Kürzlich war ich an einem EHC-Biel-Match. Die Bieler haben gewonnen, und wie immer am Ende des Spieles wird der beste Spieler gekürt. Ein Nicht-VIP-Gast darf jeweils unter dem Blitzgewitter der Reporter den Preis an den besten Spieler des Abends überreichen. Diesmal war es eine junge Frau in Trainingshose. In Anbetracht dessen, dass es sich beim Anlass um eine Sportart handelt, ist vielleicht eine Trainingshose passender als ein Cocktailkleid.

Die Pakete türmen sich bei der Post

Jedes Mal, wenn ich bei uns im Dorf auf der Post bin (wir haben noch so ein seltenes ­Exemplar!), sehe ich im Hintergrund die Berge von Modeversandpaketen. Wenn ich die Post verlasse, sehe ich viele, vor allem junge Menschen, in Trainingshose. Ich frage mich dann jeweils, für welche Anlässe all die Leute diese Mode bestellen, wenn sie sie anschliessend trotzdem nicht tragen.

Denn sie wissen nicht, wohin sie gehören

Der verstorbene Modedesigner Karl Lagerfeld hat einmal gesagt: «Wer eine Trainingshose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.» Ich glaube eher, wer eine Trainingshose trägt, weiss nicht, wohin er gehört. Er weiss nicht, ob er nun an der Arbeit ist, zu Hause oder beim Sport. Die Trainingshose ist der Ausdruck einer ganzen Generation von Menschen, die nicht wissen, wo sie hingehören, was ihre Aufgabe ist, was ihr Ziel ist. Es ist ein Zeichen einer Orientierungslosigkeit. Und dies ausgerechnet bei einer Generation, die angeblich immer genau weiss, wer, wie was, wo zu tun hat.

Es gäbe andere Hosen für den Ausgang

Ganz anders sieht es auf dem Land aus. Dort gehen junge Menschen sogar mit den Arbeitshosen eines deutschen Kleiderherstellers in den Ausgang. Es ist das Zeichen eines Selbstverständnisses ihrer Herkunft und ihrer Zukunft. Ob Trainings- oder Arbeitshose, beides ist nicht sehr stilvoll. Es sagt aber sehr viel über den Menschen aus, der sie trägt.