An einer Bäuerinnenschule wollte sie sich auf ihren künftigen Beruf vorbereiten. Die Wahl fiel auf jene in Uttewil im freiburgischen Bösingen. Diese Schule verlangte keine bäuerliche Praxis. Als Lehrertochter konnte sie diese nicht vorweisen. Die christlich-evangelische Ausrichtung kam ihr gelegen, war sie doch schon damals als Sonntagsschullehrerin aktiv. Heute gehört sie mit ihrem Mann zu einer Freikirche in Bauma ZH. Dort engagiert sie sich im Team mit anderen für die Seniorenarbeit, organisiert Vorträge und Spielnachmittage.

Eine musikalische Frau

Heidi Meier ist in einer musikalischen Lehrerfamilie aufgewachsen. Sie durfte schon früh mit dem Cellospiel beginnen. Die Liebe zum Instrument und zur Musik ist geblieben. Es ist auch heute noch ein geliebtes Hobby. Für besondere Anlässe hat sie auch schon in Ad-hoc-Orchestern mitgespielt. Nach dem Abschluss der Volksschule und vor ihrer Lehre zur Drogistin war Meier ein Jahr lang in Neuenburg und konnte dort in einem Orchester mitspielen. «Allerdings hatte ich nicht immer, wenn ich es behauptete, tatsächlich eine Orchesterprobe», erzählt sie und lacht verschmitzt - ohne mehr zu erzählen.

Umbauten und Umzug

Obwohl sie nie einen Bauern heiraten wollte, machte sie genau das, als sie mit 22 Jahren Ernst Meier das Ja-Wort gab. An einer Bäuerinnenschule wollte sie sich auf ihren künftigen Beruf vorbereiten. Die Wahl fiel auf jene in Uttewil im freiburgischen Bösingen. Diese Schule verlangte keine bäuerliche Praxis. Als Lehrertochter konnte sie diese nicht vorweisen. Die christlich-evangelische Ausrichtung kam ihr gelegen, war sie doch schon damals als Sonntagsschullehrerin aktiv. Heute gehört sie mit ihrem Mann zu einer Freikirche in Bauma ZH. Dort engagiert sie sich im Team mit anderen für die Seniorenarbeit, organisiert Vorträge und Spielnachmittage.

Nach ihrer Heirat wohnten Meiers zuerst in einer Miet-wohnung. Denn der Betrieb wurde zu dieser Zeit baulich erweitert. Eine Scheune mit Stall für 18 Milchkühe wurde gebaut. Später kam ein schmuckes Häuschen dazu. Freudig und dankbar zog die Familie Anfang des neuen Jahrtausends ein. Heidi und Ernst Meier haben fünf Töchter, welche zwischen 1988 und 1997 zur Welt gekommen sind. Da war immer viel los, erinnert sich die Mutter.

Diagnose: Hirntumor

Wenige Jahre später bekam die junge Mutter und Bäuerin hartnäckige Kopfschmerzen und war immer müde. Ein Burnout war ihre erste Vermutung. Aber sie verdrängte die Symptome. Als weitere Krankheitszeichen dazu kamen, suchte sie den Hausarzt auf. Weitere Fachärzte stellten die Diagnose Hirntumor. Während der sofort angeordneten, schweren Operation erlitt Heidi Meier zusätzlich eine Hirnblutung. Der Tumor stellte sich zwar als gutartig heraus. Aber der Sehnerv beider Augen war operativ verletzt worden. Seither ist sie teilsblind, das heisst, sie sieht nur noch mit einem stark eingeschränkten Blickfeld. Schweren Herzens hat Meier ihren Auto- und Traktor-Fahrausweis annullieren lassen. Fahrradfahren geht. «Doch ich muss unheimlich aufpassen, weil ich auf beiden Augen rechts nichts sehe.»

Enttäuscht und traurig mussten Meiers realisieren, dass sich ein Teil ihrer Bekannten und Freunde angesichts von Heidi Meiers Behinderung zurück-zogen, erzählt sie. Andere seien glücklicherweise geblieben und ausserdem sind Neue dazu gekommen. Seit ihrer Krankheit ist die Pflege von Beziehungen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens geworden.

Mit der Unterstützung von tüchtigen Familienhelferinnen und der Mithilfe ihrer Familie schaffte Heidi Meier langsam den Weg in den Alltag wieder. Heute ist sie täglich im Stall – auch wenn die Kühe nicht so ihr Ding seien: «Wenn Ernst nicht da ist, melke und füttere ich unsere 18 Kühe allein. Auch bei der Heuernte kann ich mithelfen, auf dem Kran im Heustock.» Mit zwei benachbarten Landwirten pflegen

Meiers eine sehr gute Zusammenarbeit bei der Futterernte. Bei einem weiteren Nachbarn sind Galtkühe untergebracht. Heidis Mann arbeitet im Lohn für andere Bauern. Ein paar Dutzend können auf ihn zählen, wenn die Gülle im hügeligen Gelände des Zürcher Oberlands mit dem Schleppschlauch von Wegen und Strassen aus verteilt wird.

Sprechen war schwierig

Für Heidi Meier sind die Erinnerungen an die Zeit kurz nach der Operation schwierig. Sie war kaum belastbar, konnte sich nur auf eine Sache konzentrieren. «Als ich aus dem Spital entlassen wurde, musste ich mich enorm anstrengen, um mich wieder an alles zu erinnern. Sogar das Sprechen war schwierig», erzählt sie. Komplexe Abläufe, mehrere Arbeiten gleichzeitig erledigen: Für andere ist das Alltag. Für sie war es damals unmöglich. Den Garten musste sie ebenfalls aufgeben. «Mein Garten findet in den Blumenkistchen statt und in ein paar Rabatten rings ums Haus», bedauert sie. Der Alltag mit verschiedenen Einschränkungen forderten von ihr und ihrem Mann viel Geduld. Doch das Leben geht weiter. Im Rückblick hat Heidi Meier mit einem starken Glauben und Zuversicht viel an Lebensqualität zurückgewinnen können. «Ich habe mich verändert, bin gelassener geworden, geniesse das Spielen auf dem Cello oder Gespräche am Küchentisch.» Sie strahlt, wenn sie die Fotos des jüngsten Familienfestes anschaut. Es ist die Hochzeit der dritten Tochter: Fünf strahlende, selbstbewusste und eigenständige Frauen lachen und prosten sich zu. Auf weiteren Bildern sind ihre drei Enkelkinder zu erkennen. Laufgitter, Kinderfahrzeuge und Spiel-sachen im hellen Wohnzimmer zeugen davon, dass Heidi Meier regelmässig ihre Enkel hütet. «Ich bin dankbar, dass ich trotz vieler Einschränkungen meinen Mann auf dem Betrieb und unsere Kinder unterstützen kann.» 

«Ich musste mich enorm anstrengen, um mich an alles zu erinnern.»

Heidi Meier, Bäuerin, zum Alltag nach der Operation.