Frau Schneider Wermelinger, was hat Sie vor rund 30 Jahren dazu motiviert, den Tag der Bäuerin zu lancieren?

Agnes Schneider Wermelinger: Als junge Frau organisierte ich mit anderen Bäuerinnen und Bauern für den sanktgallischen Bauernverband die Olma-Sonderschau «Miteinander an der Zukunft baue(r)n». Ich erkannte damals, dass die Olma für viele Bäuerinnen ein wichtiger Ort ist, um sich auszutauschen. Da kam ich spontan auf die Idee, einen Tag für Bäuerinnen zu organi­sieren.

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War es damals schwierig, die Verantwortlichen der Messe für einen solchen Event zu begeistern?

Nein, überhaupt nicht. Ich kann mich noch gut an die knappe Antwort des damaligen Olma-Direktors René Käppeli erinnern, als ich ihn anrief und fragte, ob er sich einen Tag für Bäuerinnen vorstellen könnte. Er meinte sofort: «Ja, das machen wir!»

Wie hat sich der Tag der Bäuerin seit der ersten Ausgabe verändert?

In den ersten Jahren dauerte die Veranstaltung einen ganzen Tag. Am Morgen waren wir in der Arena, nachmittags ging es indoor weiter. Bald realisierten wir, dass die Bäuerinnen, die von weit herkamen, auch die Olma besuchen wollten. Deshalb stellten wir auf ein halbtägiges Programm um. Das hat sich bis heute bewährt. [IMG 2]

Was waren Ihre persönlichen Highlights?

Da gibt es viele. Für mich war es immer schön, wenn ich Bäuerinnen traf, die ich lange nicht mehr gesehen hatte. Es gab aber auch Momente, die mich zum Schmunzeln brachten.

Zum Beispiel?

Als wir den ersten Workshop angekündigt hatten, riefen uns Bäuerinnen an und wollten wissen, was das ist. Dabei sprachen Sie das Wort «Workshop» aus, wie es geschrieben wird. Das war amüsant. Es kam aber auch vor, dass uns ein erboster Bauer anrief und meinte, dass wir den Frauen keine blöden Flausen einreden sollen, als es am Tag der Bäuerin um das Thema Ferien ging.

«Tag der Bäuerin» – Das Programm 
Der 30. «Tag der Bäuerin» findet am Donnerstag, 19. Oktober 2023, auf dem Gelände der Olma-Messen in St.Gallen statt, im Forum der Halle 9.2.
Das Programm:
Von 9.45 bis 10.30 Uhr: Eintreffen und Begrüssungskaffee.
Von 10.30 bis 12.30 Uhr: Einführung und Diskussion zum Thema «Bäuerin – gestern, heute und morgen».
Mit dabei sind:
Milli Wittenwiler, Bäuerin und alt Nationalrätin; Nadine Perren, Bäuerin; Sarah Püntener, Jungbäuerin; Agnes Schneider-Wermelinger, Bäuerin und Mitbegründerin «Tag der Bäuerin».
Ein Apéro rundet den Anlass ab.
Das Echo vom Älplispitz umrahmt den Anlass musikalisch.
Weitere Informationen: www.olma.ch

Wäre so etwas heute noch denkbar?

Das Rollenverständnis von Mann und Frau auf dem Bauernhof hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. Manche Männer taten sich schwer, als die ersten Bäuerinnen auch ausserhalb des Hofes ihr Geld verdienten – beispielsweise in der Pflege oder als Lehrerin. Heute gibt es wohl fast so viele Rollenmodelle wie es Bäuerinnen gibt. Und das ist gut so.

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Haben es Bäuerinnen heute einfacher als früher?

Aus meiner Sicht hat sich sehr vieles verbessert. Man diskutiert heute auf Augenhöhe. Die Bäuerinnen werden auch von der landwirtschaftlichen Beratung und beispielsweise von Buchhaltern ernstgenommen. Fachleute sind sich bewusst geworden, dass die Bäuerinnen ein sehr wichtiger Faktor in Landwirtschaftsunternehmen sind. Ich finde es toll, dass die heutigen Bäuerinnen sehr viele Entscheidungen selber treffen können – im Idealfall natürlich im Austausch mit ihrem Partner.

Was können junge und ältere Bäuerinnen voneinander lernen?

Ich denke, den jüngeren Bäuerinnen fällt es einfacher, nein zu sagen und sie sind geschickter im Umgang mit neuen Technologien. Ihnen fällt es beispielsweise deutlich leichter, die Direktvermarktung mit Social Media zu unterstützen. Ich persönlich habe stets gute Erfahrungen gemacht, wenn man ­gegenüber den Erfahrungen anderer offen ist – sei es als junge oder als etwas ältere Bäuerin.

Was raten Sie jungen Frauen, wenn diese Sie fragen, ob sie Bäuerin werden sollen?

Ich ermutige sie selbstverständlich. Für mich ist Bäuerin nach wie vor ein sehr erfüllender Beruf. Ein Beruf, in dem in der Regel sehr viel selbst gestaltet werden kann.

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Teilnahmeschluss war der 12. Oktober 2023. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden direkt benachrichtigt.