Wie jedes Jahr habe ich Anfang März Tomaten ausgesät. Das ist immer ein freudiges Zeichen, dass der Frühling kommt. Ich lasse die Saatschale in der Küche und schaue jeden Tag, ob etwas guckt. Es dauert recht lange, bis die Samen keimen. Eines Tages stossen grüne Spitzchen aus der Erde, welch eine Freude! Ich zügle die Schalen ans hellste Fenster, schütze sie vor zu starker Sonne und stelle sie an warmen Tagen an die frische Luft. Denn auch am Fenster werden die Sprosse lang, weil sie sich nach dem Licht recken. Jedes Jahr setze ich die zu langen Setzlinge in den Garten.

Mist macht sie stark

Weil ich sie tief pflanze, sieht man das nicht, sie machen dafür mehr Wurzeln und der Mist im Pflanzloch lässt sie zu schönen, starken Stöcken heranwachsen. Wenn an ihnen im Spätsommer die Tomaten zahlreich reifen, sieht man ihnen die magere Jugendzeit nicht an. Letzte Woche habe ich eines Abends vor dem erwarteten Nachtfrost überlegt, ob alles im Haus ist, was erfrieren könnte, und bin sorglos ins Bett gegangen. Am Morgen erblickte ich vor dem Fenster die Tomatenpflänzchen mit hängenden Köpfen.

Die erste Saat keimte doch noch

Es hat wieder geschneit und ist kühl. Sonst hätte ich bereits Kefen gesteckt und Rüebli gesät. Mich erfüllt immer ein Hochgefühl, wenn ich mit blossen Fingern Kreise in die warme Erde zeichne, Böhnchen hineinlege und sie mit der Hand zudecke. Zu meiner Freude dauert es nie lange, bis Spitzchen aus der Erde gucken. Da verlangen die Rüebli schon mehr Geduld von mir. Ich habe sie manchmal früh gesät, dann musste ich ein- oder gar zweimal nachsäen. Ob früh oder spät, wirklich jedes Jahr glaube ich, es wachse nichts. Letztes Jahr säte ich nochmals und da keimte auch die erste Saat, etwas spärlich zwar. Aber die Rüebli wurden sehr gross, die späteren holten sie nicht ein.

Früher habe ich alle Setzlinge selber gezogen. Und immer war der günstige Platz für die Aufzucht zu knapp, nachdem ich pikiert hatte. Jetzt säe ich noch Tomaten, Basilikum, Zucchetti, Broccoli, manchmal auch noch anderes. Obwohl ich gar nicht mehr im Haus säen will. Aber es juckt mich in den Fingern an schönen Tagen im März und ich säe wieder. Doch bald kann es losgehen, draussen im Garten, mit Rüebli, Kefen, Randen, Salat, Kohlrabi.

Tomatensetzlinge haben überlebt

Die Tomaten heben ihre Köpfchen und schieben ein neues Blatt aus dem Stängel. Nur wenige sind erfroren. Mein Bruder schreibt, er habe alten Samen ausgesät und unerwartet viel sei gekeimt. Er mag die Pflänzchen nicht wegwerfen und wäre deshalb froh um Abnehmer. Ich sehe schon, ich werde diesen Sommer wieder Tomaten verschenken.