Seit 1992 bis 2003 bewirtschafteten Ueli und Hansueli Oppliger (Vater) den 52,4 ha grossen Pachtbetrieb der Burgergemeinde Bern in Toffen BE als Betriebsgemeinschaft. Seit 2003 sind die Gebrüder Ueli und Martin Oppliger am Ruder. Der Betrieb, welcher am Fusse des Belpbergs, an der Hauptstrasse zwischen Belp BE und Mühledorf BE liegt, ist nicht nur wegen der imposanten Scheune mit einer Länge von 50 Metern kaum zu übersehen. Nein: «Es war auch der erste Laufstall, der 1977 im Gürbetal gebaute wurde», sagt Ueli Oppliger. Und noch eines macht die Scheune bemerkenswert: Wegen des hohen Grundwasserspiegels wurde diese seinerzeit nicht auf Pfählen, sondern auf Schwimmern gebaut.

«Einen Grössenwahn»

Als diese Scheune mit 54 Kuhplätzen realisiert wurde, hiess es, jetzt hat die Burgergemeinde den «Grössenwahn bekommen». Damals wusste man noch nicht, dass dies 40 Jahre später Standard sein wird. In dieser Zeit bewirtschafteten Oppligers in Wabern BE noch einen anderen Pachtbetrieb, das Balsigergut. Für diesen Betrieb wurden vom Verpächter keine Investitionen mehr getätigt und eine Änderung der Situation war absehbar. So war die Familie Oppliger einer von 120 Bewerbern, welche sich 1991 auf den Pachtbetrieb in Toffen meldeten. «Mit etwas Glück erhielten unsere Eltern damals den Zuschlag», erzählen die Brüder Martin und Ueli Oppliger.

Viel verändert

Seither hat sich auf dem Milch- und Ackerbaubetrieb in Toffen viel verändert. So wird seit 13 Jahren mit einem Lely-Astronaut A3-Roboter gemolken. Dieser A3 war der Erste dieses Typs in der Schweiz. «Mit der Burgergemeinde Bern entschieden wir uns damals für einen Roboter und gegen die Sanierung des alten Fischgrätenmelkstandes», sagen die Betriebsleiter. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass laut Pachtvertrag der Verpächter Inhaber des Melkstands war und nicht die Oppligers. Beim Ankauf des Lely-Roboters übernahm die Burgergemeinde nur einen Teil der Kosten. «Die Mehrkosten gegenüber einem Melkstand mussten wir als Pächter übernehmen», sagt Ueli Oppliger voller Zufriedenheit.

Eine andere Zuchtrichtung

Wegen des Roboters nahm auch das Zuchtziel auf dem Betrieb eine andere Richtung. «Heute schaue ich vermehrt auf Stiere, welche mit einem Roboter-Logo ausgezeichnet sind», sagt der Züchter. Dabei sind ihm zu grosse Kühe, kurze Zitzen, eine enge Zitzenplatzierung hinten sowie ein zu starkes Zentralband ein Dorn im Auge. Und je besser die Kühe auf den Klauen laufen, desto besser kommen sie auch zum Melken. Und noch eine wichtige Erfahrung haben Oppligers in all den Jahren gemacht: «Heute bin ich überzeugt, dass die Jersey-Kuh die ideale Rasse ist für Melkroboter-Betriebe», sagt einer der Betriebsleiter. Die Jersey-Kuh sei einfach von Natur aus «gwundrig» und an Neuem interessiert. Oppligers müssen es ja wissen, denn neben Jerseys halten sich auch noch Red Holstein und Holsteinkühe in ihrem Stall. Aber eines machen die zwei Betriebsleiter klar: Auch mit einem Melkroboter gehe die Arbeit nicht aus, im Gegenteil. «Die Brunstbeobachtung, die Klauen schneiden, das Putzen, die Überwachung der Herde oder ganz einfach die Überprüfung der Daten der Milchkontrolle, gehört zu unseren täglichen Herausforderung.»

Die genetische Hornlosigkeit

Nicht nur ein Melkroboter hielt Einzug auf den Betrieb, sondern auch die genetische Hornlosigkeit. «Wir haben schon früh auf die Hornlosigkeit gesetzt», sagt Ueli Oppliger, der seine Kühe seit 23 Jahren selber besamt und deswegen auch einen Hofcontainer besitzt. Auch heute noch bezieht die BG die Genetik von mehreren Anbietern. «Die Qualität und das Angebot muss einfach stimmen», halten sie fest. Früher habe man vermehrt auch an Ausstellungen teilgenommen, heute sei dies vor allem wegen der Arbeitsbelastung auf dem Betrieb schwieriger geworden. Die Milch der gut 50 Kühe wird über den Milchkäufer Walter Arnold an die Néstle geliefert. Auch in Zukunft will man der Milchproduktion treu bleiben. «Wir streben aber keine Höchstleistungen an. Mit acht bis neuntausend Kilogramm pro Kuh und Jahr sind wir zufrieden.» Gefüttert wird das ganze Jahr mit einer Total-Mischration. Heu, Emd, Gras-, Maissilage, Zuckerrübenschnitzel und Kraftfutter sind die Komponenten.

Ein hoher Tierkomfort

Auch in den Tierkomfort wurde laufend investiert. Dazu gehört ein gosszügiger Laufhof für die Kühe. Für die Kälber gibt es einen Stall mit Auslauf an der frischen Luft und auch die Rinder werden je nach Alter in separaten Gruppen in Tiefstreue mit unterdachter Futterachse und Auslauf gehalten. «Dank diesem System können wir die Tiere altersgerecht füttern. Auch mit Lungenentzündungen oder sonstigen Krankheiten haben wir dabei wenig zu tun», sagt Oppliger. Auf dem Betrieb gibt es sowieso immer was zu tun: So ist Ueli Oppliger vor allem für die Kühe und das Büro verantwortlich. Sein Bruder Martin ist eher für die Kälber und den Ackerbau zuständig. Eigentlich könne aber jeder alle Arbeiten verrichten und man müsse dabei einander vertrauen. Dies sei umso wichtiger, sonst funktioniere eine BG auf Dauer nicht. Oppligers haben offenbar ein System gefunden, dass für sie und ihr Umfeld stimmt.

 

 

Betriebsspiegel

Name: Ueli und Martin Oppliger

Ort: Toffen BE

Ackerfläche: Insgesamt 54,4 ha (davon 35,8 ha von der Burgergemeinde Bern, die restlichen 16,6 ha sind in Einzelparzellenpacht)

Betriebszweige: Milchwirtschaft, Viehzucht, Vermietung eines Gebäudes an eine Bereiterin. Diese hält auf dem Betrieb mehrere Pferde

Viehbestand: 50 Kühe und 60 Stück Jungvieh

Ackerbau: 8 ha Mais, 5 ha Weizen, 2 ha Gerste, der Rest ist Grünland