In Niederwil bei Adlikon hat der langjährige Sekundarschullehrer Sepp Schneider über Jahrzehnte Alltagsgegenstände aller Art und alte landwirtschaftliche Geräte gesammelt, um diese vor allem im Geschichtsunterricht als Zeitzeugen einzusetzen. «Ich habe Anfang der Achtzigerjahre damit begonnen», erklärt Schneider. Viele der Gegenstände sind ihm, der in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist, vertraut.

Ein kleines Museum

Die Sammlung umfasst viele Gegenstände und Gerätschaften, welche bereits industriell oder gewerbsmässig hergestellt wurden. Doch vieles in seiner Sammlung sind Unikate, die von erfinderischen und kreativen Handwerkern oder Bauern entwickelt und gebaut wurden. Im Ökonomieteil von Sepp Schneiders Bauernhaus ist so auf mehreren Stockwerken ein kleines Museum entstanden.

Diese Sammlung hatte durchaus ihren Hintergrund und Sinn, wie Schneider mehrmals deutlich macht. Er nutzte die Gegenstände für den Geschichtsunterricht an der Sekundarschule in Andelfingen, wo er zwischen 1978 und 2015 unterrichtete. «Die Geschichte ist ein sehr trockenes Fach. Doch mit solchen Zeitzeugen konnte auch spannend und lehrreich unterrichtet werden», meint er. Dabei gehörten viele den heutigen Schulkindern bereits sehr fremde oder kaum bekannte Gegenstände noch für deren Eltern zum Alltag.

Pflugsammlung

Eine spezielle Rolle nimmt in Schneiders Sammlung der Pflug ein. Hier spielt der Andelfinger Schmiedemeister Albert Schmid eine sehr wichtige Rolle. Er fertigte mit grossem Geschick und Erfindergeist verschiedenste Pflugmodelle an – zuerst für den Pferde- oder Kuhzug, später auch Wende- und Winkelpflüge für Traktoren. Eine seiner Erfindungen ist die Entwicklung einer Wendevorrichtung an traktorgezogenen Pflügen, die er 1954 ­patentieren liess. Einige dieser Modelle findet man in der Sammlung von Schneider. Die Pflugmodelle von Albert Schmid machten auch Karriere. 1963 übernahm der bekannte Pflugbauer Althaus mit Sitz in Ersigen die Andelfinger Pflugfabrik.

Jedem Gerät seinen Zweck

Doch auch einfache Gerätschaften und oftmals sehr einfach, aber zweckmässig gebaute Landmaschinen, die noch vor wenigen Jahrzehnten die körperliche Arbeit in allen Bereichen etwas erleichterten, sind bei Sepp Schneider zu sehen. «Früher waren die Geräte sehr viel Wert. Deshalb hat man diese auch sorgfältig in Gebinden und liebevoll gestalteten Verpackungen aufbewahrt», erklärt der Sammler und hält dabei einen sehr kleinen Bleistiftspitzer in der Hand, den er dann wieder in einem kleinen Lederetui verschwinden lässt. Viele Gegenstände haben dank der sorgfältigen Pflege ganze Generationen überlebt.

Besonders stolz ist Schneider auf die Sammelstücke an Spielsachen und -geräten. Die Kinder wurden spielerisch mit Alltagsgegenständen an ihr späteres Leben herangeführt. «Den Mädchen schenkte man ganz gezielt Spielsachen und Beschäftigungsmöglichkeiten, die sie später in ihrem Leben als Mutter und Hausfrau verwendeten», so Schneider. Auch die Knaben wurden spielerisch mit einfachen Spielzeugen und Werk­zeugen auf ihr Erwerbsleben ­vorbereitet, wie verschiedene Sammelstücke zeigen. Stolz verweist Schneider darauf, dass ­einige seiner gesammelten Gegenstände als Requisiten in der jüngsten Verfilmung des Lebens des Reformators Huldrych Zwingli ausgeliehen wurden.