Die 27-jährige Valeria Bucher durfte im Sommer den Fachausweis als Bäuerin nach erfolgreicher Ausbildung entgegennehmen. Damals hiess sie noch Valeria Galliker, Ende Juni wurde geheiratet. Seit rund fünf Jahren wohnt die junge Luzernerin bereits auf dem Hof Underotige in Rain LU, gemeinsam mit Lukas Bucher, der seinen elterlichen Betrieb seit 2021 führt.
Auf Augenhöhe
5,8 stand im Zeugnis, nur eine der 169 Bäuerinnen, die dieses Jahr den Abschluss machten, war schweizweit noch ein wenig besser. Sie sei ein wenig überrascht gewesen, so gut abgeschlossen zu haben, sagt Valeria Bucher. Gerade die mündliche Abschlussprüfung mit einem Fallbeispiel war herausfordernd. Das Ergebnis freute umso mehr. «Gespräche führen liegt mir», sagt sie im Rückblick auf den mündlichen Teil. Das kennt sie aus ihrem Berufsalltag. Und auch das Lernen und Lehren mag die gelernte Fachangestellte Gesundheit, die im Anschluss auch die höhere Fachschule absolvierte. Sie war an mehreren Arbeitsorten als Berufsbildnerin tätig. Heute arbeitet sie in einem 100-Prozent-Pensum am Zuger Kantonsspital und gibt an einzelnen Tagen im Rahmen der überbetrieblichen Kurse praktischen Unterricht.
«Auf dem Betrieb bin ich aktuell noch eher im Hintergrund», sagt sie mit einem Schmunzeln. Die Bäuerinnenausbildung habe sie absolviert, um mit ihrem Mann auf Augenhöhe zu diskutieren. Die Klasse beschreibt sie als «cool und lebendig», der Austausch untereinander sei sehr gut gewesen, die Lebensmodelle der Absolventinnen unterschiedlich. Im Unterricht war sie vor allem in Schüpfheim sowie Sursee LU. Als Bauerntochter, aufgewachsen wie ihr Mann in Rain, hatte sie zwar Vorkenntnisse. Eine schöne Kindheit auf einem Hof zu erleben oder selbst in der Betriebsführung eingebunden zu sein, sei dann aber schon noch eine andere Geschichte.
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Idyll dank Sackgasse
Valeria Bucher kümmert sich auf dem Hof mehrheitlich um den gemeinsamen Haushalt, macht eher «einfachere» administrative Arbeiten für den Betrieb und setzt sich bei Arbeitsspitzen schon mal auf einen Traktor. Wobei das Mähbild noch ein wenig gleichmässiger sein könnte, wie sie lachend hinzufügt. Das interessiert aber kaum, auf dem Hof Underotige schon gar nicht. Sie hätten verkehrstechnisch das Glück, am Ende einer Sackgasse zu leben und zu arbeiten. Kein Durchgangsverkehr und nur wenige Nachbarn. Die Parzellen des ausschliesslich Eigenlandes (29 ha) sind arrondiert. Ein Idyll, hier kann man den Frieden haben, auch wenn die Herbstsonne nicht scheint, wie beim Besuch der BauernZeitung.
Lukas Bucher führt den vielseitigen Betrieb mit den Hauptzweigen Milchproduktion (Vollweidebetrieb mit saisonalem Abkalben und Melkroboter), Schweineproduktion (Deck-/Wartebetrieb in einem Ring) und Photovoltaik, mit einem Lernenden und den Eltern im Angestelltenverhältnis.
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Gesundheitswesen fordert
Die Bäuerinnenausbildung absolvierte Valeria Bucher im Vollzeitlehrgang – eine gute Abwechslung zu ihrem Arbeitsalltag im Gesundheitswesen. Aktuell arbeitet sie in einem Team im ambulanten Operationszentrum. Ihre Arbeitszeiten sind geregelt, was sie wegen des Betriebs im Hintergrund schätzt. Der Auszeit hat ihr Arbeitgeber problemlos zugestimmt. Bucher wird auch mittelfristig mit einem Bein, also in einem Teilzeitpensum, im Beruf bleiben. «Im Gesundheitswesen verliert man sonst rasch den Anschluss.»
Aktuell steht aber ein anderes Projekt an. Das junge Paar möchte die Betriebsleiterwohnung innen sanft renovieren. Im Vordergrund steht eine neue Küche. Diese wurde minutiös geplant, da sie als Abschlussprojekt von Buchers Bäuerinnenausbildung herhalten «musste». Eine praktische Küche in einem bestehenden Raum zu planen, sei eine schöne Herausforderung gewesen. Und schliesslich habe sie doch sehr viel Zeit investiert in das Ganze.
Anpassungsfähig bleiben
Respekt vor der Zukunft in der Landwirtschaft hat die junge Bäuerin durchaus. Man müsse immer wieder die Betriebszweige hinterfragen und anpassungsfähig bleiben, auch wenn man aktuell gut aufgestellt sei. Weitere oder eigene Betriebszweige, etwa eine Direktvermarktung, sind derzeit kein Thema. Das müsse sich dann auch irgendwie rechnen, und ihr Hof liegt immerhin rund zweieinhalb Kilometer vom Dorf entfernt.
Die Arbeitsbelastung sei ein Thema, das sie beschäftige. Wochenendablösungen durch die ältere Generation und auch der Melkroboter sorgten momentan für Freiheiten und eine gewisse Flexibilität. So lagen im Sommer auch zwei Wochen Flitterwochen drin. Ein Vereinsmensch ist sie zumindest aktuell nicht, wenn möglich, singt sie aber in einem Chor mit und macht Freizeitsport. «Ich bin gerne in der Natur und in den Bergen», sagt sie dazu.
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Knut im Rampenlicht
Beruflich und in der Freizeit hat sie mit ländlicher und urbaner Bevölkerung Kontakt. Noch immer sei das Leben auf dem Hof für die ländliche Bevölkerung recht gut nachvollziehbar, da seien Kolleginnen aus der Stadt thematisch schon recht weit weg. Immer in der Nähe ist dafür Knut. Der Hofhund ist der tierische Liebling von Valeria Bucher.
Fragen an Valeria Bucher
Was raubt Ihnen den Schlaf?
Wenn jemand schnarcht.
Welches Menü gelingt immer?
Omeletten.
Wie erholen Sie sich?
Zeit mit Familie und Freunden verbringen.
Wohin möchten Sie gerne verreisen?
Einen Roadtrip durch die USA machen.
Ihr Lieblingsplatz?
Grillstelle in unserem Wald am Bach.