«Nein, in Schwyz wird es heuer keine weissen Weihnachten geben», antwortet Wetterprophet Roman Ulrich dem hoffenden Besucher aus dem Flachland. «Wir hier im Bisisthal werden aber etwas Schnee schaufeln müssen.»

Der einzige Wetterprophet aus dem Muotathal

Für die Prognose, dass im oberen Bisisthal im Dezember Schnee fällt, braucht es allerdings keine grossen meteorologischen Kenntnisse. Roman Ulrichs Heimet Bergli liegt in der Nähe der Glattalp, wo es regelmässig Kälterekorde gibt. Roman Ulrich, genannt «Jöri», wurde 2016 aus drei Bewerbern zum sechsten Wetterschmöcker auserkoren. Aktuell ist er der einzige «richtige» Muotathaler Wetterprophet, seine Kollegen kommen von ausserhalb des Bergtales.

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Hohe Maschinenkosten im Berggebiet

Seine Referate rund ums Wetter sind begehrt, teilweise ist er wöchentlich mehrmals unterwegs. «Ich mache das gerne, man lernt viele interessante Menschen kennen und es ist auch ein schöner Ausgleich zur Arbeit auf dem Betrieb», so der 50-jährige Bergbauer. Zudem könne er so als Wetterprophet auch Werbung für das Muotathal machen, wovon Gewerbe, Tourismus und auch die Landwirtschaft profitieren könnten.

Betriebsspiegel Bergli
Betriebsleiter: Roman Ulrich
Ort: Bisisthal SZ
Fläche: 15 ha in der Bergzone 4 auf 1100 m ü. M.
Viehbestand: 10 Milchkühe, 10 Aufzuchttiere, 20 Mastkälber und 8 Ziegen.
Arbeitskräfte; Roman Ulrich und seine Partnerin, Familienmitglieder bei Arbeitsspitzen.

Rund 15 Hektar Land bewirtschaftet Roman Ulrich. Er kann zwar alles mit dem Motormäher mähen, dennoch ist die Futterernte arbeitsintensiv. Er werde zukünftig keine zusätzlichen Flächen pachten. Mit dieser Grösse habe er genügend Arbeit. Zudem würde das Bewirtschaften von hoffernen Parzellen die heute schon enorm hohen Maschinenkosten nur noch weiter steigern. Ulrichs imposanter Laufstall wurde 2007 erbaut und im vergangenen Jahr auf der Längsachse noch um 10 Meter auf rund 40 Meter verlängert.

Knapp zehn Original-Braunvieh-Kühe, gleich viele Aufzuchttiere und je nach Milchmenge bis 20 Mastkälber stehen im hellen und grosszügigen Stall. Nicht unerwähnt dürfen die Geissen bleiben, zu welchen «Jöri» einen besonderen Bezug hat. Im grossen Stallgebäude hat es genügend Platz, um alle Maschinen und Gerätschaften über den Winter unter Dach zu lagern. Das sei auch nötig. Auch wenn sein Betrieb nur auf 1100 m ü. M. liege, könne es enorme Schneemengen geben. «1999, als wir unser Wohnhaus bauten, hatten wir eine Schneehöhe von drei Metern.»

«Mir sollte es kein Heu verregnen.»

Roman Ulrich, Wetterprophet

Spezielle Wettersituation im Bisisthal

Das Wetter im Bisisthal unterscheide sich zu Gebieten wie dem Schwyzer Talkessel. Nach Fronten würden sich die Wolken einnisten. «Ohne Wind dauert es bei uns meist lange, bis sich die Sonne durchsetzt.» Dafür könne er sich bei Südwestwind darauf verlassen, dass das Wetter hält und er sein Heu ins Trockene bringt. «Nein, einem Wetterpropheten sollte es eigentlich sowieso kein Heu verregnen», entgegnet Roman Ulrich dem Fragenden mit einem Augenzwinkern und ergänzt, dass das zumindest in diesem trockenen Sommer auch so gewesen sei. Das Wetter hätte sich in den vergangenen Jahren schon gewandelt. Die Vegetation dauere länger. «So schönes Herbstwetter wie dieses Jahr im Oktober gab es früher höchstens bis Ende September.»

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Bewährte Bauernregeln 

Die Grundlage für seine Prognosen sind Bauern- und allgemeine Wetterregeln. So achtet er etwa auf den Siebenschläfertag. «So wie das Wetter an diesem Tag ist, sollte es die folgenden sieben Wochen bleiben.» Roman Ulrich verfügt über ein aussergewöhnliches Gedächtnis und weiss von speziellen Wetterereignissen die genauen Kalenderdaten. Das Wetter interessiert ihn schon seit dem Kindesalter, die Witterungsverhältnisse in seinem Tal beobachtet er genau. Seine Prognose für den letzten Sommer sei allerdings nicht wirklich treffend gewesen. Zumindest eine Voraussage der sechs Propheten sei aber meist zutreffend, so Roman Ulrich lachend.

Meteorologen-Verein Innerschwyz
Der Meteorologen-Verein Innerschwyz wurde 1947 im Muotatal gegründet und zählt heute 4300 Mitglieder. An der jährlich stattfindenden Generalversammlung präsentieren die sechs Wetterschmöcker ihre persönlichen Prognosen. Teils nehmen an diesem unterhaltsamen Anlass über 1000 Personen aus Nah und Fern teil. Jeweils Ende April und Oktober geben die sechs Wetterschmöcker ihre Halbjahres-Prognosen ab. Wie treffend die Voraussage dann gewesen ist, wird von einer Jury ausgewertet. Der erfolgreichste Prophet darf sich ein halbes Jahr lang Wetterkönig nennen.