Mit der «Öpfelchüechli-Tour», unter anderem am Adventsmarkt im benachbarten Neunkirch, haben Susanne Hedinger und ihr Mann Andreas ihre Obstsaison beendet. Auf ihren Stationen an verschiedenen Adventsmärkten gingen die Öpfelchüechli «weg wie warme Weggli», wie die Bäuerin erzählt. Sie beschreibt die Tour schmunzelnd als «ihr Baby»: Alles habe 2014 und anfänglich völlig improvisiert begonnen, sogar noch mit einer geliehenen, einzigen Fritteuse. «Für unsere Öpfelchüechli aus frischem Teig, die wir direkt vor den Marktbesuchern zubereiten, haben wir inzwischen, und das ist nicht übertrieben, regelrechte Fans gewonnen», schildert Susanne Hedinger begeistert. «Oftmals bildet sich dafür eine Warteschlange, aber das bringt mich nicht aus der Ruhe, im Verkauf bin ich voll in meinem Element.»
Den Teig, den sie als «unwiderstehlich gut» bezeichnet, bezieht sie vom Partnerbetrieb «La P’tite Welsch» aus Wilchingen. Susanne, ihr Mann Andreas und eine bewährte Helferin aus dem Dorf, bildeten auch für die Tour 2024 ein harmonisches Team. Susanne Hedinger sagt, sie schätze den direkten Kundenkontakt, insbesondere den Austausch mit Marktbesucherinnen und -besuchern und deren Rückmeldungen. Ihre offene, kommunikative Art kommt dabei gut an.
Energien auftanken
«An Märkten kommen etliche unserer Stammkunden vorbei, die unter dem Jahr unser Obst vom Automaten bei uns kaufen», erzählt Susanne Hedinger weiter. «Wobei es schon eher so ist, dass wir während unserer Öpfelchüechli-Tour, die uns auch in zürcherische Agglomerationen führt, mehr Küchlein als von unserem Obst verkaufen.»[IMG 3]
Noch ist es winterlich und Andreas Hedinger nimmt die letzten Arbeiten beim Baumschnitt vor. Susanne Hedinger und ihr Mann gönnten sich im Januar eine Ferienwoche in Österreich, um Energien zu tanken. Der Arbeitsalltag hat die beiden aber rasch wieder eingeholt, denn während unseres Gesprächs klingelt immer wieder das Telefon, es treffend laufend Bestellungen für Äpfel ein.
Susanne Hedinger ist Detailhandelsfachfrau und arbeitete auch in der Gastronomie. So war sie zuletzt während zehn Jahren im Service auf einem Kursschiff auf dem Rhein und Untersee tätig. Erfahrungen aus diesen Tätigkeitsfeldern kann Susanne Hedinger auf ihrem Betrieb nutzen, auf dem Direktvermarktung einen grossen Stellenwert hat. Der riesige rote Kunststoff-Apfel, der allen Kunden bereits von Weitem den Weg zum «Öpfelparadies» weist, erhielten Hedingers als Hochzeitsgeschenk. Diesen Apfel bezeichnet Susanne Hedinger als das Markenzeichen des Hofs. Die Tätigkeit im Verkauf habe ihren Blick für die hofeigene Vermarktung geschärft.
Zuhause im Obstparadies
Die Obstanlage der Familie erstreckt sich auf 170 Aren, auf denen sie 20 verschiedene Apfelsorten sowie Kirschen und Zwetschgen und Birnen anbauen. Wertvolle Impulse für die Optimierung ihrer Direktvermarktung finden Susanne Hedinger und ihr Mann unter anderem an Messen wie etwa der «Fruchtwelt Bodensee» in Friedrichshafen.
Anlässlich eines Besuchs der «Tier & Technik» wurden sie auf die innovative Idee des Hof-Automaten für ihre Direktvermarktung aufmerksam. Susanne Hedinger wuchs in der Flawiler Egg SG auf. Ihre Eltern bewirtschafteten einen Landwirtschaftsbetrieb mit Milchviehhaltung, den heute ihr Bruder führt.
