleinen Betrieb hätte er zu wenig Arbeit. Ihm wäre es langweilig, meint er. «Im Liegestuhl liegen liegt mir nicht», erklärt er und lacht verschmitzt.

Es ist Ende Juni und einer der wenigen Sommertage, die diesen Namen auch verdienen, als die BauernZeitung den 26-Jährigen besucht. Mike Friedli sitzt im Garten und erzählt. Davon, dass er mit reinen Simmentalern aufgewachsen ist, die sein Grossvater einst hielt. Dass sein Vater die Milchproduktion aufgab und lieber auswärts arbeiten ging. Er erzählt von seiner Lehrzeit, während der er bei der Arbeit mit den Kühen gemerkt habe, dass ihm Tiere auf dem Hof fehlen.

«Alles, was ich hatte, floss in den Kauf der Kühe.»

Mike Friedli verkaufte sogar sein Auto, um sich eine kleine Kuhherde aufzubauen.

Liebe zu Simmentalern

Und er erzählt auch, wie er es nach der Betriebsübernahme geschafft hat, neu in die Milchproduktion einzusteigen und dass nun in seinem Stall 22 reine Simmentalerkühe stehen. Zehn davon nennt er sein Eigen, die restlichen habe ein Kollege umständehalber bei ihm eingestallt. Direkt nach der Lehre übernahm Mike Friedli die Arbeiten auf dem elterlichen Betrieb. Zusätzlich erledigte er die Stallarbeit als Aushilfe bei anderen Landwirten. Die beiden jungen reinen Simmentalerkühe, die er noch während der Ausbildung als Gustis gekauft hatte, versorgte er jeweils vor und nach der auswärtigen Stallarbeit. Etwas, das er heute als «stifusinnig» bezeichnet. Denn der Aufwand war enorm gross. Trotzdem fasste er den Entschluss, die Milchproduktion aufnehmen zu wollen. Mike Friedli gab die auswärtige Stallarbeit auf, arbeitete stattdessen Teilzeit auf dem Bau und begann, sich nach und nach eine kleine Herde an reinen Simmentalern aufzubauen. Etwas anderes kam für ihn nie infrage. Während der Ausbildung habe er gesehen, dass die anderen Rassen weniger robust seien. «Diese Robustheit und die Gesundheit der reinen Simmentaler ist mir wichtiger, als mehr Milch zu haben. Die Reinen haben gute Gehalte und eine gute Qualität», betont er.

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Mike Friedli, ein Typ der ruhigen Sorte, kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinen Tieren spricht, und strahlt über das ganze Gesicht. Mit Cremo fand der junge Landwirt einen Abnehmer, der auch bei der zunächst geringen Milchmenge vorfuhr und bei dem er die Milchmenge kontinuierlich steigern konnte. Einfach war der Einstieg dennoch nicht. «Der Anfang war schwierig, ich hatte nicht die besten Kühe und nicht viel Milch», schaut Mike Friedli zurück.

Betriebsspiegel
 
Name: Mike Friedli
Familie: Eltern Jürg und Esther, Schwester Jennifer sowie Grosi Therese Friedli
Ort: Wengi b. Büren
Ackerfläche: 13 ha
Kulturen: Kartoffeln, Mais, Gerste, Weizen, Grasland
Viehbestand: 22 reine Simmentalerkühe
Milchabnehmer: Cremo
Nebenerwerb: Ab und zu Aushilfe bei Berufskollegen

Milchleistung noch steigern

Heute melkt er rund 130 000 Kilogramm Milch im Jahr. Zufrieden ist er damit nicht. Er habe noch nicht die Leistung, die er haben wolle. «Ich möchte auf einen Stalldurchschnitt von 7000 Kilogramm pro Kuh rauf», erklärt er. Dies jedoch, ohne mit viel Kraftfutter zu puschen. Lieber will er noch die eine oder andere Kuh auswechseln.

Beim kostspieligen Aufbau der Herde konnte er sich nicht ganz diejenigen Tiere leisten, die er gerne im Stall haben möchte. «Alles, was ich hatte, floss in den Kauf der Kühe», erzählt der junge Mann. Einmal habe er sogar sein Auto verkauft, um zwei Kühe bezahlen zu können.

Heute erzielt der junge Betriebsleiter auch mit dem Fleisch der Tiere gute Erlöse. «Ich schätze die Zweinutzungsrasse», erklärt er. Zwar empfinde er Freude, wenn er an einer Viehschau ein schönes Tier präsentieren könne. «Aber ich nehme nicht jeden Schwanz nach», macht er deutlich. Nur von seinen ein bis zwei besten Kühen im Stall zieht er Nachwuchs auf. Die restlichen Kühe lässt er zwar auch alle mit reinen Simmentalern besamen, verkauft die Kälber aber danach in die Mast.

Mike Friedli ist sich der schwierigen Zukunft der Landwirtschaft bewusst. Die Herausforderung bestehe darin, mit immer weniger erlaubten und weniger wirksamen Pflanzenschutzmitteln dennoch qualitativ gute Produkte herzustellen.

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Direktvermarktung als Option

Für seinen kleinen Betrieb, sei die Herausforderung gross, mit all den zunehmenden Gesetzen und nicht steigenden Produzentenpreisen überleben zu können. Er könnte sich daher auch vorstellen, mehr Direktvermarktung zu betreiben. Die Lage seines Hofs an einer Hauptstrasse wäre dabei ein Vorteil.

Bislang verkauft er lediglich ein paar Liter Milch direkt ab Hof. Um auszuprobieren, ob dafür Interesse besteht, hat er sich einen Occasion-Milchautomaten zugelegt. Momentan verkauft er rund 11 Liter pro Tag. Gerne würde er die Menge auf 20 Liter steigern. Das sei nicht viel. Aber Aufwand und Ertrag würden für ihn so stimmen.

Optimistischer Blick

Mike Friedli erklärt: «Ich will einfach ‹Vougas› geben und finde, dass das Maximum im Land produziert werden sollte, um unsere Bevölkerung zu ernähren.» Und er betont: «Ich empfinde viel Leidenschaft für die Landwirtschaft. Denn sonst würde ich diese Arbeit in unserem alten Stall nicht auf mich nehmen.» Mehr Kühe zu haben wäre schön, er stosse jedoch platzmässig und von der Futterbaufläche an seine Grenzen. Daher kommt für ihn ein Stallneubau in der jetzigen Situation nicht infrage.

Für die Zukunft wünscht sich Mike Friedli nicht viel. Die Landfläche noch etwas steigern zu können, wäre sein Wunsch. Dann könnte er auch die Viehherde etwas vergrössern und allenfalls doch noch über einen Stallneubau nachdenken. Er sei ein Optimist und sage sich selbst: «Es geit de öppe scho.» Darum habe er keine Angst vor der Zukunft.