Echte Ferien sind wunderbar. Sie verleihen Geist und Körper eine Leichtigkeit, die nicht in Worte gefasst werden kann. Sie fragen sich jetzt sicher, was es mit den «echten» Ferien auf sich hat, Ferien sind Ferien, und die sind immer toll. Das mag stimmen, doch die Beobachtungen während meiner Graubünden-Bahnferien haben mich zu dieser Feststellung gebracht.

Velotraktoren füllen den Zug

Es ist ja grundsätzlich fantastisch und vorbildlich, dass so viele Menschen den öffentlichen Verkehr (öV) fürs Reisen wählen. Doch die ganze Bahninfrastruktur kommt vielerorts an ihre Grenzen. Die Hektik auf den Bahnhöfen und in den Zügen Richtung Bergwelt ist zu gewissen Zeiten fast «Gubristtunnel-mässig». Da greifen einen Rollkoffer, Rucksäcke und Hunde in allen Grössen frontal und wadenbeisserisch an. Dazu gesellen sich Massen von E-Velos mit XXXL-Pneus (das wären dann eigentlich Bikes) und ihre mit Motocross-Helmen bewaffneten Fahrern und Fahrerinnen jeden Alters.

Das Fassungsvermögen der Velowaggons hat sich mit diesen Velotraktoren fast halbiert. Ist dann der Zug in Fahrt, lädt das Bergpanorama zum Geniessen und Auftanken beziehungsweise zum Augenwellness ein. Dann starren doch tatsächlich neun von zehn Menschen in ihr Handy. Sogar im Panoramawagen des Bernina-Expresses schauen sie ins Handy. Die Pracht draussen, aber auch das menschliche Vis-à-Vis sind zweitrangig.

Sind das wirklich Ferien?

Am Ziel angekommen, lassen sie sich per Handy-Navi zum Restaurant mit den meisten Likes führen und dort wiederum kommt das Teil neben dem Gedeck zu liegen. Das Essen wird fotografiert, die Mails und die Welt-News werden abgerufen, danach noch ein paar Bilder vor Ort gemacht und zack, zack in den Whatsapp-Status gestellt. Da stellt sich mir die Frage: Sind das wirklich Ferien, echte Ferien, wo Natur und Mensch befreit von diesem «Seelentöterteil» im Mittelpunkt stehen?

Doch zurück zu den Bahnferien, wo mich mein Liebster auf der Heimfahrt gefragt hat: «Wa maansch, wie händ sich echt die Ferie uf üsen CO2-Fuessabdruck usgwirkt?» Bei all dem Gesehenen kann die Antwort nur ironisch sein, denn mit Schuhgrösse 40 und 45 hinterlassen wir sicher grosse Fussabdrücke.

7 bis 10 Millionen für Thüringer Wald

Vergessen wir den Blödsinn und die Hysterie mit den Fussabdrücken, wenn unsere Post dafür dem Prinzen Michael-Benedikt von Sachsen-Weimar-Eisenach rund 2400 Hektar Thüringer Wald abkauft und sich Hinz und Kunz verpflichtet fühlen, Klimaheuchelei zu betreiben. Pikant am «pöstlichen Handel» ist, dass zwar kein Kaufpreis genannt wird. Laut deutschen Medien müssen es aber 7 bis 10 Millionen Euro sein.

Das Krönchen obendrauf (es ist ja schliesslich ein Prinzen-Handel) ist, wie der Mitteldeutsche Rundfunk Thüringen im Juli 2023 berichtete, dass sich die Thüringer Wälder in einer Borkenkäfer-Katastrophe biblischen Ausmasses befinden. Laut neustem Waldzustandsbericht seien nur 14 Prozent der Bäume nicht krank. Per 2024 werden übrigens die Posttarife erhöht.

Fazit: Die Einführung eines «Hirnabdrucks» wäre das einzig Richtige. Selber studieren und verantwortungsvoll handeln wäre tausendmal wirkungsvoller, denn ohne Hirn macht der Fuss keinen Abdruck. Logisch, oder?

Zur Autorin
Virginia Stoll ist Sekretärin des Schaffhauser Bauernverbands. Sie schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.