Spitzensport und Landwirtschaft scheint keine ideale Kombination zu sein. Bekannte Athleten, die quasi nebenbei einen Hof führen, können wohl an einer Hand abgezählt werden und sind noch am ehesten im  Schwingsport zu finden. Tendenz sinkend. Der Giswiler Bauernsohn Janik Riebli  ist gelernter Landwirt EFZ und hat durchaus Ambitionen, später den elterlichen Betrieb zu übernehmen.

Status Langlauf-Profi

Aktuell allerdings ordnet er alles dem Langlaufsport unter. «Beruf: Langlauf-Profi» steht auch auf seiner Website geschrieben. Wir treffen den 21-jährigen B-Kader-Läufer von Swiss Ski in Giswil. Hier ist er alle paar Wochen für einige Tage auf dem elterlichen Betrieb «zur Erholung», wie er sagt. Am liebsten würde er eigentlich auch etwas «nützen». Erholen heisst in einer intensiven Sportart wie dem Langlauf aber vor allem viel schlafen und gut essen und nicht unbedingt Mithilfe auf einem Bauernhof. «Das ist nicht immer einfach», gibt er zu.

Riebli ist seit dem ersten Lehrjahr auch ein bisschen Bündner. Seine Lehre konnte er in der Südostschweiz auf vier Jahre verteilen. Davon war er drei in Davos, wo er heute in einer Wohngemeinschaft lebt, und ein Jahr in Klosters. «Nicht nur die Lehrbetriebe, auch die Schule, der Plantahof, sind mir entgegengekommen», sagt Riebli. Man hat eigens ein Projekt Sportlerlehre lanciert, da Riebli der erste Landwirt mit Aussicht Spitzensportler war. «Mindestens 1000 Stunden jährlich auf dem Lehrbetrieb im Einsatz war das Ziel», berichtet der Wintersportler. Trotz der klaren Vereinbarung plagte ihn oft ein schlechtes Gewissen, wenn er den Lehrbetrieb für Trainings oder Wettkämpfe verliess. Ganz unabhängig davon, wie viel Arbeit auf dem Betrieb gerade anstand. Den Schulstoff absolvierte er dann vor allem in Selbststudium.

Ohne diese Sonderkonditionen wäre das Ganze mit Training und Wettkämpfen nicht vereinbar gewesen. Und auch so kam er ans Limit, wie er sagt. Gemerkt hat er dies erst später, nach der Lehre, als er ein paar Mal während Wettkämpfen für kurze Zeit das Bewusstsein verlor.

Olympia im Visier

Diese Zeiten sind vorbei, der Obwaldner ist fit und voller Zuversicht. Seine Eltern sind noch längst nicht im AHV-Alter und der Talbetrieb mit Alp und Käserei gut organisiert (siehe Kasten unten). So kann er auf die Karte Profisport setzen. Riebli ist von Swiss Ski dem B-Kader zugeteilt. Noch höher sind A-Kader und natürlich die Nationalmannschaft, wo bei den Herren derzeit nur Dario Cologna figuriert. Für die Trainings sei die Kader-Zugehörigkeit nicht so entscheidend, erklärt Riebli. Fürs A-Kader fehle aber gar nicht so viel, ist er überzeugt. Vergangenen Winter konnte der gelernte Landwirt im Weltcup schnuppern. Im  Sprint, Skating-Technik, verpasste er in Dresden (D) knapp die K.-o.-Phase und damit die ersten Weltcup-Punkte. Das Niveau auf dieser Stufe sei schon «krass». Wie viel Zeit gibt er sich für den Durchbruch? Riebli möchte sich nicht auf Jahre festlegen. «An zwei Olympiaden teilzunehmen, ist sicher ein Ziel», sagt er. Es ist ein langer Lauf an die Weltspitze. Im Gegensatz zu Langlaufkollegen, die «erst» einen Mittelschulabschluss im Sack haben, gebe ihm sein Lehrabschluss auch Planungssicherheit. Finanziell kommt er dank Swiss Ski und privaten Sponsoren über die Runden.

«Erholung ist vor allem schlafen und essen.»

