«Ueli kann es manchmal nicht schnell genug gehen», sagt Jonas Zbinden. Zbinden sitzt neben mir im Traktor. Wir beobachten, wie Ueli Fahrni behände auf das Frontgewicht klettert und sich auf die Kühlerhaube setzt. Der Lehrling ist seit vier Wochen auf dem Betrieb von Fahrni. Und er hat recht: Fahrni spricht schnell, denkt schnell, läuft schnell, füttert schnell, mistet schnell - selbst beim Melken trödelt er nicht rum. Jeder Handgriff sitzt. Ueli «the fast farmer» hat alles im Griff.
Das war Ende August; für ein paar Tage habe ich die Turnschuhe gegen Gummistiefel eingetauscht und mich im Büro ab- und bei Fahrnis angemeldet. Fahrni lachte, als ich ihn fragte, ob ich einmal ein paar Tage zu ihm auf den Hof kommen könnte. Das war vor etwas mehr als einem Jahr an einer dieser Delegiertenversammlungen, wo draussen die Sonne scheint, drinnen das Apéro serviert wird und die Delegierten versuchen, einigermassen wichtig dreinzuschauen. Fahrni stand an einem dieser Tische. Ich gesellte mich zu ihm und wollte wissen, was gerade so ansteht.
Die Vorgeschichte: Wie ich auf Fahrnis kam
Irgendwie war es nicht viel und unverhofft kamen wir auf private Themen zu sprechen – die Bedeutung von Beziehungen, der Umgang miteinander. Ueli Fahrni hört gerne und aufmerksam zu, was mich dazu zwang, auch etwas von mir zu erzählen. Irgendwie entstand dabei diese Idee: Ein paar Tage auf den Hof gehen, einfach so. Sehen, wie das so läuft, wollte ich. Einfach mal schauen, was einen Landwirt in den besten Jahren so umtreibt.
Der Meisterlandwirt mit Jahrgang 1973 willigte sofort ein. Ich solle mich melden, sagte er. Als ich ein paar Monate später anrufe und frage, ob ich bei ihm ein Kurzpraktikum absolvieren dürfe, erinnert er sich sofort an das Gespräch. Natürlich dürfe ich kommen. Wir verabredeten uns auf die erste Woche im August. Als ich den Termin verschieben muss, bleibt Fahrni entspannt. «Kein Problem, komm einfach, wenn es für dich möglich ist…» Glück gehabt, dachte ich; als ich am 26. August kurz nach 9 Uhr aus dem Zug ausstieg, winkt mir Fahrni von weitem zu. Los geht’s!
Zu Besuch bei...
Redaktor Hansjürg Jäger hat Ende August 2019 fünf Tage bei der Familie Fahrni in Rumisberg BE verbracht. Er wollte mal wieder raus aus dem Büro. Ein Erfahrungsbericht, nicht nur für Landwirte sondern auch für Verbandsfunktionäre und Mitarbeitende von Landwirtschaftsämtern wärmstens empfohlen...
Zwei Tage später sitze ich auf Ueli Fahrnis Hürlimann-Traktor. Neben mir Jonas Zbinden und vorne auf der Kühlerhaube eben der Fahrni. Mit energischem Handzeichen bedeutet er mir, loszufahren und hochzuschalten. «Kannst in den nächsten Gang schalten», sagt Jonas. Ich nicke, schalte widerwillig vom zweiten in den dritten Gang. Der Schalthebel hat viel Spiel, ich muss ordentlich drücken, bis der Gang drin ist. Dass da mein Praktikumschef auf der Kühlerhaube hockt und vergnügt nach vorne winkt, gefällt mir in dem Moment überhaupt nicht. Was, wenn er runterfällt und ich ihn überfahre, frage ich mich.
