Annamaria Pfister und ihr Mann Clemens betreiben mitten im kleinen Bündner Bergdorf Schlans eine kleine Besenbeiz namens Chispàcius. Wie alle Restaurants mussten auch sie während dem Lockdown in den Jahren 2020 und 2021 ihre Türen schliessen. Obwohl sie keine Gäste empfangen durften, machten sie das Bestmögliche aus der Situation.

Neues Hobby entdeckt

Pfisters renovierten ihr Haus und die Wirtin entdeckte für sich ein neues Hobby, nämlich das Bemalen von Ostereiern. Seitdem beschäftigt sie sich jedes Jahr vor Ostern damit, gekochte und ausgeblasene Eier zu bemalen. Mit ruhiger Hand und viel Geschick eignete sie sich dabei den alten Brauch der Sorben an. Sorben sind eine westslawische Minderheit, die vorwiegend in der Lausitz im östlichen Deutschland lebt. Laut Unesco zählt Sorbisch übrigens zu den bedrohten Sprachen. Genau wie das Rätoromanische, das auch in Schlans gesprochen wird.[IMG 2]

Kreativität ohne Grenzen

Eine Sendung über die nationale Minderheit der Sorben inspirierte Annamaria Pfister dazu, selbst Ostereier nach sorbischer Tradition zu bemalen. Wie ihre Kostüme, ihre Sprache und Musik gehört auch das Ostereierdekorieren zur sorbischen Kultur. Dies faszinierte die kreative Wirtin, die immer wieder neue Herausforderungen sucht. So begann sie, im Internet zu recherchieren, wie die Sorben ihre Eier dekorieren. Es gibt verschiedene Techniken und oft werden diese auch vermischt. «Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und ich lerne am liebsten beim Tun», erklärt Annamaria Pfister.

Hühnerfedern und Wachs

Obwohl es fixfertige Malutensilien-Sets gibt, welche für die sorbischen Techniken geeignet sind, zog sie es vor, diese selbst zu realisieren. Da die Pinselhärchen im Harz wegschmelzen würden, hat die Wirtin die Härchen entfernt und sie mit Nadelköpfen ersetzt.[IMG 3]

An ihren filigranen Mustern arbeitet sie meistens mit Enten- oder Hühnerfedern. Sie braucht jedoch nicht die Vorderseite, welche man zum Schreiben nutzt, sondern genau das andere Ende, welches sie mit einer Rasierklinge zuschneidet. So machen es auch die Sorben. Die Muster und Zeichen haben oft auch eine Bedeutung wie Schutz oder Fruchtbarkeit. In vielen Kulturkreisen gelten Hühnereier als Ursprung des Lebens und sind deshalb in erster Linie ein Symbol der Fruchtbarkeit.

Löffelkarussell statt Blumen

 [IMG 4]Den Harz – Kerzenreste oder Waben – schmilzt Annamaria Pfister in einem Löffel. Dieser wird über einer Kerze erwärmt. Wie sie erklärt, entwickeln die schmelzenden Waben wohlschmeckende Düfte. Die Kerzenreste hingegen setzen Paraffine frei und dies sei nicht so gut. Um die Flüssigkeit zu färben, mischt Pfister Neocolor dazu.

Als sie mit der Ostereimalerei anfing, besass sie ein Gestell, wo sie nur einen Löffel erhitzen konnte. Sie musste diesen bei jedem Farbwechsel waschen und was übrig geblieben war entsorgen. Ihr Mann Clemens hatte dann eine tolle Idee und bastelte ein Karussell mit sieben Löffeln. «Dieses brachte er mir anstatt Blumen. Ich habe mich so sehr gefreut und kann jetzt zeitgleich mit sieben Farben malen», erklärt sie und zeigt erfreut auf den Prototyp ihres Mannes.