Was hat Ihr Haarschnitt mit dem Wetter zu tun?
Christian Beglinger: Meistens lasse ich mir die Haare nur einmal im Jahr schneiden. Aber als wir vom Glarner Älplerverein im Herbst die Hauptversammlung des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands planten, gaben mir meine Kollegen einen Gutschein und sagten: «Geh jetzt mal zum Coiffeur. Mit den langen Haaren macht das keine ‹Gattig›.» Ich fügte mich und prompt gab es 40 cm Schnee. Auch als ich im April 2024 zum Coiffeur ging, kam der Schnee und es wurde ein nasskaltes Frühjahr. Also: Bei Haarschnitt wird das Wetter schlecht.
Keiner will so einen verregneten Sommer wie in diesem Jahr. Werden Sie also den Coiffeurbesuch im Frühling 2025 sausen lassen?
(lacht) Wahrscheinlich schon. Keine Sorge – ich gehe erst wieder im Herbst 2025 zum Coiffeur.
Sie sind in der Grünliberalen Partei (GLP). Hadern Sie nie mit Ihrer Partei?
Ich bin im Herzen ein Grüner, aber ein bürgerlicher Grüner. Als im Kanton Glarus die GLP gegründet wurde, trat ich bei. Manchmal ist es auch gut, wenn man als Landwirt bei der Gegenseite ist. Ich kann mehr bewirken als beispielsweise bei der SVP, wo alle punkto Landwirtschaft gleich ticken. Kantonal verstehen wir Grünliberalen uns gut. Schweizweit muss ich Ihnen recht geben. Wenn bei diesen Grünliberalen die Rede ist von der freien Marktwirtschaft oder von der Abschaffung der Direktzahlungen, dann graut es mir.
Wie stehen Sie zu einer Fusion der GLP mit der Mitte?
Ich persönlich kann gut mit einer Fusion mit der Mitte leben. Mitte braucht es – für einen gemässigten Umgang in der Schweiz.
Wie kommen die Glarner Älpler mit der Verteilung der öffentlichen Mittel zurecht?
Das Problem ist, dass sich der Kanton Glarus eigentlich als Industriekanton sieht. So wird seitens des Kantons die Landwirtschaft zur Nebensache erklärt. Ein zweites Problem ist, dass die meisten Alpen den Gemeinden gehören. Durch die Fusion 2011 von 25 auf drei Gemeinden ist der jeweilige Gemeinderat für sehr viele Alpen verantwortlich. Bei uns in Glarus Nord können wir uns nicht beklagen. Es wird viel gemacht. In Glarus Mitte und Glarus Süd hingegen heisst es: «Das Geld ist knapp», und so werden die Alpen stiefmütterlich behandelt.
Woran fehlt es?
25 der 88 Alpen haben beispielsweise Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung. Aber bis das mal in eine Budgetdebatte einfliesst und umgesetzt wird, dauert es ewig. Das Problem ist mit dem Klimawandel aber so akut, dass inzwischen jeder Älpler selbst in Quellfassungen, Leitungen oder Schläuche investiert.
Ihre Frau ist im Vorstand von Bio Suisse. Gibt es zu Hause auch Diskussionen über Richtlinienänderungen?
In meiner jetzigen Lebensphase arrangiere ich mich mit den Auflagen und den Vorschriften. Wir kommen damit auch gut zurecht. Was mich echt nervt, sind die vielen Kontrollen.
Was nehmen Sie sich für nächstes Jahr vor?
Auswärts kürzerzutreten. Seit ich 20 bin, engagiere ich mich in diversen Vorständen. Beim Glarner Bauernverband demissionierte ich schon im Frühling 2024. Beim Glarner Alpverein suchen wir auf die Hauptversammlung im Frühjahr 2025 einen Nachfolger. Ich bin aber immer noch mit Freude dabei. Vielleicht ist es auch ganz gut, einen jungen Präsidenten zu haben, der eine andere Dynamik hineinbringt.
Der Glarner Alpverein gab im Herbst das «Glarner Alpbuch» heraus. Wie viele verschenken Sie an Weihnachten?
An Weihnachten wahrscheinlich nur eins, höchstens zwei. In meinem Umfeld haben die meisten schon eines. Ich verschenke es aber in den nächsten Jahren an die Lernenden auf unserem Betrieb. Auch werde ich das «Glarner Alpbuch» an unsere Anlässe mitnehmen, sodass wir es den Gastreferenten überreichen können.
Das «Glarner Alpbuch - Zwischen Morgenweide und Abendrot» kostet inklusive Wanderkarte Fr. 68.- plus Versandkosten. Direkt bestellen bei alpbuch(at)zalpverlag.ch.