Zum Glück ist der Traktor so breit, dass mein Hirn genug damit zu tun hat, das Gefährt samt Schlauchhaspel in der Mitte der schmalen Strasse zu halten. Wer weiss, welche Schreckenszenarien mir sonst noch so durch den Kopf gegangen wären, wenn nicht zwanzig Zentimeter links vom einen Traktor-Reifen die Böschung anfangen und zwanzig Zentimeter rechts vom anderen Traktor-Reifen die Böschung aufhören würde. Hoffentlich weiss Ueli, was er da macht, denke ich noch und fahre die kurze Strecke Richtung Haus und Stall. Nach wenigen Metern weist uns Fahrni an, vom Strässchen auf die Wiese zu fahren und anzuhalten. Er will noch mehr Schlauch verlegen.
Hof im Rutschgebiet
Überall hat es Senken und Hügel, die Wiesen gelten als Rutschgebiet, die Bewirtschaftung ist anspruchsvoll. Der Luchernhof liegt auf 900 Metern über Meer, Bergzone 2. Die 29 Hektaren Land gehen entweder rauf oder runter. Eben ist es eigentlich nur im Stall; dafür haben die Kühe dann auch eine atemberaubende Aussicht über das Mittelland. «Im Frühling ist das manchmal etwas schwer», sagt Fahrni. Dann muss er nämlich zusehen, wie die Kollegen unten den ersten Schnitt einbringen. Bei ihm blüht dann gerade Mal der Löwenzahn; vom Heuen muss er dann noch träumen.
Dass es sich auf dem Luchernhof schön träumen lässt, ist mir am ersten Morgen so klar, wie die Morgenluft. Es ist ein schöner Spätsommertag, kurz vor sechs steht die Sonne noch hinter dem Horizont, das Mittelland schimmert blau, nur die Strassenlampen zeichnen gelbe Linien. Auf der A1 pulsiert der Morgenverkehr wie das Blut in den Adern. Auf dem Luchernhof ist es noch ruhig. Nur das Licht im Stall verrät, dass Fahrni schon am Werk ist.
Tagwache um 5 Uhr
Gewöhnlich steht Ueli Fahrni um fünf Uhr auf, isst frisch aufgebackenes Brot, blättert dazu in einer Zeitung, bevor er die Arbeitskleider und die Gummistiefel anzieht und wenige Minuten später im Stall die Melkmaschine startet. Lehrlinge und Praktikanten müssen um sechs Uhr auf der Matte stehen. Das reiche, findet Fahrni. Auch an diesem Morgen ist das nicht anders. Ich soll die Liegeboxen herrichten, damit die Kühe wieder anständig liegen können. Das heisst: Mist raus, ausebnen und frisches Stroh im hinteren Teil verteilen. «So, dass du selbst hineinsitzen würdest», sagt Fahrni und lacht. Ich verstehe, mache mich ans Werk. Fahrni melkt seine Kühe an der Fressachse, eine Absauganlage befördert die Milch gleich ins Milchzimmer. Das Melkgeschirr wird automatisch abgehängt, sobald weniger als drei Deziliter Milch pro Minute gemelkt werden können. Immer wieder bleiben wir stehen, reden über den Hof, die Familie und die Agrarpolitik.
Der Luchernhof: Betriebsspiegel
Der Luchernhof ist Heimat von Ueli und Christine Fahrni und den Kindern Alexander, Chantal und Michelle. Der Hof folgt den Standards von IP-Suisse, die Milch der 21 Milchkühe geht direkt zu Emmi. Die 17 Muttersauen und der Eber dienen der Mastferkelproduktion, die 15 Auen und den Widder halten Fahrnis fürs Beweiden der Böschungen und des Fleisches wegen. Seit 2003 bilden Fahrnis Lehrlinge aus, Ueli Fahrni ist Mitglied im Vorstand vom Berner Bauern Verband und Delegierter im Vorstand der Branchenorganisation Milch, ehemaliger Präsident vom Oberaargauischen Bauernverband, ehemaliges Mitglied im Vorstand der Schweizer Milchproduzenten (SMP) und ehemaliger Gemeinderat von Rumisberg BE. Zudem sind Fahrnis zu zehn Prozent an der Naturkosmetik-Firma Suissessences beteiligt. Auf 10 Aren bauen sie Lavendel an, aus dem dann Hautcreme und Badezusätze entstehen.
