Der Hoch- und Spätsommer ist ideal, um nochmals Salate, einige Gemüse sowie Kräuter auszusäen – wäre da nicht der ewige Kampf mit den wuchernden Beikräutern. Ein Weg, das Unkraut zu überlisten, ist das «falsche Saatbeet», das man auch im Ackerbau kennt. «Wir machen das im Gemüsegarten immer so», sagt Eveline Dudda. Die auf Nutzpflanzen spezialisierte Agronomin produziert Gemüse für ein Personalrestaurant. Zudem ist sie Verlegerin und Autorin, veröffentlichte unter anderem «Spriesssbürger, das Schweizer Handbuch für den Anbau von Gemüse und Salat».
Besonders bewährt hat sich das falsche Saatbeet für Eveline Dudda bei langsam keimenden Pflanzen wie Rüebli, Pastinaken oder Nüsslisalat. «Ist das Beet nicht gut vorbereitet, wird die Saat vom Unkraut überholt», weiss sie aus Erfahrung. «Wichtig ist aber, dass man wirklich genügend Zeit zum Auflaufen einplant.»
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Rechtzeitig anfangen
Das heisst, man sollte mindestens eine, besser zwei Wochen vor dem geplanten Saattermin das Beet vorbereiten: Erst mit der Grabgabel den Boden lockern. Dabei die Wurzelunkräuter, die man sieht, gleich entfernen. Dann mit dem Dreizack und dem Rechen die Erdklumpen zerhacken und gleichmässig verteilen. Wenn nicht gerade Regen angesagt ist, kann es sich lohnen, das Beet nun zu giessen. Dadurch wird das Wachstum der Unkräuter angeregt.
Dann heisst es warten, mindestens eine Woche. «Je nach Wetter reicht das aber oft nicht aus» so Eveline Dudda. «Besser man wartet zehn Tage bis zwei Wochen. Dann sollten alle Unkräuter aufgegangen sein.» Mit der Pendelhacke werden die Unkräuter nun direkt unter der Oberfläche abgeschnitten, oder mit einem Rechen ausgerissen. Eine normale Hacke würde zu tief greifen und wieder neue Samen an die Oberfläche bringen. Bei Regenwetter lohnt sich ein zweiter Durchgang. Die Keimlinge können bei sonnigem Wetter auf dem Beet liegenbleiben und trocknen. Sie «verschwinden» in der Regel von selbst, da sie bei Bodenlebewesen begehrt sind.
Bei speziell heiklen Kulturen geht Eveline Dudda vor dem Aussäen noch mit einer Rasenwalze über das Beet. «So erreiche ich einen guten Bodenschluss. Denn winzige Samen wie etwa die von Majoran oder Nüsslisalat verschwinden sonst in den Hohlräumen zu tief in der Erde.» Dazu kommt: «Gerade wenn es im August so heiss ist, brauchen die Samen guten Bodenkontakt zum Aufgehen.» Je nach Wetterlage beschattet sie das Beet für die Nüsslisaat sogar.
Generell bekommt Hitze den Hochsommersaaten nicht gut, bei 30 Grad im Schatten keimen die meisten Samen schlecht. «Wenn man am Montag Setzlinge sät, sollte bis Ende Woche etwas zu sehen sein», erklärt Eveline Dudda als Faustregel. Manchmal seien aber nur zehn Prozent der Saaten aufgegangen. Sie ist daher dazu übergegangen, die Saatschalen für rund eine Woche in den kühlen Keller zu setzen.
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Wuchernde Hirse
Was im Hochsommer selbst bei Trockenheit wuchert wie wild, ist das Unkraut Hirse. Der Flachwurzler macht sich in Nullkommanichts auf den Beeten breit. «Einen Vorteil hat die Hirse immerhin: Sie verdrängt die anderen Unkräuter», meint Eveline Dudda lachend. Falls sie sich trotz falschem Saatbeet breitmacht, kann man sie ab einer gewissen Grösse gut ausreissen. Ähnlich sieht es mit der Vogelmiere aus. «Sobald die Kulturpflanzen-Saat aufgelaufen ist, kann man jäten.» Bei sehr starkem Unkrautdruck kann das falsche Saatbeet auch ein zweites Mal angelegt werden.
Was in Sachen Unkraut nichts bringt, ist das altbekannte Umgraben. Weil die Winter inzwischen eher mild sind, sterben kaum Samen ab. Stattdessen werden durch das Umgraben zusätzliche Unkrautsamen nach oben befördert, die unter Umständen seit Jahrzehnten im Boden ruhten.
Das falsche Saatbeet bedingt zwar etwas an Planung, Vorlaufzeit und Arbeit, hat aber eine Reihe von Vorteilen:
- Das praktisch unkrautfreie Beet bietet Gemüse, Kräutern und Salaten ideale Wachstumsbedingungen mit genügend Platz, Nährstoffen und Licht.
- Der Pflegeaufwand nach dem Aufgehen der Saat hält sich in Grenzen, es muss deutlich weniger gejätet werden.
- Das Verfahren ist schonend für den Boden, da weniger gehackt werden muss, die Bodenstruktur bleibt besser erhalten.
Eveline Dudda sät in ihrem Garten bis in den Herbst. «Bis Anfang Oktober säen wir Winter-Pflücksalat, Schnittsalat, Spinat sowie Steckzwiebeln und Knobli. Mitte Oktober kommen als letztes Puffbohnen und Winterkefen in die Erde». Falsche Saatbeete macht sie dann keine mehr. Damit beginnt sie erst wieder im Frühsommer, wenn die neue Kulturpflanzen- und Unkraut-Saison beginnt.