Madlen Hunkeler präsentiert stolz ihren zwei Meter hohen, chromglänzenden Profi-Backofen in ihrem eigenen Backraum. «Den musste ich haben», meint sie schmunzelnd. Madlen Meier, wie sie ledig hiess, lernte ursprünglich Bäckerin-Konditorin. Nach der Heirat mit dem Meisterlandwirt Markus Hunkeler startete sie 2017 die Bäuerinnenschule und befasste sich im Unterricht erstmals mit Direktverkauf.
Vom Gartenhäuschen zum Verkaufsraum
Ab 2019 bot sie in einem kleinen Häuschen an der Strasse Produkte vom Hof an, unter anderem Zöpfe und Brote – und die Nachfrage war besser als gedacht. Später gab sie auch Backkurse. Einer der Teilnehmer war ihr ehemaliger Lehrer am Berufsbildungs-Zentrum Willisau. Er erzählte ihr, dass die Schule einen neuen Backofen erhalte; der bisherige, noch funktionstüchtige Ofen müsse aber erst demontiert werden.
Schnell und selbst gemacht
Madlen war sofort interessiert und besprach die Sache mit ihrem Mann. Dieser machte Nägel mit Köpfen: Er und sein Angestellter, beides handwerklich geschickte Männer, demontierten den Ofen in Willisau LU, transportierten ihn und installierten das Profigerät im Backraum auf dem Gasshof – alles innert einer Woche. «Erst lagen nur allerlei Blechteile im Backraum herum, aber zwei Tage später, im August 2024, buk ich erstmals Brot mit dem neuen Backofen», erinnert sich die 37-jährige Bäuerin mit Fachausweis.
Mitten im Wohnquartier
Der Gasshof mit Milchvieh-Scheune und Bauernhaus liegt mitten im stark wachsenden Wauwil LU. Dieses wiederum liegt im Herzen des Luzerner Mittellandes, im Dreieck der drei Landstädtchen Sursee LU, Willisau LU und Zofingen AG, am Rande des Wauwilermooses. Die Bäuerin Madlen stammt aus dem nahen Buchs LU. Sie und Markus Hunkeler kannten einander schon als Kinder, «aber wir verliebten uns erst Jahre später», erzählt sie. Sie heirateten und die junge Bäuerin arbeitete zunächste weiter als Teamleiterin auf ihrem Lehrbetrieb «Backwerke Eigenbrötler». Als die Kinder – Leonie, heute achtjährig, der sechsjährige Julian, und Jana, drei Jahre alt – die Familie vervollständigten, reduzierte Madlen erst die auswärtige Arbeit und gab sie dann auf.
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Vom «Gasshüsli» zur Hofmarke
In den vergangenen fünf Jahren wurde der Gasshof eingekreist von Mehrfamlienhäusern, sodass er nun mitten in einem Wohnquartier liegt. Der einstige Verkaufsladen, das «Gasshüsli», war bis im September 2019 nur ein winziges Gartenhäuschen, in dem Madlen Hunkeler Kürbisse, Kartoffeln, Brot und Zopf verkaufte.
Wachsendes Angebot, steigender Umsatz
Allmählich kamen diverse hauseigene Produkte dazu. Der Umsatz stieg, die Rückmeldungen auf das hofeigene Gebäck waren positiv «und das gab mir Selbstvertrauen», erzählt die Bäuerin. Aber im Mini-Gartenhäuschen wurde es eng. «Mein Mann und seine Angestellten isolierten einen Bürocontainer, setzten ein Dach obendrauf und verkleideten ihn mit einer Holzschalung», erinnert sie sich. Seit der Gasshof vor zwei Jahren ein Teil einer Betriebsgemeinschaft mit einer Schweinezucht im nahen Buchs wurde, gehören Brat- und Trockenwürste vom «Buchser Säuli» dazu. So kann man bei Madlen Hunkeler Mischpakete bestellen.
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Frühmorgens in der Backstube
Dienstag, Donnerstag und Samstag steht die Bäckerin und Bäuerin ab vier Uhr in der Frühe in ihrem Backhaus und bietet frisches Brot und Butterzöpfe an. In diesen Morgenstunden knetet sie Teig, backt und hört dazu ihre Lieblingsmusik. «Das ist mein Yoga», sagt sie.
Listen, Planung und Unterstützung
Auf Bestellung backt sie Partybrote und fertigt in der Weihnachtszeit viele Geschenkkörbe. Wie schafft Madlen Hunkeler das alles neben Familie und Haushalt? Erstens, erklärt sie, betreue am Donnerstag ihre Mutter die jüngste Tochter, und ihre Schwiegermutter springe spontan ein. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet jeweils am Freitagmorgen eine pensionierte Frau im Haushalt und betreut die jüngste Tochter Jana. Zweitens plant Madlen die Tage und Wochen mit Listen, weshalb sie ihr Mann oft scherzhaft «Zettelimutter» nennt. «Und drittens habe ich meinen Hausgarten aufgegeben; statt Gemüse hat es dort im Sommer ein Pool zum Schwimmen, das tut auch mir gut», sagt sie lachend.
Zwischen Brotduft und Familienferien
«Klar gibt es Momente, in denen ich mich frage, wo ich hier gelandet bin», gibt Madlen Hunkeler zu. Glücksmomente habe sie, wenn sie im Gasshüsli das Brotgestell mit frisch duftenden Broten fülle, wenn sie ihre Kinder zum Lachen bringe, mit Freundinnen einen Kaffee trinke oder den Abend in guter Gesellschaft bei einem Glas Wein ausklingen lasse.
Der Blick nach vorn
Und ja, Ferien sind für Hunkelers wichtig. «Jährlich zieht es uns als Familie eine Woche weg», betont sie. Im vergangenen Frühling hätten sie sich als Familie sogar eine dreiwöchige Reise durch den Westen der USA gegönnt. In die Zukunft blickt Madlen Hunkeler positiv. Ein Ausbau des Kuhstalls mitten im Wohnquartier wird von den Behörden nicht bewilligt, «aber solange wir hier geduldet sind, melken wir unsere Kühe», sagt sie. Wichtig ist ihr, dass die Familie auch in Zukunft zusammen an einem Strang zieht.
Fünf Fragen
Was können Sie besonders gut?
Mein Leben und das der Familie managen, organisieren und pünktlich sein.
Was möchten Sie besser können?
Mehr Geduld haben.
Welchen Traum möchten Sie verwirklichen?
Die Nordlichter sehen, verbunden mit einer Schlittenfahrt mit einem Husky-Gespann.
Wie lautet ihr Leitspruch fürs Leben?
Wer bremst, verliert! Mein Lebensmotto lautet: Pro Tag eine gute Tat tun.
Was ist ihr Lieblingslied und warum?
Das Lied «Du U Ig» von Gölä und Trauffer. Es ist ein Spiegel unserer Vergangenheit.