«Nein, meine eigenen Trychlen kann ich aus einem Umzug nicht heraushören, aber ob darunter eine handgeschmiedete ist, höre ich ganz sicher», erklärt Toni Hürlimann. Seit zwölf Jahren stellt er auf dem Heimet Obersüren auf dem Walchwilerberg Trychlen und Chlopfen her. Auch am kommenden Eidgenössischen Scheller- und Trychlertreffen 2023, welches vom 11. bis 13. August in Menzingen stattfindet, werden sicher auch handgeschmiedete Exemplare von Toni Hürlimann zu sehen respektive zu hören sein.

Erster Lohn für Trycheli

Seit seiner Kindheit ist Toni Hürlimann ein fanatischer Trychlen-Fan, sein Gehör für Glockentöne war schon immer sehr ausgeprägt. Schon früh wetteiferte er mit seinen Brüdern, wer die Glockenklänge der 28 Kühe auf dem Obersüren am besten erraten würde. «Von meinem Lohn von einem Monat Kirschenernten, welcher damals rund 50 Franken betrug, kaufte ich mir als Jugendlicher am Zuger Stierenmarkt mein erstes kleines Muotathaler Trycheli», erinnert er sich zurück.

Begehrte Römer und Omlin

Alsjunger Erwachsener sei er teils weite Strecken gefahren, wenn er beispielsweise von einer besonders guten Omlin-Trychle hörte. Der Handel von solchen Liebhaberstücken sei damals schon intensiv gewesen und floriere heute noch. «Unter Umständen kaufte ich am Abend eine Trychel, um diese anderntags wieder zu verkaufen.» Nicht selten werden für besondere Exemplare bedeutende Summen bezahlt. «Mit 20 Jahren kaufte ich einen aus sieben Stücken bestehenden Satz Römer-Trychle für sage und schreibe 7000 Franken.»

Erste Trychle ähnelte Schneeschaufel

Seit zwölf Jahren stellt er nun professionell handgeschmiedete Trychlen und Chlopfen her. Seine ersten Versuche machte er allerdings schon vor rund 35 Jahren. «Mein Bruder Franz und ich versuchten uns damals stundenlang an einer Treichel, das Resultat glich aber eher einer Schneeschaufel», erinnert sich der 58-Jährige mit einem Schmunzeln zurück. Der glückliche Zufall wollte es dann später, dass er von Kari Arnold aus Silenen angefragt wurde, ob er ihn nicht bei der Herstellung seiner handgeschmiedeten Trychlen unterstützen könnte. Rund drei Winter lang fuhr Toni Hürlimann darauf einmal wöchentlich ins Urnerland. Als er Kari Arnold darauf anfragte, ob er selber auch in die Herstellung einsteigen dürfe, sagte dieser sofort zu. «Die Nachfrage nach den Arnold-Treicheln ist so gross, dass Kari dieser gar nie nachkommen konnte

Vernichtende Kritik

Doch ganz so einfach war der Einstieg trotz dem erlernten Wissen nicht. «Ich hatte zwar selber bald einmal das Gefühl, dass meine ersten Chlopfen im Klang überzeugten. Doch die Kritik von ausgewiesenen Experten war teils vernichtend», so Hürlimann. Als er einen Schwyzer Fachkundigen um sein Urteil fragte, entgegnete ihm dieser, er würde für die Chlopfe keinen Fünflieber zahlen. Mittlerweile hat Hürlimann sein Handwerk perfektioniert, seine handgeschmiedeten Chlopfen verfügen über einen hervorragenden Ruf. Entscheidend, ob eine Chlopfe über einen kurzen schönen Ton verfüge, seien die Blechdicke, der Umfang bei der Öffnung und das gesamte Volumen. «Eine gute handgeschmiedete Chlopfe zu machen, ist wie ein Bild zu malen. Man hat im Voraus schon eine Vorstellung, wie sie tönen sollte.» Die wertvollsten Werkzeuge von Toni Hürlimann sind die selbstentwickelten Chlopfen-Formen. «Diese sind mein grösstes Kapital und unverkäuflich.» Die Stahlbleche richtig in diese Formen zu passen, sei ein enormer Knochenjob. «Dafür benötige ich drei Personen: Einer ist am Feuer, der Zweite hält das Blech fest und der Dritte bearbeitet das Blech mit dem sechs Kilogramm schweren Steinschlegel.»

[IMG 2]

Bis zu zwei Tage Arbeit

Rund zwei Manntage rechnet er für eine grosse handgeschmiedete «Hürlimann-Chlopfe». Die grössten Modelle verkauft er für um die 1 200 Franken. Total stellt er, vom kleinen Schaf-Trycheli bis zur imposanten Chlopfe, jährlich mehrere 100 Stück her. Rund drei Viertel davon würden noch heute als Weide- und Fahrtreicheln verwendet. Der Rest seien Ehrenpreise von Schwingfesten oder würden von Sammlern gekauft.

Wichtige Schwingfeste für Verkauf

Die Innerschweizer Trychlen und Chlopfen seien mittlerweile in der ganzen Schweiz und sogar im Ausland nachgefragt. Seine besten Absatzgebiete seien im Moment Nid- und Obwalden, Österreich und das Südtirol. Sehr bedeutend seien heute aber auch Schwingfeste, wo wertvolle Chlopfen gern gesehene Ehrenpreise sind. Aber auch von Klein- und Grossviehausstellungen bekommt er schöne Aufträge. Für die Nachfrage ebenfalls wichtig seien natürlich auch die eidgenössischen Scheller- und Trychlertreffen. Am kommenden Eidgenössischen in Menzingen werde er sicher vor Ort sein und die herrlichen Klänge der verschiedensten Chlopfen und Trychlen geniessen.

Eidgenössisches Scheller- und Trychlertreffen

Vom 11. bis 13. August findet in Menzingen ZG das Eidgenössische Scheller- und Trychlertreffen 2023 statt. Nach gut zwei Jahren Vorbereitungszeit freut sich das Organisationskomitee von der Trychlergruppe Menzingen auf diesen Grossanlass. Unter dem Motto «Heimat und Tradition» werden rund 3000 Trychlerinnen und Trychler aus der ganzen Schweiz in den verschiedensten Alterskategorien und gegen 10 000 Besuchende erwartet. Das Programm zeigt sich sehr vielfältig. So findet sowohl am Samstag wie auch am Sonntag jeweils ein Umzug statt. Neben mehreren bekannten Ländlerformationen werden während den drei Festtagen auch rockigere Töne wie die Band Megawatt zu hören sein.

Weitere Informationen: www.est2023.ch
[IMG 3]