«So wie ich in den Wald rufe, tönt es zurück. Daher lohnt es sich, auch in Konfliktsituationen ruhig und sachlich zu bleiben», sagte Felix Würth am Profi Milktag, der von den Thurgauer Milchproduzenten (TMP) und den Vereinigten Milchbauern Mitte-Ost (VMMO) organisiert wurde und am Montag am Arenenberg in Salenstein stattfand. Thema des Anlasses waren die Ansprüche an die Landwirte in Bezug auf die Kommunikation, etwa mit den Behörden und der Bevölkerung. 

Sicht aus doppelter Perspektive 

Felix Wirth bewirtschaftet mit seiner Frau einen Milchvieh- und Schweinebetrieb und ist seit vier Jahren Stadtrat im thurgauischen Amriswil. Den Umgang mit den Behörden kennt er daher aus doppelter Perspektive, als Landwirt wie auch als Behördenvertreter. Ob in dieser oder jener Position: Eine Bedingung für eine erfolgreiche Kommunikation sei für ihn, dem Gegenüber Respekt zu zollen, sagte der Thurgauer. Dies auch in Konfliktsituationen: «Es braucht Verständnis für den Gesprächspartner, was nicht immer einfach ist. Vor allem, wenn es emotional wird», so Würth. «Doch gerade dann ist Fingerspitzengefühl besonders gefragt». 

Ruhiges Verhalten lohnte sich

Besonders herausfordernd sei es für ihn, wenn er in seiner Funktion als Stadtrat Kommissionsentscheide mittragen muss, die nicht im Sinne der eigenen Berufskollegen sind. Aber auch als Landwirt hat er schon schwierige Situationen mit Ämtern erlebt. Zuletzt, als der geplante Neubau des Milchviehstalls nicht bewilligt wurde. Dass es ihm gelungen sei, im Gespräch mit den Baubehörden ruhig zu bleiben, habe schliesslich die Türen für ein neues, erfolgreiches Bewilligungsverfahren offengehalten. 

Dennoch, räumte Würth ein, als Bauer sei man Unternehmer und müsse sich nicht alles gefallen lassen. «Es ist wichtig, die eigenen Standpunkte und Ziele klar vor Augen zu haben.» Zum Schluss empfahl er den Landwirtinnen und Landwirten, sich vermehrt öffentlich zu engagieren. «So könnten wir mit Aufklärungsarbeit viel bewirken.»

Klare Regeln aufgestellt

Von seinen Erfahrungen im Umgang mit der Bevölkerung sprach Lukas Rediger. Er bewirtschaftet seit sechs Jahren mit seiner Frau das Margarethengut im baselländischen Binningen. Der Biobetrieb von 60 Hektaren mit Milchkühen und Ackerbau liegt direkt am Stadtrand von Basel, zirka 10 Gehminuten vom Bahnhof entfernt. «Wir pflegen eine Willkommenskultur», erzählte Rediger. «Bei uns kommen täglich 50 bis 100 Leute vorbei, die bei fast allem zuschauen dürfen, zum Beispiel auch bei Kälbergeburten.» 

Der Einblick in den Betrieb birgt laut dem Biolandwirt die Chance, ein positives Bild der Landwirtschaft zu vermitteln. Er bedingt jedoch auch, dass auf dem Betrieb klare Regeln für die Kommunikation aufgestellt werden. So legt man auf dem Margarethengut etwa Wert auf saubere Kleidung und entsprechende Umgangsformen. Letztere beschränkten sich nicht nur auf Menschen, auch ein würdevoller Umgang mit den Hoftieren sei für das Image wichtig, betonte Rediger. Auch wie über bestimmte Sachverhalte Auskunft gegeben wird, ist auf dem Betrieb festgelegt.

Als heikles Thema nannte der Basler zum Beispiel die Wegnahme der Kälber von den Müttern. «Landwirtschaft ist komplex, das ist nicht allen Aussenstehenden klar», sagte er. «Doch unsere Bemühungen lohnen sich. Das Feedback der Bevölkerung ist vorwiegend positiv.» Negative Rückmeldungen gebe es nur ganz wenige, dafür seien viele Kunden für die Direktvermarktung zu gewinnen. Dennoch empfahl Rediger, sich mit dem eigenen Umgang mit negativer Kritik auseinanderzusetzen. Diese sei oft nicht persönlich gemeint. Als wichtig erachte er, dass man schnell erkennen müsse, ob das Gegenüber überhaupt an einem Dialog interessiert ist. Der Umgang mit Kritik und gezielter Kommunikation sei lernbar. Darin zu investieren, lohne sich, so Rediger: «Es warten viele tolle Begegnungen, wenn man sich darauf einlässt.»

Wie Kommunikation gelingen kann
Die Teilnehmer(innen) trugen in Workshops unter anderem folgende Ratschläge für den Umgang mit Behörden und Bevölkerung zusammen:

Behördenkontakte (z. B. Kontrollen, Bauplanung)
-Sich (wenn möglich) sehr gut auf Gespräch vorbereiten
-Behörden früh in Baupläne einbeziehen
-Um Beratung anfragen
-Gegenüber nicht vor Tatsachen stellen
-Sich auf Dialog einlassen und kooperativ verhalten
-Im Gegenüber den Menschen dahinter sehen

Bevölkerung:
-Zeit nehmen für Gespräche
-Sachlich informieren
-Anlässe organisieren, z. B. für die Nachbarschaft, Schule
-Infotafeln der Verbände nutzen