Stellen Sie sich für die nächste Gartensaison folgende Szene vor: Aus einer wilden Ecke im Garten hören Sie einen unbekannten Vogel pfeifen. Neugierig stehen Sie auf und streifen langsam durch das hohe Gras, eine Eidechse flitzt von ihrem Sonnenplatz auf einem Stein davon.
Wo steckt der kleine Vogel mit der lauten Stimme?
Aus Versehen drehen Sie mit dem Fuss ein Stück Holz um und es gleitet eine Blindschleiche davon. Sie machen erschrocken einen Schritt zurück – und streifen mit dem Arm einige Brennnesseln. Leise fluchend untersuchen Sie den kribbelnden Arm und sehen aus dem Augenwinkel, wie sich an der Brennnessel die schwarzen Raupen des Tagpfauenauges laben. Langsam wandert Ihr Blick umher, auf der Suche nach dem leise pfeifenden Vogel, und da huscht er durch die stachelige Wildrose: der kleine Zaunkönig mit dem mächtigen Gesang.
Wer in einem Teil seines Gartens die Biodiversität mit einer «wilden» Ecke fördern will, muss nicht viel tun. In vielen Fällen kann man nach einer initialen Zündungsphase das Ganze fast gänzlich laufen lassen. Zu Beginn sollte man festlegen, ob so eine wilde Ecke nur für eine Saison oder für mehrere Jahre oder Jahrzehnte bestehen soll. Das ist jedem selbst überlassen und natürlich kann diese Ecke auch wieder in den Garten zurück gepflegt werden.
Stachliges pflanzen für die Vögel
Möchte man daraus ein langfristigeres Projekt machen, ist eine überlegte Standortwahl die beste Option. Es lohnt sich dann auch, zu Beginn und je nach Grösse der Ecke in einen oder mehrere Sträucher zu investieren. Viele Vögel mögen es stachelig, und in der unberührten Ecke sind die wilde Rose oder der Kreuzdorn auch wenig im Weg.
Etwas freundlicher ist zum Beispiel die Kornelkirsche oder auch die Vogelbeere, die keine Stacheln, aber Nahrung für die Vögel produzieren. Zusätzlich können Steinhaufen, Asthaufen oder Laubhügel helfen, um weitere Bewohner anzuziehen. So können neben Vogel- und Insektenarten auch das Wiesel, die Haselmaus oder der Igel sich wohlfühlen.
Vorsicht vor Neophyten – diese gezielt entfernen
Lässt man die wilde Ecke nun walten, wird sie sich im Laufe der Zeit konstant etwas verändern und entwickeln. Es ist spannend, zu sehen, welche Pflanzen sich die Ecke erobern. Ein Augenmerk gilt hier darauf zu legen, dass die Ecke sich nicht unkontrolliert ausbreitet. Gerade wenn sich Brombeeren oder Brennnesseln ansiedeln, muss man die Grenzen der Ecke etwas verteidigen, damit diese in ihrem Bereich bleiben.
Auch ist eine Kontrolle wichtig, ob sich invasive Neophyten ansiedeln, und diese zu entfernen. Ansonsten heisst es: einfach entspannt beobachten. Und sich jetzt im Herbst darüber klar werden, dass nicht alles picobello ab- und aufgeräumt werden muss.