«Soll ich Ihnen sagen, was an unserem Betrieb am nachhaltigsten ist?» Diese Frage ist rein rhetorisch, denn Jonas Bötsch von der Bötsch Gemüsebau AG liefert die Antwort gleich selbst: «Am nachhaltigsten ist, dass unser Vater Ralph mit 65 Jahren ruhig in Pension gehen darf und wir drei den Betrieb die nächsten 30 Jahre weiterführen. Jedes von uns Geschwistern kann seine Fähigkeiten und Talente einbringen und weiterentwickeln.»
Dreierteam mit Familientradition
Seit 2023 teilen sich Pirmin Bötsch, Jonas Bötsch und Sarina Hofmann-Bötsch zu gleichen Teilen die Geschäftsleitung der Bötsch Gemüsebau AG. Jedes der Geschwister bringt seine Fähigkeiten und Talente ein und entwickelt diese weiter. Der älteste, Pirmin, ist verantwortlich für den Freilandanbau, während Jonas die Leitung für Einkauf und Verkauf übernimmt. [IMG 3] Für Verwaltung, Personal, Buchhaltung und Direktverkauf ist Sarina zuständig. Vater Ralph Bötsch, obwohl im Rentenalter, arbeitet weiterhin im Betrieb mit und leitet den Gewächshausanbau. Auf diese Nachfolgelösung hat Familie Bötsch in den vergangenen Jahren hingearbeitet und den Betrieb stark vergrössert. Die Familie Bötsch baut rund 20 Gemüsekulturen im Freiland und unter Tunnel an. Im Anbau stehen Tomaten besonders im Fokus. Von Cherry- über Monterosa- bis hin zu Feuertomaten reicht die Bandbreite.
Seit 2023 auch ein Hofladen
Seit Mai 2023 vermarkten Bötsch ihre Produkte auch direkt. Der Hofladen befindet sich 300 m vom modernen Gewächs- und Verarbeitungsbetrieb entfernt, direkt beim alten Hofgebäude. Früher verkauften Bötschs ihr Gemüse samstags auf dem Hofplatz. Doch immer mehr Kunden äusserten den Wunsch, auch unter der Woche einkaufen zu können. Sarina Hofmann-Bötsch führte daraufhin eine Umfrage unter allen Kunden durch, um deren Bedürfnisse genauer zu ermitteln. Erst danach begann die Planung und der Umbau. So entstand ein 70 m² grosser Hofladen. Aktuell leitet Katrin Tinz den Hofladen in Vertretung von Sarina, die im Sommer Mutter geworden ist. [IMG 5] Gemeinsam haben die beiden Frauen auch das Marketing einschliesslich des Logos gestaltet. Beim Betreten des Ladens wird die Kundschaft von Vogelgezwitscher aus einer Zwitscherbox empfangen. «Das wirkt beruhigend. Und wenn ich hinten im Lagerraum Gemüse bereitstelle, weiss ich immer, dass jemand den Laden betritt», erklärt Katrin Tinz. Ein rustikaler Leiterwagen mit zwölf Kisten verschiedenfarbiger Cherry-Tomaten ist das Herzstück des Ladens. «Jede Sorte hat einen anderen Geschmack und die Farbenvielfalt gefällt den Kunden», sagt Katrin Tinz. Neben den Cherry-Tomaten sind zwei Reihen mit verschiedenen Tomatensorten zu finden.
Sorten mit Potenzial
Auch Jonas Bötsch hat seine Lieblingssorten. «Zum Grillieren und für ein Sugo liebe ich Lynato mit ihrem intensiv roten Fruchtfleisch», sagt er. «Die Sorten Monterosa und Feuertomaten schmecken am besten im Tomatensalat», fügt Jonas Bötsch hinzu. Monterosa gehört zu den ältesten Tomatensorten und ist eine wahre Delikatesse.
Die grossen gelben Feuertomaten überzeugen nicht nur durch ihren Geschmack, sondern auch durch ihr Farbmuster. Je länger man sie aufbewahrt, desto mehr rote Streifen bilden sich – das sieht aus, als ob Flammen von unten herauf züngelten. Eine Kiste im Hofladen ist mit «Hofladen- Spezial-Tomaten» gefüllt. Das sind Sorten, die sich im Versuchsanbau befinden.
«Jährlich testen wir 40 verschiedene Neuzüchtungen», erzählt Jonas Bötsch. Überzeugt eine Sorte geschmacklich, wird sie in grösserem Umfang angebaut und muss dann ihr Vermarktungspotenzial unter Beweis stellen. Das gelingt eher selten: Eigentlich schafft es aber nur alle drei Jahre eine neue Sorte in den regulären Anbau.
Tomaten sind im Hofladen bis Ende November erhältlich. Leere Regale gibt es auch dann nicht. «Allerdings kommt nur in den Laden, was in unserer Region produziert wird», betont Jonas Bötsch. Die Auswahl an verarbeiteten Produkten, die von anderen Hofläden zugekauft werden, wächst – ebenso das Angebot an Käse, Milchprodukten und Fleischwaren aus der Region.
Der Hofladen setzt auf Selbstbedienung, bezahlen können die Kunden bar oder per Twint. Samstags von 8 bis 12 Uhr wird bedient. «Wir haben Kunden, die gezielt am Samstagvormittag kommen, um ein Schwätzchen mit uns und den anderen Kunden zu halten», sagt Katrin Tinz lächelnd. Freundlichkeit, Frische und Qualität sind die Erfolgsfaktoren des Ladens.
Betriebsspiegel Bötsch Gemüsebau AG
- Inhaber, Geschäftsleitung: Jonas Bötsch, Pirmin Bötsch und Sarina Hofmann-Bötsch
- Ort: Salmsach TG
- Fläche: 8 ha Gewächsfläche und 100 ha Freilandbewirtschaftung plus Verarbeitungs- und Kühlräumlichkeiten
- Angestellte: 40 Festangestellte, 140 Saisonarbeitskräfte
- Vermarktung: Handel und Direktvermarktung
Dieser Beitrag ist zuerst in «Hof direkt» erschienen: aktion.hofdirekt.com