Tobias Daepp aus Arbon versteht es, einen interessanten Junglandwirte-Event zu organisieren. Der nüchterne Saal in Sulgen wandelte sich zu einem Fest der Sinne. Als Präsident der Thurgauer Junglandwirte begrüsste Daepp Toni Schneider, Verkaufsleiter Brauerei Chopfab. Schneider erklärte, wie man mit einem Produkt einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Für die Anwesenden hiess es erst mal dem Vortrag zuhören, dann aber sehen, riechen, schmecken und geniessen.
«Niemand hat auf uns gewartet»
[IMG 2] 2012 gründeten Philip Bucher und Jörg Schönberg die Doppelleu Brauwerkstatt AG in Winterthur. Aus dem Zusammenschluss mit Bière du Boxer SA in Yverdon entstand 2017 die Doppelleu Boxer AG. 2023 wurde das Unternehmen in Chopfab Boxer AG umbenannt. «Niemand hat auf uns gewartet», stellte Toni Schneider klar, «wir mussten im Schweizer Markt mit 75 Prozent Inlandanteil eine Lücke finden.» Das hat das Unternehmen mit Produktionsstandorten in Winterthur und Yverdon-les-Bains auch geschafft. Die Chopfab Boxer AG wurde zu einer der grössten unabhängigen und national verankerten Brauereien der Schweiz. «Unser Erfolgsrezept ist das breite Sortiment», sagte Schneider. Die Chopfab Boxer AG produziert hauptsächlich obergärige Biere, das bedeutet, dass die Biere bei Raumtemperatur vergoren werden. Damit hebt sich Chopfab von der Konkurrenz ab. Denn 70 Prozent der Biere auf dem Markt sind untergärige Biere, werden also gekühlt vergoren. «Obergärige Biere haben einen anderen Geschmack, der durch das Mischen verschiedener Hopfensorten zustande kommt», erklärte Schneider. Die Chopfab Boxer AG hat inzwischen auch ein untergäriges Lagerbier. «Aber eines, das mit IP-Suisse-Braugerste hergestellt wurde», sagte Schneider stolz.
Mit Qualität und Vielfalt überzeugt
Der Hauptgrund, weshalb Chopfab im schrumpfenden Biermarkt so schnell wachsen konnte, sieht Toni Schneider in der Qualität. «Es gibt nur einen Grund, ein zweites Bier zu trinken: weil das erste gut war.» Wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringe, müsse es perfekt sein, hob Schneider hervor. Und man müsse dem Kunden eine breite Auswahl präsentieren. «Zwei Produkte reichen nicht.» Das Sortiment von Chopfab umfasst mehr als zwanzig verschiedene Biere, und laufend kommen neue Variationen hinzu.
«Unsere Biere sind die Stars, nicht die Braumeister.»
Toni Schneider, Verkaufsleiter von Chopfab Boxer AG
Das Personal sei aber ebenso ein wichtiger Faktor. 30 der 60 Mitarbeitenden haben eine Ausbildung als Biersommelier, selbst die Sekretärin. Aber auch das beste Produkt verkauft sich nicht einfach so. «Es war Knochenarbeit, Chopfab bekannt zu machen», gab Schneider unumwunden zu. Man sei viel an Messen und Events unterwegs. Erklären, erzählen, degustieren lassen. So lautet das Motto.
Der Schriftzug ist das Logo
Was Chopfab weiter speziell macht, ist das Logo. Es besteht nämlich einzig aus dem Schriftzug mit dem Markennamen in Grossbuchstaben. Die erste Dose war schwarz. «Das gab es vorher nicht», sagte Toni Schneider. «Chopfab hinterliess Eindruck, weil es anders war – im Auftritt und im Geschmack.»
Der Name ist bei Chopfab Programm. Die Gründer hätten viele schlaflose Nächte gehabt, verriet Toni Schneider. Hinter dem Namen stecke ein Wortspiel, erklärte er auf eine Publikumsfrage.
- CH: 100 Prozent Schweizer Herkunft und Besitz.
- HOPFA: Die Biere unterscheiden sich durch verschiedene Hopfensorten.
- AB: Ab muss der Deckel, um das Bier zu trinken.
«Chopfab fällt auf, weil die markante Schrift das Logo ersetzt.» Auch werde die Herkunft nicht thematisiert, was es einfacher mache, das Bier unter die Leute zu bringen. «Mit einem Namen wie ‹Winti Bräu› hätte das nicht funktioniert», ist er überzeugt.
Doch es gab auch Rückschläge. «Wir wollten die Biermarken Chopfab und Doppelleu in einer Marke mit dem neuen Namen Cosmos vereinen», sagte Schneider. Das Wort «Cosmos» sei international und könne in allen Sprachen ausgesprochen werden. Mit «Doppelleu» hätten die Welschen Mühe gehabt, scherzte Schneider. Dem Unternehmen fehlten aber die finanziellen Mittel dafür, eine neue Marke zu lancieren. Das Projekt wurde beerdigt, und anstelle von «Cosmos» heisst es jetzt «Chopfab Selection».
Drei Fragen an Toni Schneider
Welches ist Ihr Lieblingsbier?
Das kommt immer auf die Tageszeit und den Event an. Ich mag sehr gerne das India Pale Ale, eine alte englische Spezialität, und das Chopfab Amber.
Wie kommen Sie zu neuen Innovationen?
Indem wir den internationalen Biermarkt beobachten. Diese Trends nehmen wir auf und versuchen, sie auch in der Schweiz zu lancieren.
Was möchten Sie den Junglandwirt(innen) mit auf den Weg geben?
Bier ist nicht gleich Bier. Ich möchte den Landwirtinnen und Landwirten aufzeigen, welche Möglichkeiten es in der Produktion von Rohstoffen – beispielsweise für Bier – gibt. Man sollte die Märkte im Auge behalten, vielleicht ergibt sich ja etwas für den eigenen Betrieb. [IMG 3]
