«Bei mir gilt das Motto: Kochen und geniessen», erklärt Pia Läng. Das Angebot «Koch mit» der Bäuerin aus Koppigen BE ist ebenso weit entfernt von Frontalunterricht wie von der Hektik in einer Grossküche.
Vollständiges Mise en Place
Die gelernte Sportartikelverkäuferin ist sich bewusst, dass ihre Kursteilnehmer abends nach einem meist langen Arbeitstag zu ihr kommen. Dann steht in der Eventküche bereits ein Apéro bereit. Schnell ist das Eis gebrochen, der erste Heisshunger gestillt und es geht ans Kochen eines mehrgängigen Menüs. «Zutaten abmessen oder Gemüse waschen müssen die Leute nicht bei mir lernen», meint Pia Läng. Daher finden die Besucher(innen) ein fertiges Mise en Place vor, inklusive Geschirr, Kochutensilien und Rezept. Auch für den Abwasch ist gesorgt.
«Koch mit» bedeutet geselliges Zubereiten hochwertiger, regionaler Zutaten, gemeinsames Essen in heimeliger Atmosphäre und einen Mehrgänger mit Gelinggarantie – dank der fachkundigen Begleitung durch Pia Läng. «Beim Essen bin ich nicht dabei, sondern werkle im Hintergrund», schildert die Gastgeberin. So bleibt die Kochgruppe – etwa sich vor dem Kurs fremde Menschen oder aber Freunde, Familien oder Firmenteams – unter sich. «Kochen verbindet in jeder Art und Weise», ist die Bäuerin überzeugt. Das habe sie auch in ihrer Tätigkeit in der Pflege und der Aktivierungstherapie mit einer mobilen Küche auf Rollen gemerkt. «Man geht zusammen etwas an, muss sich organisieren und lernt das Gegenüber neu oder auf eine andere Art kennen.»
«Garantiert ohne Haarspray oder Rasierschaum.»
Pia Längs Rezeptbilder zeigen Essbares, ohne rein ästhetische Hilfsstoffe.
Eine zentrale Kochinsel
Dass der Eventraum auf dem Hof von Familie Läng einer Schulküche kaum ähnelt, kommt nicht von ungefähr. Die Anfänge von «Koch mit» waren nämlich in genau einer solchen Lokalität, als Pia Läng dort ein Angebot zum Plauschkochen übernahm. «Da habe ich sofort gemerkt, was ich nicht so haben will», erinnert sie sich. Etwa vier separate Herdstellen oder den Umstand, dass sich nicht alle Teilnehmenden sehen konnten.
In ihrem heutigen Reich steht im Gegensatz dazu eine grosse, zentrale Kochinsel mit zwei langen Kochherden und einem kleinen Lavabo. Der grosszügige, lange und breite Tisch mit bequemen Stühlen steht direkt dahinter vor einer grünen Wand. Ein Spiegel vergrössert den Raum optisch und trägt dazu bei, den Koch- und Essbereich zusätzlich zu verbinden.
Die Einrichtung ist durchdacht, von der Organisation der Küchengeräte bis zu den robusten Oberflächen und den Bodenplatten, die in ihrer Holzoptik gut zum Gesamtbild passen. Die schalldämpfende Decke erinnert an einen Sternenhimmel – «oder an einen Emmentaler Käse», wirft die Bäuerin lachend ein. «Ich habe meine Traumküche einmal skizziert und wusste schon, was in welche Schublade kommt», erzählt Pia Läng. Vor 10 Jahren fanden darin die ersten Kurse statt. «Ich habe nie etwas umgeräumt», bemerkt sie heiter.
Fünf Fragen
Welches Alltagsritual gehört für Sie dazu?
Ein Espresso zum Znüni.
Welchen Traum möchten Sie noch verwirklichen?
Mit dem E-Bike durch die Schweiz.
Ihr Rezept für Entspannung?
Mit meinem Mann Markus ein Wochenende mit dem Camper unterwegs sein.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Verschiebe nichts auf morgen, was du heute kannst besorgen.
Wie belohnen Sie sich selbst?
Mit einem Essen mit der Familie in meinem Lieblingsrestaurant.
