«Man ist, was man isst, das wurde mir im Laufe meiner Sportlerkarriere immer deutlicher bewusst», erklärte Ruderweltmeister Roman Röösli an der Podiumsdiskussion im Nachgang der GV des Ernährungsforums Stadt Land. Er sei mit einer ausgewogenen Ernährung mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln, an welche sich sein Körper bereits gewöhnt habe, am besten gefahren.

«Mit zunehmendem Alter merkte ich, welche Lebensmittel mir guttun und welche nicht», so Roman Röösli. In der heutigen Zeit sei sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft ein klarer Trend hin zu einer kompletten körperlichen Überwachung spürbar. Puls, Schlafqualität und anderes würden gemessen. Infolgedessen hörten die Menschen immer weniger auf die eigenen körperlichen Signale. Er habe in Verletzungs- und Krankheitsphasen erkannt, dass es zielführender sei, auf den eigenen Körper zu hören und die Ursache statt nur die Krankheit zu bekämpfen.

In der Ausbildung zum Bio-Landwirt 

Nach seinem Masterabschluss in Water Science, Policy and Management in Oxford (GB) kam bei ihm das Bedürfnis auf, die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Im letzten August nahm er dann die Zweitausbildung zum Bio-Landwirt EFZ in Angriff. «Wissenschaft und Theorie sind schön und gut, aber schlussendlich müssen diese Ansätze in der Praxis auch umgesetzt werden können», so der gebürtige Sempacher. Auf seinem aktuellen Bio-Lehrbetrieb bei Toni Büchler in Altbüron habe er bereits viel Spannendes gelernt.

Vom Topathleten zum Biobauern
Der in Sempach aufgewachsene Roman Röösli war bis ins Jahr 2024 ein erfolgreicher Ruderer. Seine grössten Erfolge feierte er zusammen mit Andrin Gulich. 2023 wurden die beiden im Zweier ohne Steuermann Weltmeister, im vergangenen Jahr gewannen sie an den Olympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille. Der 1,91 m grosse Roman Röösli hat einen Bachelor in Betriebswirtschaft und schloss an der Universität Oxford den Master MSc in Water Science, Policy and Management ab. Aktuell ist er auf dem Hof Isehuet in Altbüron im ersten Jahr der Zweitausbildung zum Bio-Landwirt EFZ, welche er 2026 abschliessen möchte. Auf diesen Zeitpunkt sucht der bald 32-Jährige in der Zentralschweiz einen Bauernhof zur Übernahme.[IMG 2]

Bis zu 90 Prozent Bioprodukte

Einen interessanten Ansatz verfolgt auch das Spitzensport-Zentrum OYM in Cham. Der Anteil an Bioprodukten liege in der hauseigenen Gastronomie bei 80 bis 90 Prozent, so Sport- und Ernährungswissenschaftlerin Joëlle Flück. «Wir sind überzeugt vom Mehrwert von Biolebensmitteln. Die Gesundheit unserer Athleten hat höchste Priorität. Unser Ziel ist es nicht nur, den Körper mit den richtigen Nährstoffen zu versorgen, sondern auch schädliche Stoffe wie Antibiotika oder künstliche Süssstoffe auszuschliessen», so die Ernährungsexpertin. Viele dieser Stoffe hätten einen negativen Einfluss auf das Mikrobiom und damit auf die menschliche Gesundheit.

Aufklärung ist herausfordernd

Die Verpflegung im OYM-Restaurant starte immer mit Rohkost-Gemüse. «Das Bewusstsein und die Akzeptanz des gesundheitsfördernden Effektes von Biogemüse und -obst sind aber bei jungen Menschen oftmals noch zu wenig vorhanden», betonte die Ernährungsexpertin. Entsprechend herausfordernd sei die Aufklärungsarbeit. Die Vermittlung von Wissen in der Bevölkerung sei dringen nötig, erklärte auch Andres Bircher vom medizinischen Zentrum im glarnerischen Braunwald in seinen Ausführungen: «Aufklärung ist der Ausweg des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit, das hat schon der Philosoph Immanuel Kant gesagt.»

«Muss der Mensch über schlechte Erfahrungen bei seinem eigenen Wohlbefinden zur Bedeutung einer gesunden Ernährung finden oder ist die Aufklärung der bessere Weg?», fragte die Podiumsleiterin Sabine Heselhaus in die Runde. «Die Menschen wissen um den Einfluss von schlechten Lebensmitteln. Der Konsument muss klar sagen, was er will», betonte Agronom Simon Jöhr. Einerseits werde sauberes Trinkwasser gefordert, andererseits aber zu Billigprodukten gegriffen.

Es gilt, Nachfrage zu generieren

«Die Biobauern werden jährlich zertifiziert, das sollte beim Konsumenten auch geschehen», so der Bodenexperte weiter. Konsumenten sollten jährlich einen Landwirtschaftsbetrieb besuchen und ihr eigenes Konsumverhalten deklarieren müssen, schlug Simon Jöhr vor. Ein gesundheitsbewusster Konsum könnte so über tiefere Krankenkassenkosten oder Steuerabzüge belohnt werden. Während der Covidkrise hätten sich viele Konsumenten um ihre Gesundheit gesorgt. Gesunde und lokale Lebensmittel seien plötzlich enorm gefragt gewesen.

«Dadurch bekam die Direktvermarktung, vor allem auf Biobetrieben, einen grossen Schub», so Jöhr weiter. Leider habe die hohe Nachfrage nicht lange angehalten. Diese Entwicklung bedauerte auch ein Votant aus dem Publikum: «Letztendlich muss ein bestimmter Anteil der Bevölkerung dazu gebracht werden, sich biologisch zu ernähren, damit eine Nachfrage generiert werden kann. 90 Prozent der in der Schweiz konsumierten Lebensmittel sind immer noch konventionell.»

GV des Ernährungsforums
Gut ein Jahr nach der Gründung fand die erste ordentliche Generalversammlung des Ernährungsforums Stadt Land (EFSL) statt. Die Organisation verfolgt zwei Hauptziele: Einerseits soll ein nachhaltiges Ernährungssystem gefördert werden, anderseits eine Plattform für die Zusammenarbeit von Konsumierenden, Produzierenden, Vertreibenden, Verarbeitenden und der Gastronomie geschaffen werden.

Neben Ärztinnen und Ärzten sind mit Bio-Luzern-Co-Präsident Christian Galliker, Bio-Füür-Zentralschwiiz-Projektleiterin Astrid Burri und dem BBZN-Rektor Renato Isella mehrere Personen mit Bezug zur Landwirtschaft im Vorstand. Den Austausch im EFSL erlebe er als sehr spannend, erklärt Christian Galliker. Es käme enorm viel Fachwissen aus verschiedensten Bereichen zusammen. Als besonders wertvoll bezeichnete er die Möglichkeit, die Sicht der Landwirtschaft direkt einzubringen. Als Instrumente nutze und fördere das EFSL Informations- und Netzwerkveranstaltungen sowie Reallabore und Pilotprojekte. Mittelfristig werde neben den physischen Anlässen eine digitale Plattform für den Austausch von Wissen und Best Practices sowie die Vernetzung aufgebau
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