Das Kind in den Kinderwagen setzen und derweil im Stall arbeiten, so hat sich das die gelernte Landwirtin Manuela Fischer vorgestellt, bevor ihre Tochter Alessia geboren wurde. Die Realität sah dann etwas anders aus. Alessia musste aufgrund ihrer Frühgeburt noch zwei Monate im Spital bleiben – «und hat dann zu Beginn zu Hause praktisch 24 Stunden auf mir gelebt», erzählt die 34-Jährige. Auch später hielt Alessia vom Kinderwagen nicht viel, oder zumindest nicht für lange Zeit.

Die BauernZeitung hat darum nach Tipps gesucht, um Kinder im Stall zu beschäftigen oder sie sicher unterzubringen. Dabei sollen die Kleinen ein positives Gefühl haben.

Tipps und Tricks

Unterbringen: In einem alten Laufgitter, das im Stall, Futtertenn oder im Milchraum steht. In einer Gitterpaloxe oder einer gerade nicht belegten Abkalbe- oder Kälberbox spielen lassen.

Tragen / Sitzen: Die Kinder, insbesondere wenn sie noch sehr klein sind, in einer Trage mit in den Stall nehmen. Oder einen alten Kinderwagen oder Maxicosi mitnehmen, in dem sie sitzen und zusehen können. Wo der Platz reicht und die Gelegenheit sich bietet, kann eine Schaukel montiert werden. Zu Beginn am besten eine, aus der die Kinder nicht selbstständig herausklettern können.

Spielen: Im Stall einen Korb mit Spielsachen aufstellen, die nur draussen im Stall verwendet werden dürfen, so bleiben diese spannender, da sie nicht dauerhaft zugänglich sind. Vor dem Stall einen Sandhaufen, ein Spielhaus oder einen Spielplatz einrichten, sodass die Kinder während der Stallarbeit im Blickfeld bleiben.

Malen: Papier und Stifte mit in den Stall nehmen und die Kinder Bilder malen lassen. Sie können sich von den Utensilien und Tieren inspirieren lassen und etwa Kühe, Hühner oder Schweine, Traktoren oder andere Gerätschaften zeichnen, während die Eltern arbeiten. Sind die Kinder noch kleiner, kann man ihnen Malbücher anbieten, etwa landwirtschaftlichen Motiven. Oder Strassenkreiden zur Verfügung stellen, die im oder vor dem Stall benutzt werden können.

Fahren: Je nach Grösse und Begebenheiten des Stalls die Kinder im Futtertenn oder vor dem Stall mit dem Bobbycar, Tret-Traktoren, Dreirädern oder Velos fahren lassen.

Mithelfen: So bald als möglich die Kinder in die Arbeit einbeziehen. Eigene Utensilien in angepasster Grösse zulegen, wie kleine Schaufeln, Schubkarren oder Futterschaufeln. Dies erleichtert ihnen die Mithilfe.

«Ämtli»: Den Kindern dem Alter entsprechend kleinere und grössere Aufgaben fix überlassen. Etwa das Futter zuschieben, Kraftfutter verteilen, Kälber tränken oder die Roste abspritzen. Entweder als fixe Aufgabe oder im Wechsel mit den Geschwistern.

Sichtbarkeit: Die Kinder mit einer Kappe oder Mütze in auffälliger Farbe bekleiden oder ihnen eine kleine Leuchtweste anziehen, damit sie gut sichtbar sind. Oder ihnen eine kleine Glocke an die Gurtschlaufe binden, dass man es hört, falls sie sich entfernen.

Betreuung: Die Kinder während gefährlichen oder lange andauernden Arbeiten, bei denen ihre Sicherheit und Betreuung nicht vollumfänglich gewährleistet ist, durch eine Drittperson betreuen lassen.

«Stopp» ist wirklich «Stopp»!

Wichtig sind klare Regeln, «Wenn Alessia einen Traktor hört, rennt sie sofort zu mir», erzählt Landwirtin Manuela Fischer, denn es sei dem Töchterchen langsam bewusst, dass Traktoren gefährlich sind, weil sie es ihr immer wieder gesagt habe. Bei den Tieren gestalte sich das noch etwas schwieriger, da sie diese weniger einschätzen kann. Man müsse auch schauen, dass die Kinder von Anfang an wissen, dass «Stopp» auch wirklich «Stopp» ist.

«Ich muss mir manchmal sagen, mein erster Job ist zur Zeit die Kindererziehung», sagt Manuela Fischer. Sie habe lernen müssen, dass derzeit nicht alle Arbeiten so schnell gehen wie vorher. Man dürfe sich da auch nicht mit Anderen vergleichen, denn die Gegebenheiten seien überall anders. Genau so sei es mit der Erziehung, sie mache sicher einiges anders, als das ihre Schwiegereltern mit damals fünf Kindern gehandhabt haben. Und dennoch ist es für sie sehr schön, dass Alessia auf einem Bauernhof aufwachsen darf und so den Umgang mit anderen Lebewesen und Empathie lernen kann.

Tipps für mehr Sicherheit

Um Unfälle zu vermeiden, gilt es, die Kinderperspektive einzunehmen und zu überprüfen, welche Stellen im Stall zwar für Erwachsene sicher sind, nicht aber für Kinder:

- Mobile und fest verbaute Leitern sowie Treppen müssen für Kinder ganz unzugänglich gemacht oder mit einem Geländer gesichert werden.
- Ställe dürfen erst dann von Kindern alleine betreten werden, wenn diese die Reaktionen der Tiere abschätzen können.
- Gülle- oder Mistgruben müssen verschlossen oder kindersicher abgesperrt werden.
- Absperrungen mit einer zusätzlichen Leiste versehen, sodass die Kinder nicht unter diesen durchrutschen können.
- Maschinen und Geräte müssen gesichert sein, wenn möglich die Zündschlüssel abziehen.
- Sämtliche Stecker und elektrische Einrichtungen müssen intakt und mit einer Kindersicherung versehen werden.