Als sie 2007 Andreas kennenlernte, und das Paar 2011 heiratete, wusste Susanne Hedinger wenig über Obstsorten. Inzwischen habe sie alle nötigen Kenntnisse und obstbaulichen Zusammenhänge im praktischen Alltag und durch «learning by doing» erworben, erzählt sie. Ihr Mann Andreas, Landwirt und Obstfachmann, konnte vor 15 Jahren den elterlichen Betrieb mit Obstbau, einigen Kühen und Mastkälbern übernehmen
Bis 2017 hielt das Paar noch Mastkälber. Dann entschieden sie, die Tierhaltung aufzugeben und sich auf Obst-, Reb- und Ackerbau sowie Imkerei und Direktvermarktung zu konzentrieren. Ihren Hof führen sie ohne Angestellte. Während der Ernte ist jede helfende Hand willkommen. Für die Erntespitzen beschäftigen sie Aushilfen aus der Region.
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Partnerbetriebe sind wichtig
«Gespannt sind wir, ob unser Versuch mit 30 Aprikosenbäumen gelingt», sagt Susanne Hedinger. «Zumindest letzten Sommer war die Ernte mit sechs Kilo ernüchternd, aber es kann nur besser werden. Dankbare Abnehmer dafür haben wir bereits.»
Für Tafelobst, das den Handelsnormen entspricht, ist die Vermarktungsplattform Inoverde ihr Abnehmer. «Obst, das zweite Wahl ist, können wir ab Hof direkt vermarkten sowie in der Adventszeit für Öpfelchüechli verwenden», so Susanne Hedinger. «Ideal ist für uns, dass wir in Nachbarschaft eine Mosterei haben, sodass wir Süssmost von unserem Obst im Automat anbieten können.»
Hedingers sind mit ihrem Obst und Honig auch bei «Genussherz – Genussregion Wilchingen-Osterfingen-Trasadingen» präsent: Dabei handelt sich um ein Angebot, das Touristik und Kulinarik vereint. Der Zusammenhalt unter den bäuerlichen und gewerblichen Betrieben in der Region sei sehr gut, so Susanne Hedinger. Die Familie bezieht von regionalen Betrieben Eier und Kartoffeln sowie im Frühjahr Spargeln für ihren Automaten. Im Gegenzug können sie Partnerbetriebe mit ihrem Obst beliefern.
Gut vernetzt in der Region sind die beiden durch ihre Marktpräsenz unter dem Jahr am Wochenmarkt in Neuhausen. Susanne Hedinger ist überzeugt von Zukunftschancen für kleinstrukturierte bäuerliche Betriebe, wenn diese miteinander zusammenarbeiten und innovativ sind. Als Herzensangelegenheit bezeichnet sie auch ihren regelmässigen Freiwilligen-Einsatz im Service-Bereich der Caféteria bei der «Altershaamet Wilchingen», einem Alters- und Pflegeheim.
Fünf Fragen
Was können Sie besonders gut?
Ich kann gut organisieren, Kundengespräche führen und verkaufen.
Welchen Traum möchten Sie verwirklichen?
Mein Traum ist es, ein eigenes Hofcafé oder eine Besenbeiz zu betreiben. Da ich gerne im Service arbeite und kontaktfreudig bin, könnte ich Kundinnen und Kunden damit einen Ort zum Verweilen anbieten, wo sie entspannende Momente geniessen können.
Wie belohnen Sie sich selbst?
Ich gönne mir immer wieder einmal Entspannung in einem Thermalbad oder eine Massage – oder unternehme eine Bergwanderung mit meinem Mann.
Welches Kompliment freut Sie besonders?
Wenn zufriedene Kunden zu mir kommen, mit einem Lächeln im Gesicht, und sagen, ich hätte Sie gut beraten bei der Wahl einer Apfelsorte oder eines Rezeptes.
Wohin möchten Sie einmal reisen?
Ich habe kein bestimmtes Ziel und bin glücklich, wenn ich alljährlich eine Woche Ferien geniessen darf.