Fahrni ist ein Bauer, wie er im Buche steht: Aufgeschlossen und geerdet, engagiert und reflektiert, direkt und selten um einen Spruch verlegen. Bauer wurde er «aus Freude an der Natur und an den Tieren». Die Antwort kommt ohne Zögern. «Ich bin ein Verbandsbüffel», sagt Fahrni über sich selbst. Er hat eine eigene Meinung, aber selten den Anspruch, diese jedem unter die Nase zu reiben. Zeit für einen Schwatz hat Fahrni eigentlich immer. Zunächst ist da das Alltägliche, im Verlauf der Woche kommen wir noch auf ganz andere Themen zu sprechen: Der Generationenkonflikt bei der Hofübernahme von Ueli Fahrni, der nur durch den Wegzug der Eltern gelöst werden konnte. Die Schwierigkeiten, die Fahrni als Teil eines Produzentenverbandes hat, im Milchmarkt den Überblick zu behalten. Wir reden über Beziehungen, unsere Frauen, Fahrnis Kinder, die Marktmacht der Abnehmer und über die Kunst ein zufriedenes Leben zu führen.
Die Agrarpolitik ist ständiger Begleiter
Die Agrarpolitik ist während den fünf Tagen ständiger Begleiter. Nicht weil der Bundesrat die Botschaft auf Februar 2022 angekündet hätte, sondern einfach, weil wir uns beide dafür interessieren, wie das Netz aus Verfassungsaufträgen, Gesetzen und Verordnungen auf die Scholle wirkt. Für mich theoretisch, für Fahrni praktisch. Er sagt, dass er mit der Agrarpolitik 2014-17 eine Direktzahlungs-Einbusse von 15 Prozent hinnehmen musste. Wie viel Direktzahlungen er jetzt erhält, wollte Fahrni nicht sagen. Fahrni selbst bringt sich in die politische Debatte dann ein, wenn er mit Leuten reden kann. Er erwartet, dass Kritik begründet ist und tut sich mit der Trinkwasser- und der Pestizidverbots-Initiative schwer. Auch mit einer grösseren Reform der Agrarpolitik wird Fahrni nicht warm. «Die Finger davonlassen wäre besser», meint er. Nicht, weil die Agrarpolitik prinzipiell gut wäre, sondern weil er nicht abschätzen kann, welche Nebeneffekte umfassende Reformen auf seinem Betrieb zeitigen würden.
Am Montag putzen wir beim Stall eine kleine Parzelle Ökoheu zusammen, beim Gülleausbringen am Mittwoch will ich mehr zur Nährstoffbilanz wissen. Am Donnerstag kommen wir im Schweinestall auf das Tierschutzgesetz zu sprechen. Und immer wieder ist Franziska Herren Thema. Die Initiantin der Trinkwasser-Initiative wohnt in Wiedlisbach SO. Fahrni organisierte ein Treffen mit der Fitness-Trainerin, weil er gerne mehr über die Initiantin erfahren wollte und weil er Austausch wichtig findet. Das Treffen war unergiebig, nach zehn Minuten haben sich Bauern und Herren eigentlich alles gesagt. «Das habe ich mir definitiv anders vorgestellt», meint Fahrni, verzieht das Gesicht zu einem zaghaften Lächeln.
Die Kühe und der Medizinmann: Wie Fahrni Homöopathie einsetzt
Ueli Fahrni melkt 21 Holstein-Kühe; vorzugsweise Rote, aber auch ein paar Schwarze sind dabei. Dass Holstein-Genetik nicht gerade das ist, was man in der Bergzone II als standortgerecht ansieht, ficht Fahrni nicht an. Er ist begeistert dabei, seine Herdengenetik auf den Standort anzupassen und sucht bewusst eher kleinere Kühe aus, die fruchtbar sind und viel Milch geben. Pro Jahr sind es rund 8000 Kilogramm. Ein Drittel der Tiere ist in der ersten Laktation, Zuchtvieh verkaufen Fahrnis an der Auktion in Burgdorf BE.
