Als Noah seine ersten Worte zu sprechen begann, war eines davon «Mää». Das «Mää» war ein Kässeli in Schneckenform, in das Noah «Batzeli» einwerfen konnte. Heute ist «Mää» etwas ramponiert, aber noch immer ein Maskottchen der Familie. Wie der Kleine wohl darauf kam, dass die Schnecke ein «Mää» ist, fragten sich Sahra Brun-von Flüe und ihr Mann. Und sie dachte sich: «Daraus sollte man ein Büechli machen». Sobald Noah etwas älter war, begann sie, kleine Geschichten rund um sein «Schnäggli Mää» zu erfinden. «Mää» suchte in ihren Erzählungen jeweils nach dem Tier, das so klingt, wie es heisst. «Er fand das total cool», meint die heute dreifache Mutter. [IMG 2]
Im Obwaldner-Dialekt
So wurde aus den Erzählungen das erste Kinderbuch. Die Entlebucherin (Finsterwald) Sahra Brun, gelernte Fachfrau Hauswirtschaft, hat die Geschichte erst gemalt und den Text dazu im Obwaldner-Dialekt geschrieben. Sie stammt aus Sachseln. Anschliessend druckte sie das Ganze als Fotobuch, ursprünglich nur für ihre Buben gedacht. Später wurden daraus noch einige Geschenke für Kolleg(innen) mit Kindern. Diese freuten sich sehr, hatten jedoch etwas Mühe, den Dialekt zu entziffern. Nachdem das Büechli bei gross und klein so gut angekommen war, wurde Brun von ihrem Umfeld motiviert, ein richtiges Kinderbuch daraus herzustellen.
Der ganze Prozess
«Das Zeichnen war das Einfachste», meint Sahra Brun. Der Text aus dem Schweizerdeutschen in die Schriftsprache zu übersetzen, sei schon etwas schwieriger gewesen. Gewöhnt, die Geschichte im Dialekt zu erzählen, musste sie mit Satzstellungen und Namen etwas
umdenken. Besonders der Titel habe sie zum Nachdenken gebracht. «Bei uns war das immer ‹Ds Schnäggli Mää›». «Schneckli» oder «Schnecklein» ging eher nicht, weshalb es dann «Die kleine Schnecke Mää» wurde.
Die nächste Herausforderung war das eigentliche Buch. Denn die von ihr gewählte Druckerei brauchte eine PDF-Datei in den exakt vorgegebenen Massen. «Das war gar nicht so einfach», erinnert sich Brun. Sie habe stundenlang Youtube-Videos geschaut, um zu verstehen, wie genau sie die Bilder und Texte anordnen, einfügen und zuschneiden muss, um das gewünschte Endresultat zu erzielen. Viermal habe sie ein Büechli bestellen müssen, bis es genau ihren Vorstellungen entsprach. Und dann, 2021, an ihrem Geburtstag, sei die erste Kiste mit den Büchern angekommen, erzählt die Autorin strahlend. Die Bücher seien für etwa drei- bis fünfjährige Kinder, wobei sie sich diese durch die grosse und einfache Schrift auch als Erstlesebücher vorstellen könne. «Hätte ich gewusst, wie lange das dauert, hätte ich es nicht gemacht», meint Sahra Brun, und ein zweites Büechli habe sie definitiv nicht geplant gehabt. Aber ihr Sohn Dario habe immer wieder gefragt: «Und wie geht es weiter?» So begann sie, den Buben die Geschichte weiterzuerzählen. Und daraus entstand dann das zweite Buch.
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Während die kleine Schnecke Mää im ersten Buch nach dem Schaf sucht, macht sie im zweiten einen Familienausflug. Dabei lernen sie gemeinsam ganz viele verschiedene Tiere kennen. Inspirieren liess sie sich dabei von den Tieren, die sie mit den Kindern draussen oder auf dem Hof antraf – ihr Mann und sie führen gemeinsam einen Landwirtschaftsbetrieb. Sie hatten gemeinsam Regenwürmer von der Strasse gerettet, einen Hermelin hinter dem Haus entdeckt oder beim Mausen mit den Kindern einen Maulwurf entdeckt. Auch Kartoffelkäfer, Elstern und Raupen des Schwalbenschwanzes kommen drin vor. Diese Erlebnisse wurden kreativ in eine Geschichte verpackt und das zweite Kinderbuch dann im Frühling 2023 gedruckt.
Ein Themenweg entsteht
Wenn die 34-Jährige mit ihren Buben zum Spielplatz geht, laufe sie einen wunderschönen kleinen Weg entlang bis zur Bohrplatte Finsterwald, sagt Brun. Sie habe immer gedacht: «Da fehlt doch etwas». Und so entstand der Themenweg. Die Autorin kontaktierte Tourismus Entlebuch – und stiess dort auf Begeisterung. Die anschliessend aufgestellten Posten hat die kreative Mutter aus bemaltem Holz und Steinen gestaltet. «Es braucht nicht viel, die Kinder finden schon kleine Dinge, die sie entdecken können, toll.» Die Figuren ausgesägt, Pfosten eingeschlagen und die Buchblätter laminiert, hatte sie alles selbst gemacht.
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Der Weg startet bei der Bohrplatte Finsterwald, einem Grill- und Spielplatz mit genügend Parkmöglichkeiten. Er ist ungefähr 350 m lang und zeigt einige Seiten ihres zweiten Buches. Es seien absichtlich nicht alle Buchseiten auf dem Themenweg vertreten, verrät Autorin Brun. So habe man immer noch eine Überraschung, wenn man zu Hause das Büechli lese.
Bücher ISBN: 978-3-7543-0838-7 / 978-3-7460-9654-4.
Buchbestellung bei der Autorin: sahra-05@hotmail.com.