Wo die Technik versagt oder es keine andere Möglichkeiten gibt, Daten effizient und wirtschaftlich vernünftig zu sammeln, kommen Spürhunde zum Einsatz. Und zwar ganz besondere. «Wir bilden Spürhunde aus, damit sie gefährdete oder invasive Arten nachweisen können», sagt Denise Karp vom Verein Artenspürhunde Schweiz. Das sei ein Beitrag an den Erhalt der Biodiversität und diene auch der Landwirtschaft.
«Es ist viel Arbeit nötig gewesen, um dieses Niveau zu erreichen.»
Denise Karp, Mitgründerin Verein Artenspürhunde Schweiz.
Die Biologin schrieb vor gut zehn Jahren ihre Doktorarbeit zum Thema «Verhalten und Mortalität bei wildlebenden Junghasen». Um die jungen Feldhasen zu finden, habe sie unter anderem mit Wärmebildkameras gearbeitet. Sobald allerdings die Frucht grösser war, scheiterte diese Methode, da die Feldhäschen nicht mehr sichtbar waren unter den Pflanzen. So entstand die Idee, einen Hund auszubilden, welcher die Feldhäschen aufspüren konnte, um sie in einem ersten Schritt zu finden und in einem zweiten zu Forschungszwecken mit einem Sender auszustatten.
Flächen- und Feinsuchen
Die Ausbildung von Django, ihrem Nova Scotia Duck Tolling Retriever (Toller), habe fast zwei Jahre gedauert, so Denise Karp. Das hiess, dass er nur noch zum Ende der Doktorarbeit in den Einsatz kam. Die sehr sorgfältige, langwierige Ausbildung sei wichtig gewesen. Denn er durfte die Feldhäschen nur anzeigen, keinesfalls zu nahekommen und schon gar nicht aufscheuchen oder gar jagen. «Es ist viel Arbeit nötig gewesen, um dieses Niveau zu erreichen», meint Karp, wobei Django ihr Ersthund gewesen sei.
Das Training der Hunde, welches die BauernZeitung begleiten durfte, bestand aus einer Flächensuche und einer Feinsuche. Die Flächensuche wird beispielsweise für die Suche nach Wildschweinkadavern und damit zur Prävention einer Ausbreitung der Afrikanische Schweinepest (ASP) eingesetzt und erfolgt in weitläufigem Gelände. Dazu wird eine Decke (Fell mit Kopf und Füssen) eines Wildschweines ausgelegt und der Hund – also Kjell, der zweite Toller von Karp – musste diesen finden. So kann der Hund, wenn sie im Ernstfall aufgeboten werden, Kadaver suchen und diese anzeigen.
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Die Feinsuche übernahm die Labrador-Hündin Abby von Marie-Sarah Beuchat. Das heisst, ein kleiner Geruchsträger wird in einem begrenzten Bereich – hier eine Kleinstruktur in Form einer Hecke – ausgelegt, erschnüffelt und gefunden. In dem Fall waren es etwa drei Zentimeter grosse Hermelinkote, von blossem Auge in der Hecke kaum erkennbar. Die Suche nach Kot sei bedeutend weniger invasiv, als wenn die Tiere selbst gesucht würden. So könne möglichst störungsfrei für die Tiere gearbeitet werden, meinte Beuchat.
Kleinstrukturen richtig anlegen
Im Rahmen einer Studie der Universität Bern, welche den Nutzen von Kleinstrukturen – Stein- und Asthaufen – untersuchte, hat man mehrere Hundert Haufen mit den Spürhunden abgesucht. Dabei habe man so ziemlich alles gesehen, von strukturreichen und wertvollen bis hin zu für die Artenvielfalt absolut nutzlosen, schlecht aufgebauten Haufen, meint Denise Karp. Ein schlechter Aufbau bringe den gewünschten Tieren wenig. Der Nachweis von Kot sei auch für Landwirte von grossem Wert, denn so können diese den direkten Nutzen eines angelegten Ast- oder Steinhaufens überprüfen oder die Strategie ändern. Beispielsweise, indem weitere Kleinstrukturen als sogenannter Korridor angelegt werden, damit die Tiere geschützt von Struktur zu Struktur wandern können. Denn das Hermelin ist ein Nützling, es bevorzugt Feld- und Wühlmäuse als Nahrungsquelle.
Artenspürhunde Schweiz steht unter anderem interessierten Landwirten für solche Qualitätskontrollen oder für lokale oder regionale Aufwertungsprojekte zur Verfügung. Mehr Informationen dazu sind auf ihrer unten stehenden Website zu finden.
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Anspruchsvolle Ausbildung
Der im Jahr 2017 von Denise Karp und Jelena Mausbach gegründete Verein «Artenspürhunde Schweiz» kümmert sich neben der Durchführung von Monitoring- und Forschungsprojekten auch um die Ausbildung spezialisierter Hunde von Privatpersonen. Diese erfolgt in zwei Stufen; erst, wer die zweite Stufe mit einer Eignungsprüfung abgeschlossen habe, dürfe den Hund auf die finalen Gerüche sensibilisieren, meint Marie-Sarah Beuchat. Denn die Proben sind kostbar und sollen nur für Teams verwendet werden, die gewisse Mindestanforderungen erfüllen. Bis es so weit sei, könnten gut zwei Jahre vergehen, es lohne sich darum, mit dem Hund möglichst früh anzufangen. Da es nur zu etwa 30 % beim Hund liege, ob die Ausbildung Erfolg habe, und 70 % beim Menschen, seien seitens der Hunde – sofern sie gesund und arbeitsmotiviert seien – kaum Grenzen gesetzt. Auf Vorrat würden keine Hunde ausgebildet, sondern erst auf Nachfrage, beispielsweise vom Veterinäramt Aargau für die ASP oder gezielt für subventionierte Studien. Gesucht würde aktuell vor allem nach invasiven (z. B. Gelege von Rotwangen-Schmuckschildkröten) und seltenen Tieren (z. B. Kot von Hermelin und Mauswieseln oder Fischottern), erklärt Karp.
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Es gebe aber auch immer wieder Privatpersonen, die ihre Hunde für ihre Zwecke ausbilden würden, wie beispielsweise Forstwarte für die Suche nach Borkenkäfern, meint Beuchat. Für Karp und Beuchat – Letztere kommt aus dem kynologischen Bereich und ist mitverantwortlich für die Ausbildung – ist die Arbeit rund um die Artenspürhunde ein Vollzeitjob, der viel Eigenleistung voraussetzt.
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