Im Verlauf der Woche ist Deborah immer wieder Thema am Küchentisch. Die Kuh mit den schwarzen Flecken hat eine Euterentzündung vorne am rechten Viertel. Als Fahrni den Viertel abtastet und ausmelkt, krümmt die Kuh den Rücken. Sie hat Schmerzen. «Nicht so gut», murmelt Fahrni, «immerhin hat sie kein Fieber», sagt er noch, geht aus dem Stall und öffnet ein kleines blaues Etui, seine homöopathische Apotheke. «Meistens hilft es mehr, als man denkt» sagt Fahrni. «Experimente mache ich aber keine. Sobald die Kuh Fieber hat, muss der Tierarzt kommen». Fahrni nimmt ein paar Kügelchen aus dem Fläschchen, läuft zurück zu Deborah und verabreicht ihr die Medizin in die Scheide.
Fahrni beobachtet die Kuh während der ganzen Woche aufmerksam. Das Fieber kommt nicht, der Viertel schwillt langsam ab. Gesund wird die Kuh während den fünf Tagen nicht ganz. Aber Fahrni ist erfahren genug, zu wissen, dass es Zeit braucht. Mir und Jonas erklärt er später den Schalmtest, der noch sehr deutlich anzeigt.
Fahrni und seine Schweine
«Willst Du etwas interessantes sehen?», fragt mich Ueli Fahrni. «Klar», antworte ich und folge Fahrni durch den Schweinestall. Es ist Donnerstagmorgen. Die Sonne kommt gerade hinter dem Berg hervor und taucht den Hof in ein goldenes Licht. Im Schweinestall ist es relativ dunkel, die Sauen stehen in ihren Boxen und warten auf ihr Futter. Fahrni bückt sich, geht durch den Durchgang, der eigentlich für die Schweine gedacht ist, nach draussen in den Laufhof. Ich folge ihm und sehe wie er die Türe zu den Liegeboxen öffnet. «Schau mal, ist das nicht wunderbar!» Fahrni strahlt über das ganze Gesicht. Vor uns stehen und liegen 13 Ferkel. «Da war sie schneller als ich», sagt der Landwirt und meint die Muttersau. Die Ferkel sind alle gleichmässig gross, gesund und munter. Ein perfekter Wurf.
Fahrni lässt mich ein paar Fotos machen – es ist zu dunkel, als dass es etwas vernünftiges gäbe – danach gehen wir wieder in den Stall. Es dauert keine 15 Minuten, bis Fahrni die Ferkel in die frisch eingestreute Ferkelbox bugsiert. Danach wäscht er die Mutter – Hygiene muss sein – und lässt mich im Eingang zum Schweinestall stehen. Dann macht er die Türe auf – die Sau kommt mir entgegen, und biegt vor mir links ab, direkt zu ihren Ferkel in die Bucht.
Fahrni ist mit den Schweinen gross geworden, der Stall ist ein Jahr jünger als der Bauer. Wenn er füttert, mistet oder einstreut sitzt jeder Handgriff. Selbst wenn er dem Eber hilft, eine Sau zu bespringen ist Fahrni genau dann zur Stelle, wenn es ihn braucht.
Dass dabei längst nicht alle Ferkel über die Runde kommen, zeige sich am Dienstag. Fahrni musste nach dem Frühstück an eine Sitzung und überlässt Jonas und mir das Füttern der Schweine. In einer der Box liegt ein Ferkel apathisch am Boden. Ob es über die Runden kommt, will ich von Jonas wissen. «Keine Ahnung, die Chancen stehen 50 zu 50.» Ich lasse es dabei bewenden. Das Ferkel, erfahre ich später, schaffte es nicht. «Auch das gehört dazu», sagt Fahrni, als ich ihn zwei Tage später auf das Ferkel anspreche.
IP-Ring: oder wie Fahrni auch mal delegiert
«Ich gehe jetzt die Sitzung vorbereiten». Ueli Fahrni grinst und verschwindet ums Hauseck. Es ist Donnerstagabend. Fahrni hat seine Vorstandskollegen vom IP-Ring Oberaargau eingeladen. Es ist eine seiner letzten Amtshandlungen als Präsident, bevor er das Amt im kommenden Frühjahr übergeben wird. Er wolle seinen Kollegen noch zeigen, was er so macht auf seinem Hof. Am Mittag hat er den Keller hergerichtet, die Gläser poliert und mit Christine den Ablauf besprochen. Die Kollegen werden um 19:30 ankommen, Fahrni muss vorher noch rasch die Dokumente sichten und sich mental auf den Ablauf vorbereiten: Rundgang auf dem Betrieb, Sitzung, dann der gemütliche Teil.