«Wir wagen es»
[IMG 2]Wo heute ein- bis zweimal pro Woche tagsüber oder abends maximal 16 Personen zusammen kochen, waren einst drei Garagen. Den Ausschlag dafür, mit den Kochkursen und -events ernst zu machen und den Umbau zu wagen, gab Pia Längs Ehemann Markus. «Zuerst hat er gesagt, das würde sich nie rechnen», erinnert sich die zweifache Mutter. Die Nachfrage nach den Kursen, die damals noch in der Schulküche stattfanden, stieg aber immer mehr und der Raum war nicht immer verfügbar. «Wir wagen es», sagten sich Längs.
Ihr Mut hat sich ausbezahlt. «Koch mit» ist ein wichtiger Betriebszweig geworden. Viele Rezepte entwickelt Pia Läng selbst. «Ich habe zahlreiche Kochbücher, die Inspiration geben mir aber vor allem auch die Bilder», sagt sie. Mittlerweile sei ihr Vorstellungsvermögen so weit geschult, dass sie Rezepte am Computer schreiben könne – wobei aber alle vor einer Veröffentlichung oder Umsetzung in einem Kurs ausprobiert werden.
Als Bäuerin hat Pia Läng einen anderen Zugang zu Lebensmitteln als der typische Gastronom. «Meine Mutter war Baslerin, mein Vater stammte aus dem Emmental», schildert sie. Spezialitäten aus verschiedenen Regionen gehörten in ihrer Kindheit im ländlichen Heimiswil BE ebenso dazu wie die restlose Verwertung und das Kochen mit lokalen Zutaten.
Heute hat sie sich ein Netzwerk aufgebaut, um regionale Lebensmittel beziehen zu können. «Ich bin jeweils mit dem E-Bike oder Auto unterwegs», erklärt sie. Ein Einkauf im Grosshandel wäre nicht nur einfacher, sondern auch günstiger. Aber Pia Läng legt Wert auf Regionalität und Saisonalität, erläutert ihren Besuchern jeweils die Herkunft der Zutaten und diskutiert auch mal darüber, ob der grüne Teil des Lauchs nun essbar ist oder in den Kompost gehört. Vermisst jemand im Mise en Place den Sparschäler, folgt bald die Erkenntnis, dass es diesen für Rüebli oder Kartoffeln nur in den seltensten Fällen braucht.
Massgeschneiderte Rezepte
Kochen ist für Pia Läng Beruf und Leidenschaft. Mittlerweile schreibt sie in Kooperation mit Agrotourismus Emmental-Oberaargau auf die Produkte eines Hofs massgeschneiderte Rezepte und hat sich im Selbststudium über Food-Fotografie und -Styling informiert. Ein weiteres Projekt sind Rezepte, die in der Zeitschrift «Lebenslust Emmental» erscheinen. «Nach dem professionellen Fotoshooting wird das Gekochte zusammen genossen», bemerkt Läng, «da kommen mit Garantie weder Haarspray noch Rasierschaum zum Einsatz, damit auf dem Teller alles perfekt aussieht.»
Grenzen setzen und einhalten
Um nicht Opfer ihres eigenen Erfolgs zu werden, musste die Koppigerin Grenzen setzen. «An den Wochenenden führe ich keine Anlässe durch», sagt sie bestimmt. Denn am Wochenende sei häufig ihre Tochter Nora zu Hause. Die 22-Jährige ist geistig und körperlich beeinträchtigt und braucht viel Betreuung. Zeit, die ihre Mutter ihr schenken können will.
«Koch mit» ist so beliebt, dass Pia Läng Anfragen ablehnen muss. Zu ihren Grenzen gehören aber auch gewisse Ansprüche. «Vegane Kurse biete ich nicht an», stellt sie klar. «Da gibt es andere, die diese Ernährungsweise aus Überzeugung vertreten und für mich – mit 700 Mastschweinen auf dem Betrieb – passt das nicht.» Aller Begeisterung zum Kochen zum Trotz lässt sich Läng aber auch gerne von anderen einladen. Hohe Ansprüche stelle sie dabei nicht, versichert sie. Auch dort gelte als oberstes Ziel: «Hingehen und die Zeit zusammen geniessen.»