50 Jahre alt ist der Standort Hohenrain des Berufsbildungszentrums für Natur und Ernährung (BBZN) Kanton Luzern. Gefeiert wird mit einem Mega-Klassentreffen Anfang Juli. 1800 Ehemalige und Partnerinnen werden verteilt auf zwei Abende der Sennweid nochmals ihren Stempel aufdrücken und in Erinnerungen schwelgen.

Früher Tag und Nacht

Für die BauernZeitung haben Anfang Woche bereits Vital Anderhub und Elias Arnold aus dem Nähkästchen geplaudert. Anderhub war vor 50 Jahren in Hohenrain, Arnold wird im Juli diplomiert. Ein halbes Jahrhundert liegt zwischen den beiden. Man trifft sich auf dem Lehrbetrieb von Arnold in Büron bei Familie Marfurt. «Es war halt alles neu vor 50 Jahren», berichtet Anderhub. Bei ihm ist der Vorname "Vital" Programm. Er kommt gerade von

einem Kletterwochenende im Tessin, leitet noch heute Touren für den Schweizer Alpenclub und spielte 30 Jahre aktiv Fussball. "Die wenigsten hatten ein Auto", erinnert er sich. Die Töfflis stiessen im Winter an ihre Grenzen. So übernachtete ein Grossteil in den 6er-Schlägen im Internat. Das schweisste zusammen, Anderhub hat noch heute Kontakt mit seinen damaligen Klassenkameraden. Dann erzählt man sich auch, wie man damals nach dem "Znacht" ab und zu das Weite suchte. "Wir waren immer da, wo etwas lief". Auch die gemäss Anderhub "hübschen Mädchen", die vor allem in der Schulküche engagiert waren, zogen die Jünglinge in ihren Bann. Heute gehen die Schüler abends nach Hause, berichtet Elias Arnold ruhig. Auch er nimmt den umständlichen Weg nach Schlierbach gerne auf sich. Der Zusammenhalt in der Klasse sei trotzdem gut. Man helfe einander, sagt der ehemalige Kanti-Schüler, dem es «ring» geht, wie er auf Nachfrage bescheiden antwortet.

Vollgas vor 50 Jahren

Dass die Schüler heute schwieriger seien, will der grossgewachsene Arnold nicht bestätigen. Es gäbe doch einige Regeln in Hohenrain, das Verhalten werde teils sogar benotet. Man habe wohl aus Erfahrungen gelernt und die Schrauben etwas angezogen, vermutet er. Beide schmunzeln. Vollgas war vor 50 Jahren nicht nur in den Wirtshäusern um die Landwirtschaftsschule, sondern auch produktionstechnisch das Motto. "Ökologie war höchstens ein Randthema", erinnert sich Anderhub. Ihm kommen eine Reihe Pflanzenschutzmittel in den Sinn, die längst verboten sind.

"Ökologie war höchstens ein Randthema."

Vital Anderhub, Eschenbach, war Schüler vor 50 Jahren

Eine neue Generation von Ladewagen, welche die "Auflader" ablösten, wurde damals in der Maschinenkunde präsentiert. Elias Arnold hat nicht den Eindruck, dass die Lehrer und Berater an den Landwirtschaftsschulen heute Dogmen verbreiten und etwa einseitig auf Ökologie setzen würden. Man zeige Fakten auf, etwa in der Milchproduktion mit dem Herdenvergleich Hohenrain. Dabei würden immer Vor- und Nachteile jeder Strategie besprochen. Automatisierungen sind ein Thema. Der Melkroboter konnte den Lehrling bislang nicht überzeugen. Jede Kuh täglich zwei Mal im Melkstand zu haben, findet er wichtig. Die Maschinen werden immer grösser, beide nicken. Die Traktoren wachsen mit. "Einige Anhänger lassen sich mit alten kleinen Traktoren gar nicht mehr ans Zugmaul nehmen", wirft Arnold ein. Warum das so sei, sei in der Öffentlichkeitsarbeit eine kommunikative Daueraufgabe für die Landwirtschaft, findet Anderhub. "Viele sehen nur die ­riesigen Maschinen auf den Strassen und hören von Direktzahlungen", weiss er. Nicht nur im Sport, auch im Gartenunterhalt hat er viele Kontakte ausserhalb der Landwirtschaft. Die Entfremdung der Gesellschaft von der Landwirtschaft beschäftigt den 70-Jährigen, wie er mehrmals betont.

«Es werden Vor- und Nachteile besprochen.»

Elias Arnold, Schlierbach, schliesst im Sommer ab

Der Dorflehrer diktierte

Tierhaltung und Pflanzenbau sind die Lieblingsfächer des 18-jährigen Junglandwirten Arnold. Schweissen und die Mechanisierung beispielsweise sind weniger sein Ding. Ebenfalls die Pflanzen und Baukunde interessierten Anderhub damals am meisten. Chemie am wenigsten. "Dorflehrer Falk gab uns Allgemeinbildung", dabei war noch Kopfrechnen angesagt und es gab Diktate. Man ist sich einig: Das waren noch Zeiten! Rechnen sei heute integrierter Bestandteil in produktionstechnischen Fächern. Etwa bei der Fütterung, nennt der Jüngere als Beispiel. Arnold und Anderhub verstehen sich auf Anhieb. Der Senior-Landwirt will immer wieder ­wissen, wie es heute ablaufe in Hohenrain "oben". Fürs Erinnerungsbild setzen sich die beiden auf einen alten Kramer, die Marke gibt es seit 1970 nicht mehr. "Der Oldtimer passt zu mir", sagt Anderhub.