Christine Fahrni: die starke Frau im Hintergrund
Während der ganzen Woche lag mein Schwerpunkt auf Ueli Fahrni. Ich wollte lernen, wie er funktioniert, denkt und handelt. Zwar hat er immer wieder betont, wie wichtig seine Frau für ihn sei – es dauerte aber eine Weile, bis ich verstand, dass sie diejenige ist, die eigentlich dafür sorgt, dass Fahrni auch an den unangenehmen Aufgaben dranbleibt. Es ist Christine Fahrni, die Ueli am Freitagmorgen im Stall anrief und nachfragte, warum Pepita, Kitty und Deborah Fahrnis zu Millionärsmilchlieferanten gemacht haben. Fahrni wusste nicht so recht, was die Zellzahlen so ansteigen liess, bedankt sich bei seiner Frau und legte wieder auf. Im Haushalt ist es sie, die dafür sorgt, dass das Essen pünktlich auf den Tisch kommt. Auf den ersten Blick sind die Rollen klar verteilt: er wirkt draussen, sie drinnen. Allerdings betont Ueli mehrmals, dass seine Frau oft auf dem Traktor sitzt und fährt – weil sie es besser könne und er die Arbeit nicht besonders mag.
Christine Fahrni sagt über sich, dass sie gerne im Hintergrund wirkt, die Fäden spannt und Lösungen ermöglicht. Diese Arbeitsteilung wird auch bei den politischen Aktivitäten deutlich: Während er sprudelt vor Ideen und gerne mit Leuten redet, ist Christine Fahrni eher ruhig, was sie distanziert wirken lässt. Im Gespräch fragt sie sehr gezielt nach, will genau wissen, wie die BauernZeitung funktioniert. Platte Antworten mag sie dabei genauso wenig, wie egoistisches Handeln. Es sind diese Eigenschaften, die wohl auch den fröhlichen und zupackenden Ueli auf der Spur halten. Dann, wenn es um Investitionen oder Management-Fragen geht. Sie macht die Buchhaltung und weiss haargenau, wann welche Rechnung fällig ist, wie es um die Tiere steht. Sie überarbeitet die Textentwürfe von Ueli und schaut, dass die Praktikanten und Lehrlinge auch im Haushalt spuren. «Es gibt Regeln», sagt Christine Fahrni nur und lächelt.
Wie Lehrlinge das Leben auf dem Hof bereichern
Diese Regeln gelten für alle: wer vom Tisch geht, räumt sein Geschirr ab. Die Stallkleider bleiben draussen. Es wird aufgeräumt, wenn es nötig ist – wobei die Schwelle zur Notwendigkeit nicht bei allen gleich hoch ist. Fahrni erzählt von Lehrlingen, die er ins Gebet nehmen musste, «weil sie ein Saupuff in ihrem Zimmer hatten», von Praktikanten, die nicht wussten, dass sie eigentlich nur zu Gast sind und sich erfrechten, die Dose mit den Keksen aus der Schublade zu fischen. Zum Glück, meint Fahrni, seien das nur Einzelfälle – mit den meisten Lehrlingen und Praktikanten komme er gut aus.
Ein Grund dafür ist Fahrnis Antrieb, für Klarheit zu sorgen. Er macht intuitiv alles, um Konflikte möglichst zu vermeiden. Auch bei mir war das nicht anders. Bevor ich überhaupt erst die Arbeitskleider anziehen soll, gibt’s am Küchentisch einen Kaffee und die Frage, was ich denn für Erwartungen hätte.
Ich wolle einfach sehen, wie das so läuft, sage ich. Ein paar Bilder machen, Fragen stellen, zuhören. Dass ich wenige Tage später Fahrni in den blauen Überhosen auf der Motorhaube des Traktors sitzend durch die Gegend fahren werde, wusste ich da noch nicht…