«Anlass zur Sorge für die Schweizer Bevölkerung besteht aufgrund der Pandemie und des Ukraine-Kriegs nicht», beruhigte von Ow von Agroscope. Weltweit sei die Produktion in den vergangenen Jahren gestiegen. Für die Schweiz hätten Nahrungsmittelimporte aus der Ukraine und Russland eine geringe Bedeutung. Aufgrund der hohen Kaufkraft und der Verfügbarkeit von Agrarprodukten auf dem Weltmarkt sei die Versorgung nicht gefährdet.
Immer abhängiger, immer volatiler
Das wars mit den guten Nachrichten, denn die nachfolgenden Ausführungen führten dazu, dass sich manch einer etwas mehr Gedanken zum Thema Notvorrat machte. Die Abhängigkeit vom Ausland ist gross, der Selbstversorgungsgrad sinkend, und die Fruchtfolgeflächen stehen immer mehr unter Siedlungsdruck. Auch entstünden durch die Spezialisierung in den Wertschöpfungsketten immer mehr Abhängigkeiten, was die Gefährdung durch Cyberangriffe erhöhe. Bei vielen importierten Produktionshilfsmitteln wie Saatgut, Dünger oder Pflanzenschutzmittel haben immer weniger Anbieter das Heft in der Hand. Lieferengpässe, Ausfall von Transportkapazitäten und lange Bestellvorzeiten haben in den vergangenen Monaten viele Unternehmer am eigenen Leib erfahren.
Dazu kommt die volatile und ansteigende Preisentwicklung. Laut von Ow ist zwischen Juni 2020 und Juni 2022 der Weltmarktpreis für Weizen um 100 %, jener für Dünger um 300 % und für Erdgas um 500 % gestiegen.
Sparappell und Rationierung
Für Strommangellage gibt es beim BWL einen Massnahmenplan. Dieser umfasst Sparappelle, Einschränkungen oder Verbote von nicht zwingend benötigten Geräten, Kontingentierungen, Netzabschaltungen für einige Stunden, Angebotslenkung durch zentrale Steuerung der Kraftwerke und Ausfuhrbeschränkungen.
Der Staat sorgt vor. Aber was die Vorratshaltung der privaten Haushalte betreffe – die sei ungenügend, sagte Albert von Ow. Also nicht nur darüber nachdenken, sondern handeln!