Vielerorts stehen Laubbläser im Kreuzfeuer der Kritik: Denn sie wirbeln je nach Einsatzart Feinstaub und Tierkot auf, töten Kleintiere und zerstören die für die Humusbildung wichtigste oberste Bodenschicht. Zudem lärmen einige Geräte wie Presslufthammer. Städte wie Zürich oder Genf kennen daher ein saisonales Laubbläserverbot.
Doch Laubbläser können die Biodiversität nicht nur zerstören, sondern sogar fördern. Worauf es beim Einsatz der Geräte ankommt, zeigte die Stiftung Naturama mit Sitz in Aarau in einem Kurs in Suhr AG.
Kaum Studien vorhanden
«Es gibt fast keine Studien zum Thema», sagte David Preiswerk zum Auftakt. Zusammen mit Thomas Baumann leitete er den Kurs. Beide sind sie Projektleiter Naturförderung am Naturama. Einzig Agroscope veröffentlichte 2014 eine Studie, wie sich Heubläser nach vier Jahren auf die Pflanzenvielfalt einer Wiese auswirken.
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«Die Analyse der Daten ergab keinen Einfluss des Heublasens auf Artenvielfalt, Artenzusammensetzung, Ziel- und Leitarten und Deckung der Moose», schreiben die Forscher in der Zusammenfassung. Die Wirkung auf Kleintiere wurde nicht untersucht. Dieses Jahr wurden auf den entsprechenden Wiesen nochmals eine Pflanzenbestandesaufnahme gemacht. Die Auswertungen kommen im Laufe des Winters.
Streuschicht erhalten
Generell bilden Blätter, die von den Bäumen fallen, die wichtige «Streuschicht», wie die oberste Bodenschicht aus organischen Abfällen genannt wird. Sie ist wichtig für die Humusbildung und hier lebt auch eine grosse Artenvielfalt.
«Das heisst, man sollte diese Streuschicht nur dort wegblasen, wo es wirklich nötig ist, zum Beispiel auf Kiesflächen oder wo der Boden versiegelt ist», erklärte Thomas Baumann. Der Agronom bewirtschaftet den Biohof Galegge in Suhr. «Dort, wo es keinen Vorteil bringt, sollte man sie nicht einsetzen.»
Deutlich schneller
Vorteile bringen Laubbläser in der Landwirtschaft etwa auf Hochstammwiesen, wenn der Traktor nicht unter den Ästen der Bäume durchkommt. Thomas Baumann weiss aus Erfahrung: «Hier kann man mit einem Laubbläser in einer Viertelstunde erledigen, was sonst anderthalb Stunden Handarbeit braucht.
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In der Landwirtschaft sind Laubbläser oft sinnvoll, weil sie leistungsstark sind.» Zudem: Hält sich der Aufwand in Grenzen, bleiben Hochstammwiesen eher erhalten, was der Biodiversität zugutekommt.
Wirtschaftlich arbeiten
Praktisch sind die Geräte auch an Hängen und Böschungen. «Steilflächen ohne Laubbläser zu bewirtschaften, ist nicht rentabel und die Anschaffung eines Twisters lohnt sich nicht überall», sagte Thomas Baumann.
Ideal ist dabei, wenn man Schnittguthaufen anlegt, als Zufluchtsort für Erdkröten, Bergmolche, Blindschleichen oder Igel. Eine Alternative ist, das Laub dort, wo möglich, unter Büsche zu blasen.
Dort zerfällt das meiste Laub, auch in milden Wintern. Ausnahmen sind etwa die Blätter von Platanen und Nussbäumen, sie enthalten viele Gerbstoffe. Doch auch sie sollte man im Herbst anhäufeln und erst im Frühling entfernen, was nicht verrottet ist.
Akku statt Motor
Für welche Art von Laubbläser man sich entscheidet, hängt vom geplanten Einsatz ab. Generell sind Bläser mit Akkus deutlich leiser als solche mit Motor. Allerdings bringen Akku-Geräte erst etwa 70 Prozent der Leistung eines Motorbläsers.
Da die Benzinbläser Luftströme von bis zu 150 km/h erzeugen, reicht das in vielen Fällen aber aus, auch bei feuchtem Laub. Wenn es doch ein Motorgerät sein soll, haben 4-Takt-Motoren bessere Emissionswerte als 2-Takt-Motoren. Ganz verzichten sollte man auf Laubsauger, da sie Kleinlebewesen zerhacken.
Im Idealfall setzt man Laubbläser ein, wenn das Laub noch feucht ist. Ist es ganz trocken, wird mit dem Gerät zu viel Staub aufgewirbelt. Doch die «ideale» Tageszeit zu finden, ist gar nicht so einfach: Am Morgen sind zwar die Blätter oft noch feucht, doch Insekten wie etwa Grashüpfer haben dann noch steife Beine und können sich nicht in Sicherheit bringen.
Links und rechts des Wegs
Werden Waldwege mit dem Laubbläser gesäubert, bläst man die Blätter und damit die Mikroorganismen am besten nach links und rechts. Thomas Baumann: «Dort fördert das Laub die Biodiversität. Das ideale Zeitfenster dafür ist, wenn 80 bis 90 Prozent des Laubes unten ist.»
Und was tun, wenn Passanten reklamieren? Maschine anhalten und erklären, warum richtig eingesetzte Laubbläser nicht per se Biodiversitätskiller sind.