Mit sicherer Hand führt Susan von Aarburg in ihrer Werkstatt im st.-gallischen Kaltbrunn den schwarzen Stift über die silberne Eisenkugel. Strich für Strich, Linie für Linie entsteht ein Rosenornament. «Diese Weihnacht steht voll und ganz im Zeichen des Lichterglanzes», erklärt sie, von ihrer Arbeit aufschauend. Sie habe in diesem Jahr etwas Neues versucht und grosse Freude am Ergebnis. «Ich wollte mich künstlerisch über die Milchkannen hinaus weiterentwickeln und fand mit Feuerschalen, Ölfässern und Lichtkugeln neue Gegenstände, die ich bearbeiten kann.»
Hohe Ansprüche an die Rohlinge
Eine Türe weiter stehen sie, die neusten Werke. In allen Grössen und Dimensionen, mit Ornamenten, Alpaufzügen oder Edelweiss verziert. Ganz ihrem Stil getreu, der Heimatgefühle weckt und einen Hauch Alpenchic in Wohnräume und Gärten zaubert.
Gemäss der Künstlerin begann die Herausforderung diesmal bereits mit der Beschaffung der Rohlinge. «Ich schrieb Unternehmen an, ob sie als Beispiel Feuerschalen nach meinen Vorstellungen produzieren würden.» Zahlreiche Absagen musste sie einstecken, bis sie fündig wurde. Doch weshalb braucht es Extraanfertigungen? Feuerschalen sind schliesslich in allen Formen im Handel erhältlich.
Der Grund liege im erhöhten Rand, erklärt Susan von Aarburg. Dieser ist nötig, damit Ornamente oder ein Alpaufzug auch genügend Platz haben. Letzterer ist immer noch ein äusserst beliebtes Sujet, das längst nicht nur bei der ländlich geprägten Bevölkerung grossen Anklang findet.
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Vielseitige Künstlerin
Seit vielen Jahren betätigt sich die gebürtige Glarnerin, die für ihre Liebe ins Linthgebiet zog, künstlerisch. Susan von Aarburg malt Bilder, besucht damit auch internationale Ausstellungen. Eine eigentliche Blütezeit erlebte sie im Jahr 2020. Da kreierte sie Taschen und verwirklichte ihren grossen Traum: eine eigene Bettwäsche. Mit dieser schaffte sie es auf Anhieb auf die Titelseite eines Bettwäschehändlers.
Hinzugesellt haben sich «Heimatliäbi» und «Bösi Buäbä», zwei eigene Düfte, mit welchen sie die Schweiz in einem Parfümfläschchen einfangen will. Ganz neu wird die Serie mit dem «Weihnachtszauber» ergänzt. Wobei anzumerken ist, dass die Etiketten dieser Produkte natürlich aus der Feder der Künstlerin stammen.
Ihre Milchkannen sind schweizweit bekannt
Die Frage, was sie beruflich macht, beantwortet Susan von Aarburg mit einem zwinkernden Auge in Richtung Heimatliäbi. Sie sei als Aussendienstmitarbeiterin bei einer Pharmafirma tätig. Das mag ihren Hang zu Parfüms erklären. Sie geniesse den Ausgleich von konventionellem Erwerb und Kunst. Alles auf die Kunst setzen möchte sie nicht. «Ich will ohne finanziellen Druck kreativ sein.»
Es ist der Trend, aus Milchkannen Laternen zu schneiden, welcher Susan von Aarburg zum nationalen Durchbruch verhalf. Ihr bisher grösster Erfolg führt nämlich bis ins Bundeshaus. Selbst Bundespräsident Guy Parmelin ist stolzer Besitzer einer Milchkannen-Laterne, welche von ihr gefertigt wurde. Verschiedene Medien griffen das Thema auf. Waren die Bestellbücher der Kunsthandwerkerin zuvor schon gut gefüllt, so sind ihre Werke heute noch gefragter.
Auch Kurse bietet sie an
Doch Susan von Aarburg fertigt nicht nur ihre eigene Kunst. Sie gibt ihr Wissen auch in Kursen weiter. An solchen können Interessierte selber zu Filzstift und Plasmaschneider greifen und wahre Schätze gestalten. Ob als Alpabzug auf einem Altholzbalken, als Verzierung einer Säge oder ganz neu als Feuerschale, Feuerkorb, Feuerfass und vielem mehr.
«Da sind Überkleider, Schweissblende und Handschuhe zwingend nötig», erklärt sie schmunzelnd. Je grösser die Objekte, desto schweisstreibender sei die Arbeit. Denn die Rohlinge müssen immer wieder gedreht und gewendet werden, bis die Muster fertig eingeschnitten sind. Waren die Milchkannen noch handlich, sind ganze Fässer und Feuerschalen schon eine grössere Herausforderung.
Auch die Eisenkugel, welche von Aarburg gerade mit einem Rosenornament verziert, fordert ihren Tribut. Doch das ist für die Künstlerin zweitrangig. «Ich freue mich, dass ich mit neuen Werken meine Kreativität ausleben und Lichterglanz in die dunkle Jahreszeit bringen darf.»
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Zur Person
Susan von Aarburg (46) war schon als Kind kreativ. Ihr Job in der Medizinalbranche liess aber keine Zeit für Hobbys zu. Nach einem Jobwechsel entschloss sie sich im Jahr 2016, einen Raum zu mieten, in dem sie vorerst malte. Ende 2017 machte sie erste Erfahrungen mit dem Plasmaschneider. Seit da steht sie praktisch jeden Tag in der Werkstatt oder im Atelier.
