«Um ein schönes Foto von einer Kuh zu machen, braucht es viel Geduld», sagt Mirjam Baumann. Die Toggenburgerin weiss, wovon sie spricht. Regelmässig ist sie mit der Kamera an Viehschauen unterwegs, um die Anlässe zu dokumentieren und Aufnahmen von preisgekrönten Kühen zu machen. Damit angefangen hat sie vor zwei Jahren. «Zunächst fotografierte ich Wildtiere, bis mein Bruder mir den Tipp gab, dass doch auch Kühe etwas wären.»

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Zuerst genau hingeschaut

Das war naheliegend: Kühe sind der Bauerntochter, die in Hemberg SG auf einem Milchviehbetrieb aufgewachsen ist, seit ihrer Kindheit vertraut. «Ich war schon früh mit meiner Familie und unseren Kühen an Viehschauen», sagt Mirjam Baumann. «Daher kenne ich den Stolz einer Bauernfamilie auf eine schöne Kuh.»

Um sich grundlegendes Wissen anzueignen, besuchte Mirjam Baumann im Kanton Bern die ehemalige Kuhfotografin Marisa Pfander. Zudem begann sie, Profiaufnahmen genauer anzuschauen. Wie man eine Kuh richtig hinstellt, dazu gibt es ein paar Regeln: Zum Beispiel wirkt es eleganter, den Kopf der Kuh auf die Höhe der Oberlinie hochzunehmen, erklärt Baumann. Zudem soll das Tier mit den Beinen leicht versetzt stehen, die Hinterhand darf das Euter nicht verdecken. Das gilt auch für den Kuhschwanz, welcher idealerweise neben das Euter kommt. 

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Manchmal braucht es sechs, sieben Versuche

Empfehlung Verlosung des Romans «Das Mädchen vom blauen See» «Der Blausee hat mich zu dieser Geschichte inspiriert» Friday, 1. September 2023 Es gilt also, sich gut vorzubereiten und mit der Kamera parat zu sein. Dabei ist nicht nur sie als Fotografin gefordert, sondern auch die Züchter bzw. Tierbesitzer. Und natürlich die Tiere selbst: «Die meisten machen mit, bei den einen dauert es halt ein wenig länger.» Den Braunvieh-Kühen beispielsweise sagt man nach, sie seien ein wenig störrisch. Mirjam Baumann kann dies nicht bestätigen. Ob eine Kuh kooperiere, sei eher eine individuelle Sache und zudem situationsabhängig. Manchmal brauche es sechs, sieben Versuche, bis ein Tier schön dasteht und sie selbst mit ihrer Aufnahme zufrieden sei.

Die Fachfrau hat eine Reihe von Requisiten, die ihre Arbeit erleichtern. So verfügt sie beispielsweise über drei verschiedene Objekte sowie ein Stativ. Für bestimmte Aufnahmen hat sie zudem jeweils ein niedriges Böckli dabei, um die Kuh mit den Klauen darauf zu stellen. 

Für den Notfall hat sie Globuli dabei

Auch der schwarze Klauenspray fehlt nie, ebenso hat ein Fliegenspray schon gute Dienste geleistet. «Und homöopathische Globuli habe ich ebenfalls dabei», sagt die gelernte Pflegefachfrau lachend. Sie wisse nicht, ob diese tatsächlich wirken. Doch allein die Tatsache, dass sie nervösen Kühen etwas geben könne, sei für alle Beteiligten beruhigend.

Wie steht sie zur nachträglichen Bearbeitung von Bildern am Computer? «Eine Kuh lässt sich damit nicht zu etwas machen, was sie nicht ist», sagt Mirjam Baumann. Sie räumt jedoch ein, dass sie selbst manchmal mit Photoshop arbeite, um beispielsweise eine Stellung leicht anzupassen. «Aber nicht, um die Kuh an sich zu korrigieren», betont sie.

Mirjam Baumann ist vielseitig unterwegs

«Höhepunkte sind jeweils die traditionellen Viehschauen», erzählt die Kuhfotografin. «Das ist eine Herzensangelegenheit von mir.» Dabei schätzt sie an ihrer Arbeit nicht nur die schönen Tiere. Sie freut sich auch, dass sie neue Leute kennenlernt und das Fotografieren mit der Landwirtschaft verbinden kann. Bereits hat sie auch schon Anfragen von ausserhalb der Ostschweiz erhalten. Und immer häufiger geht Baumann zum Fotografieren auf Betriebe. Auch an einer Hochzeit im Freundeskreis hat sie schon fotografiert. 

Dies alles nebenbei, denn hauptberuflich hat die 23-Jährige, die in Herisau AR lebt, einen Vollzeitjob als stellvertretende Stationsleiterin im Spital. Dennoch nimmt sie sich Zeit für Freizeitaktivitäten wie z Berggehen, Skifahren und Singen im Chörli. Dereinst würde sie gerne zusammen mit ihrem Partner dessen elterlichen Milchviehbetrieb übernehmen. Die Kuhfotografie, vielleicht sogar im Nebenerwerb, passt bestens dazu.

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