Am Anfang stand – wie es oft im Leben ist – der Zufall. Priska von Ballmoos absolvierte einen Kurs über Fussreflexzonenmassage und lernte dabei eine ausgebildete Kinesiologin kennen. Sie diskutierten über verschiedene Krankheitsbilder und die Möglichkeit zur Behandlung ebendieser. «Da sagte sie mir, ‹bei diesem Krankheitsbild komme ich mit Kinesiologie weiter als mit Fussreflexzonenmassage›. Da habe ich dieses Wort zum ersten Mal gehört.»
Die Gesamtheit fasziniert
Das war 1994. Zwei Jahre später absolvierte die Bäuerin und gelernte Detailhandelsfachfrau aus Lyssach BE die ersten Kinesiologie-Kurse. Für den Abschluss der gesamten Ausbildung fand sie erst 2017 Zeit. Zuvor war sie mit den drei mittlerweile erwachsenen Kindern, der Direktvermarktung, der Vermietung der eigenen Wohnungen und dem Führen mehrerer Buchhaltungen ausgelastet genug.
Aber dazu später mehr, erst mal zurück zur Kinesiologie: «Mich fasziniert die Gesamtheit daran. Es ist eigentlich eine Art Sammelsurium, man bedient sich verschiedener Dinge aus verschiedenen Therapien, je nachdem, welches Feedback man aufgrund des Muskeltests vom Körper erhält.» Priska von Ballmoos gefällt an dieser Komplementärtherapie, dass man den Menschen als Ganzes betrachtet, inklusive der Psyche.
Auf Kinder spezialisiert
Sie ging jahrelang selbst zur Kinesiologie: «Ich habe einfach gemerkt, dass es bei den Themen, die ich angehen wollte, viel bewirkt hat. Mit der Kinesiologie stösst man auch die Selbstregulation an und baut Stress ab.» Manchmal sei sie auch zu ihrer Kinesiologin gegangen, ohne genau zu wissen, was behandelt werden sollte. Danach merkte sie: «Genau dieses Thema hat mich beschäftigt.» Deshalb sei die Gesprächsführung während der Therapie auch besonders wichtig.
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Seit sechs Jahren hat Priska von Ballmoos eine eigene Praxis. Ihre Klienten sind hauptsächlich Frauen, Jugendliche und Kinder. «Auf Kinder habe ich mich etwas spezialisiert. Ich arbeitet sehr gerne mit ihnen.» Bei den Kindern dominieren Themen wie Schul- und Schlafprobleme, Ängste oder Bettnässen. «Bei den Erwachsenen kommt wirklich alles. Von Bandscheibenvorfällen, über Stress, Erschöpfung, Menschen, die sich in ihrem Körper unwohl fühlen, bis hin zu Kindsverlust und anderen Trauerthemen.» Seit Corona seien es mehr psychische als körperliche Fragestellungen, sagt die Therapeutin.
Empathie und Fachwissen
Und die Männer? «Bislang kamen wenige. Ich glaube, Männer haben mehr Berührungsängste, wenn sie etwas nicht kennen oder weil es nicht so fassbar für sie ist. Manchmal haben sie wohl auch Respekt davor, was die Therapie auslösen könnte.»
Was braucht es denn, um eine gute Kinesiologin zu sein? Priska von Ballmoos überlegt eine Weile. «Empathie», sagt sie dann. «Und fundiertes Grundwissen, dass man die Ausbildungen gewissenhaft und komplett absolviert. Und man muss wirklich lernen, klientenzentriert zu arbeiten, in der therapeutischen Haltung zu bleiben und nicht zu sagen, ‹Ja, ich weiss, was du meinst, das ist mir auch schon passiert.›» Diese Abgrenzung sei nicht immer einfach. «Vor allem muss man Menschen gernhaben», fasst sie zusammen.
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In Bauerndorf aufgewachsen
Selbstständig zu sein und mit vielen Menschen zu tun zu haben, das kennt sie schon aus der Kindheit. «Meine Eltern hatten ein Schuhgeschäft.» Aufgewachsen ist sie in einem Bauerndorf, in Koppigen BE. «Daher war mir die Landwirtschaft schon immer vertraut. Meinen späteren Mann Samuel habe ich schon mit 17 Jahren kennengelernt. Ich wusste einfach, wenn ich diesen Mann heirate, werden wir bauern. Und das hat mir immer gefallen.»
Sie seien aber nicht den klassischen Weg gegangen. Samuel von Ballmoos hatte 30 Jahre lang eine Betriebsgemeinschaft mit einem Nachbarn. «Aus diesem Grund haben wir Frauen nicht viel draussen gearbeitet, sondern mehr im administrativen Bereich. Mein Kind ist die Direktvermarktung.» Seit 2000 hält das Paar Schottische Hochlandrinder. «Als wir mit dem Melken aufhörten, meinten die Männer, wir bräuchten Tiere, welche die ökologischen Ausgleichsflächen weiden würden», erklärt Priska von Ballmoos die Rassenwahl.
Fleisch wird direkt verkauft
Zeitweise lebten auf dem Hof 70 Tiere, aktuell sind es etwas weniger, weil in drei Jahren die Betriebsübergabe an eine Nichte und ihren Mann ansteht. Die Tiere werden erst zwischen 20 und 30 Monaten geschlachtet. «Deshalb ist es ein reifes, würziges, aber auch zartes Fleisch», erklärt Priska von Ballmoos.
Fünf Fragen an Priska von Ballmoos
Kinesiologe in einem Satz erklärt?
Meine Klienten fühlen sich nach der Therapie besser.
Dieses Gericht gelingt mir immer?
Roastbeef.
In einer Beziehung ist mir wichtig?
Ehrlichkeit.
Dafür hätte ich gerne mehr Zeit?
Um Fachzeitschriften zu lesen.
Mit dieser Person (tot oder lebend) möchte ich gerne mal abendessen gehen?
Mit Marc Trauffer.
Das Fleisch vermarkten sie komplett direkt, über einen Onlineshop und mehrere Verkaufstage. Ausserdem wird es im «Dorfbach-Märit» in Lyssach verkauft. Das Ladenlokal gehört dem Bauernpaar, aber sie vermieten es, genauso wie 12 Wohnungen. Die Liegenschaftsverwaltung ist ebenfalls eine ihrer Aufgaben. Daneben bauen sie Zwiebeln, Erbsen, Bohnen, Spinat, Zuckerrüben und Gerste an.
Praxis ausbauen
Langweilig wird es den beiden also nicht. «Bei der Kinesiologie bin ich am Hochfahren. Derzeit sind es etwa 20 bis 30 Prozent.» Die Praxis wird Priska von Ballmoos auch nach der Betriebsübergabe 2026 weiterführen, «ausserdem behalten wir die Nutzniessung an den Wohnungen. Das ist unsere Altersvorsorge».
In der Freizeit reist das Paar gern. Samuel von Ballmoos fährt bei Gelegenheit sein Motorrad aus und Priska von Ballmoos ist körperlich aktiv. «Turnverein, Walken, Ski- und Radfahren», zählt sie als Hobbys auf. «Manchmal mache ich aber auch einfach gar nichts, einfach nur ein Hörbuch hören zum Beispiel. Das kann ich auch gut.»
Weitere Informationen:
www.kinesiologie-lyssach.ch
www.power-farm.ch