Der gelernte Landwirt Riebli muss sich zurücknehmen.

Anfänglich die Ziele verfehlt

Als 13-Jähriger versuchte sich Janik Riebli, der einer langlaufverrückten Familie entstammt – Vater Adrian ist Trainer, die beiden jüngeren Brüder streben ebenfalls das Profitum an – noch als Biathlet. Als er beim Schiessen häufig das Ziel verfehlte, in der Loipe aber wieder aufholte, war klar: «Ich bin doch eher der Langläufer.» Dort sind die extremen Kurzdistanzen, also der Sprint, seine grösste Stärke (siehe Kasten).

«Agrarpolitisch ist es so schlecht nicht geregelt.»

Trotzdem hätte Riebli lieber bessere Preise statt DZ.

«Buirä» kommt gut an

Riebli scheint noch immer à jour, was die landwirtschaftliche Aktualität angeht. Der Trend zu regionalem Essen und der Aufschwung der Hofläden, auch wegen Corona, nimmt er erfreut zur Kenntnis. «Agrarpolitisch finde ich die Schweizer Landwirtschaft gar nicht so schlecht geregelt», schiebt er nach. Natürlich hätte auch er lieber bessere Produzentenpreise statt Direktzahlungen. Dafür habe man in vielen Bereichen das Angebot unter Kontrolle, findet Riebli. Sowieso erfahre er in Sportlerkreisen ein grosses Wohlwollen gegenüber der Landwirtschaft. Er erzähle viel «vom Buirä», sagt er, und das komme gut an.

Nach seiner Sportlerkarriere kann er sich eine Weiterbildung vorstellen, etwa im Rahmen einer Handelsschule oder der Betriebsleiterschule. Lernende auszubilden, würde ihn später schon auch reizen, sagt er. Doch bis dahin vergehen hoffentlich noch ein paar Jahre. Was in seinem Fall bedeuten würde, dass er sich als Profisportler behaupten konnte.

 

Langlaufen im Sprint

Die Stärke von Janik Riebli ist der Langlauf-Sprint. Das neue Format – eigentlich ein Wortbruch – ist bei Athleten und Publikum sehr beliebt. Dank Distanzen von unter 1,4 km wird die Disziplin auch in Städten zelebriert. Beim Sprint wird zuerst von allen Athleten ein Qualifikationslauf absolviert. Die dreissig Zeitschnellsten qualifizieren sich für die Viertelfinals. Dort wird im K.-o.-System um die Plätze für die nächste Runde gekämpft. Sechs Athleten starten in fünf Läufen. Die zwei jeweils Schnellsten plus zwei «Lucky Loser» ziehen in die nächste Runde ein. 

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Starker Sprinter: Landwirt Janik Riebli. (Bild zVg)

 

 

Biobetrieb Riebli in Giswil

Familie Heidi und Adrian Riebli bewirtschaften den Talbetrieb Brüggi im Kleinteil Giswil auf 530 m ü. M., Bergzone I, sowie die Alp Jänzimatt im Gebiet Glaubenbielen (1610 m ü. M.). Im Winterhalbjahr produzieren Rieblis mit ihren rund 25 BS-Kühen  als Hauptbetriebszweig Milch für den Biomilchpool der Zentralschweizer Milchproduzenten. Der fahrbare Melkstand wird im Tal und auf dem Berg eingesetzt. Weitere Standbeine sind Pouletmast mit 2000 Einheiten und der Hofladen. Dort werden vor allem auch die im Sommer produzierten Alpkäse verkauft. Obwaldner Alpkäse, Bratkäse, Nidlächäs, Basilicumchäs und Vollmondchäs sind die Spezialitäten von Alpkäser Adrian Riebli. Einmal im Monat betreibt die Familie einen Marktstand vor der Landi Sarnen. Auf der Alp werden zusätzliche Kühe gesömmert. 40 Schweine veredeln die Schotte aus der Käserei. Auf dem Betrieb arbeiten nebst dem Betriebsleiterpaar und Familie ein Lernender, ein Älpler und ein Praktikant mit. 

Weitere Informationen:
www.obwaldner-alpchaes.ch