«Täglich eine kleine Menge Nüsse und Samen geniessen», rät die neue Lebensmittelpyramide, die letztes Jahr vorgestellt wurde. Damit erhalten Baumnüsse, Haselnüsse, Mandeln und Co., zusammen mit Sonnenblumenkernen oder Leinsamen, einen sichtbaren Platz in der ausgewogenen Ernährung der Schweizer Bevölkerung. Sie sind in einem eigenen Feld auf der zweitobersten Stufe der Pyramide neben den Ölen und Fetten platziert.

Ernährungsfachleute empfehlen, zwischen verschiedenen Nüssen zu variieren, weil jede für sich ein etwas anderes Nährstoffspektrum hat. Ausgenommen von den Empfehlungen sind gesalzene Nüsse, damit der Salzkonsum nicht zusätzlich ansteigt. Zudem sind solche Kerne oft mit zusätzlichem Öl geröstet. Die Empfehlungen des täglichen Nusskonsums gelten zudem nicht für Personen mit Nussallergien, was ein bis zehn Prozent der Bevölkerung betrifft. Auch Personen mit Gicht und Rheuma müssen die Menge mit ihrem Arzt absprechen.

Proteingehalt aufwerten

Nüsse enthalten von Natur aus viel Fett. Deshalb wurden sie lange zurückhaltend empfohlen. Tatsächlich ist der Anteil beachtlich; der natürliche Gehalt schwankt je nach Nussart zwischen 50 und 74 Gramm pro 100 Gramm. Angst vor einer Gewichtszunahme ist aber unbegründet, wenn man täglich eine kleine Handvoll isst. Das entspricht etwa vier Baumnüssen oder rund 15 bis 20 Gramm.

Neben der konzentrierten Energie liefern Nüsse lebensnotwendige Fettsäuren und fettlösliche Vitamine (z. B. Vitamin E). Zudem sind sie reich an Nahrungsfasern, Proteinen, Mineralstoffen (wie etwa Magnesium, Eisen, Calcium, Phosphor), Vitaminen (vor allem aus der B-Gruppe, E und wenig A) sowie sekundären Pflanzenstoffen.

Für Sporttreibende und Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, werden Nüsse auch bezüglich ihres Proteingehaltes interessant. Werden sie mit anderen pflanzlichen Proteinquellen wie Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Sojaprodukte kombiniert, kann die Proteinversorgung auf natürliche Weise verbessert werden. Etwa ein Birchermüesli mit Nüssen anreichern, oder Nussbrot geniessen. Ausserdem enthalten sie die essenzielle Aminosäure Leucin in nennenswerter Menge. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau und dem Erhalt der Muskulatur, was auch bei körperlich schwerer Arbeit oder für Sporttreibende von Bedeutung ist. Besonders Baumnüsse enthalten einen hohen Omega-3-Anteil und Lezithin; ein Baustoff der Nervensubstanz. Sie können deshalb einen positiven Einfluss auf Herzkreislauf und das Gedächtnis haben.

Kein Grenzschutz

Nüsse haben eher negative Ökobilanzen, wie Niels Jungbluth von der Umweltberatungsfirma Esu Services in Schaffhausen auf seiner Webseite schreibt: «Nüsse sind aufgrund des geringen Wassergehalts und der geringeren Erträge eher landwirtschaftliche Produkte mit hohen Umweltbelastungen pro Kilogramm.»

Dazu kommt, dass Mandeln in Kalifornien oder Haselnüsse in der Türkei meist in Monokultur und mit hohen Pestizideinsätzen produziert werden. Der Wasserbedarf variiert je nach Nussart. In der Gesamtbilanz des Experten schneidet die Cashewnuss am schlechtesten ab. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand Mandeln, gefolgt von Haselnüssen. Nussöle schneiden schlechter ab als Kerne, da der Presskuchen nach der Ölgewinnung höchstens als Tierfutter verwendet wird.

Der Anbau ist das eine. Doch auch die Verarbeitung ist bei Nüssen oft fragwürdig. So werden Cashew teilweise in Afrika geerntet und aus Kostengründen für das Schälen nach Asien verschifft. Das Öffnen der Schale ist komplex, das Schalenöl darf den Kern nicht angreifen. Es ist so stark, dass es bei den Arbeiterinnen zu Verätzungen führt und ihre Fingerkuppen zerstört.

Die Schweiz importiert gemäss Zollstatistik knapp 4000 Tonnen, vorwiegend aus Vietnam und Indien. Am meisten eingeführt werden Mandeln. Die über 10 000 Tonnen stammen vor allem aus den USA und Spanien. (Zahlen gerundet; grossmehrheitlich ohne Schale). Dazu kommen Pistazien aus dem Iran und Amerika, Macadamia aus Südafrika oder Kenia und weitere Nussarten.

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Angebot noch klein

Aus nachhaltiger Sicht sind einheimische Nüsse zu bevorzugen. Doch das inländische Angebot kann nur einen geringen Teil der Nachfrage abdecken. Dabei gedeihen Nüsse auch in unserem Klima. Nussbäume gehören seit der Römerzeit zum Waadtländer Landschaftsbild. Das Öl «Huile de noix vaudoise» ist seit dem Ende des 13. Jh. nachgewiesen. Seit 2020 gibt es das Öl auch AOP-zertifiziert.

Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz knapp 95 Tonnen Baumnüsse geerntet. Um die Nachfrage zu decken, wurden zusätzlich rund 4500 Tonnen vorwiegend aus Frankreich und den USA eingeführt. Auch bei Haselnüssen ist der Kanton Waadt Spitzenreiter. Rund die Hälfte der 43 ha Haselsträuche stehen im welschen Kanton. Dazu kommen über 9200 Tonnen, in erster Linie aus der Türkei, in die Schweiz.

Zwar stellt der Schweizer Obstverband einen vermehrten Anbau von Schalenfrüchten in der Schweiz fest. Insbesondere der Anbau von Haselnüssen nahm letztes Jahr gemäss ihren Angaben um über 220 Prozent zu. Weil Nüsse aber ein freies Importprodukt sind und damit weder Zöllen noch anderen Regulierungsmassnahmen unterliegen, ist die inländische Ware unter starkem Preisdruck.