Drei Anläufe hat es gebraucht. Zweimal musste der Landfrauentag des Verbands Bernischer Landfrauenvereine (VBL) in die Schoggifabrik Camille Bloch in Courtelary im Berner Jura wegen der Pandemie abgesagt werden. Und nun hat es im dritten Anlauf endlich doch noch geklappt. Am 31. Mai und am 2. Juni trafen sich jeweils um die 24 Landfrauen und Bäuerinnen aus dem ganzen Kanton im Berner Jura. Eine Führung mit fachkundiger Leitung erzählte die spannende Geschichte der Entstehung der Fabrik, die 1929 durch Camille Bloch in Bern gegründet wurde. Auch wie das stete Wachstum aussah, wie es zum Umzug in den Berner Jura kam und warum die ganzen Haselnüsse den Weg in die Schoggi fanden und schliesslich das Ragusa erfunden war, wurde durch die Führung spannend erläutert.
Die Schoggi findet auf dem Viehmarkt Käufer
Und ein bestimmtes Detail in der frühesten Geschichte vermochte zu überraschen. So wurde die Schokolade nicht nur in Lebensmittelläden und Apotheken verkauft, sondern auch auf dem Viehmarkt. «Auf dem Viehmarkt gab es alles zu kaufen», wusste eine der Gästeführerinnen zu berichten. Eine Tafel kostete damals 20 Rappen. Nicht viel könnte man meinen. Aber bei einem Stundenlohn von etwa 1 Franken 30 dann doch etwas, was sich nicht jeder leisten konnte.
Versucherli gehören zu einer Führung mit dazu
Aber nicht nur zu hören gab es einiges, sondern auch zu sehen. Vor Ort wurde demonstriert, wie Ragusa und Torino von Hand hergestellt werden. Auf der anderen Strassenseite, in der Fabrik, funktioniere die Herstellung nach denselben Prinzipien, einfach mit Maschinen. Natürlich durften Probiererli nicht fehlen, mit denen nicht gegeizt wurde. Verblüffung hinterliessen die präsentierten Zahlen. Pro Produktionstag für Ragusa laufen acht bis neun Tonnen vom Band, bei Torino sind es fünf bis sechs Tonnen (beide Produkte werden aber nicht täglich hergestellt). Im Jahr 2021 hat die Firma Camille Bloch 3100 Tonnen Schokolade produziert. Die Hälfte davon Ragusa. Zum Abschluss wurde den Frauen im Bistro Kaffee und Kuchen, wie könnte es anders sein, mit Ragusa drin, serviert. Genug Zeit blieb für den Einkauf im Shop, bevor die Reise weiterging.
Die Landfrauen schlemmen bei Käse und Kartoffeln
Eine für Flachlandindianer abenteuerlich anmutende, schmale Strasse führte zwei Dörfer weiter in Villeret nach oben zur Métairie de Meuringue, zu Deutsch: Mörigenberg. Nach all der Schokolade hätte es nichts Besseres geben können als Gschwellti mit Käse aus der Region, Salat und Gemüsedip. Dabei durfte der Tête de Moine nicht fehlen. Und die Familie von Christophe und Isabelle Kämpf meinte es überaus gut. Kartoffeln und Käse hätten noch für einige weitere Personen gereicht. Die Landfrauen schlemmten und schnädereten, als gäbe es kein Morgen. Dafür hat es sich absolut gelohnt, drei Jahre zu warten.
Und dann kommt Ragusa auch noch zum Schluss
Den krönenden Abschluss bildeten dann aber wieder Ragusa und Torino. Isabelle Kämpf stellt selbst Bauernhofglace her, darunter eben auch solche mit Torino und Ragusa. Diese beiden Sorten können aber exklusiv nur im Camille-Bloch-Bistro und in der Métairie de Meuringue bestellt, aber sonst nirgends gekauft werden. Und auch hier meinte es die Wirtin wieder überaus gut. So stellte sie mehr als genug Schlagrahm zur freien Bedienung auf die Tische. Das reichte locker auch noch, um den Kaffee zu verfeinern. Kalorienzählen war bei diesem Ausflug definitiv nicht angebracht. Der Spass- und Genussfaktor war dafür aber enorm hoch.