Das Wetter, die Ernte, die Preisentwicklungen: Wer in der Landwirtschaft agiert, muss mit vielen unberechenbaren Faktoren klarkommen. Doch wie geht man damit um? «Der Pessimist sieht in jeder Chance eine Bedrohung. Der Optimist in jeder Bedrohung eine Chance», sagt ein Sprichwort. Diese Weisheit aus Ostasien bringt es ziemlich auf den Punkt: Der Blickwinkel und die Wahrnehmung sind entscheidend.
Neuere Erkenntnisse der Forschung zeigen, dass Optimismus (aber eben auch Pessimismus) eine relativ stabile Eigenschaft ist, die Gedanken und Gefühle einschliesst. Diese Gedanken- und Gefühlswelt wirkt sich automatisch und konkret auf das Handeln, die Kommunikation und das Erleben einer Situation aus. Damit haben wir wohl alle schon verschiedenste positive und negative Erfahrungen gemacht. Die Aussage «ich bin halt ein Pessimist» ist deshalb nicht ganz verkehrt. Die Tatsache, dass man Optimismus trainieren kann, und damit die persönliche Resilienz verbessern kann, löst die Ausrede für eine dauerhaft negative Haltung, aber schnell in Luft auf.
Optimismus lohnt sich
Dass Menschen mit einer optimistischen Lebenseinstellung weniger unter Stress und Burnout leiden, konnte in verschiedenen Studien festgestellt werden. Das hat weniger damit zu tun, dass diese Menschen weniger Anforderungen zu bewältigen haben, sondern damit, dass sie einen anderen Umgang mit Belastung finden. Optimistische Menschen …
- glauben daran, dass sie Herausforderungen bewältigen können
- engagieren sich verstärkt dafür, ihre Ziele zu erreichen
- holen sich mentale und andere Unterstützung von Menschen im persönlichen Umfeld
- kümmern sich auch in schwierigen Zeiten um ihr Wohlbefinden
Dass sich positives Verhalten langfristig stabilisierend auf Beziehungen auswirkt, ist landläufig bekannt, und beim genaueren Nachdenken, können dies viele Menschen bestätigen. Studien aus der Forschung belegen dies zusätzlich. Mit der sogenannten «Gottman-Konstante»gibt es sogar eine Formel für eine erfolgreiche Beziehung: Wir brauchen fünfmal mehr positive als negative Kommunikation. Herrscht hingegen vorwiegend negative Kommunikation in einer Beziehung, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Trennung. Die Formel bezieht sich auf persönliche Beziehungen aber auch auf Beziehungen am Arbeitsplatz. Einfach gesagt: Es läuft wie im Fussball: 5 zu 1 ist immer besser als 1 zu 5.
Manche Menschen finden Optimismus sei naiv oder realitätsfremd. Diese Haltung gehört auch eher zu den Ausreden von Pessimisten. Denn es ist ganz klar: In jedem Fall ist es wichtig, realistisch zu bleiben und nicht grundsätzlich alles Negative auszublenden. Eine positive Lebenseinstellung hindert aber niemanden daran, Warnsignale ernst zu nehmen und Risiken sachlich und realistisch einzuschätzen.
Optimismus trainieren
Obwohl Optimismus und Pessimismus relativ stabile Eigenschaften sind, kann der «Optimismus-Muskel» aktiv trainiert und gestärkt werden – jeden Tag, ganz einfach.
- Wählen: Verbringen Sie Zeit mit positiven Menschen. Denn Optimismus ist ansteckend. Meiden Sie Pessimisten, wenn es geht
- Abwägen: Dosieren Sie Nachrichten und News aus den verschiedenen Medien bewusst.
- Lächeln: Starten Sie positiv in den Tag. Lächeln Sie sich im Spiegel selber an und legen Sie den Fokus auf drei positive (kleine) Dinge, die Sie an diesem Tag erwarten. Allein ihr positiver Gesichtsausdruck wirkt sich aus. Das funktioniert übrigens auch ohne Spiegel.
- Schreiben: Beenden Sie den Tag positiv. Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die gelungen sind, Situationen, die Sie gefreut haben, Erlebnisse für die Sie dankbar sind. In einem «Notizheft der positiven Gedanken» oder auf kleinen Zetteln, die in einem grossen Einmachglas gesammelt werden. Als Alternative kann man nicht nur eine «To-do-Liste» führen, sondern auch eine «Das-habe-ich-geschafft-Liste».
- Qualitäten schätzen: Fokussieren Sie sich und vertrauen Sie auf Ihre Stärken. Ihre Fähigkeiten sind Ihre Ressourcen, die Sie durch den Tag und das Leben bringen.
- Stoppen: Halten Sie das Gedankenkarussell bewusst an und entziehen Sie den negativen Gedanken die Aufmerksamkeit.
- Sich selbst unterstützen: Führen Sie positive Selbstgespräche, bei Bedarf auch mal laut und deutlich.
- Sich ernst nehmen: Respektieren Sie Ihre Grenzen und Bedürfnisse und seien Sie gut zu sich selbst.