«Was nichts kostet, ist nichts wert.» Über dieses Sprichwort stolpere ich zufällig beim Durchsehen meines Wirz-Handbuches. Es steht unter dem Titel «Unbezahlte Arbeit».

Sie wird in Haus- und Familienarbeit, ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten und informelle, unbezahlte Tätigkeiten unterschieden. Unter Haus- und Familienarbeit können sich die meisten etwas vorstellen. Hausarbeiten, Betreuung und Erziehung von Kindern, Betreuung von pflegebedürftigen Haushaltsmitgliedern. Erstaunt lese ich, dass diese Arbeiten drei Viertel des Gesamtvolumens an unbezahlter Arbeit ausmachen.

80-Stunden-Woche mit Kleinkindern

Ausserdem steht da, dass der Arbeitstag mit Kleinkindern einer 80-Stunden-Woche entspricht! Und dazu arbeiten die meisten dieser Mütter selbstverständlich auf dem Betrieb noch mit oder gehen einer auswärtigen Tätigkeit nach. Denn dass es mehrheitlich Frauen sind, die diese Arbeit erledigen, steht im gleichen Abschnitt, und das weiss ich ja aus eigener Erfahrung.

Ich rufe meine Kinder dazu, lese ihnen vor und erkläre, dass die Arbeit im Haushalt und vor allem mit Kindern echte, richtige Arbeit ist und dementsprechend gefälligst gewürdigt werden soll. Zwar weiss vor allem meine älteste Tochter um die Ansprüche, die kleine Kinder stellen, weil sie regelmässig Kinder hütet, doch auch in unserem Umfeld ist die Meinung vertreten, dass zu Kindern schauen ganz nebenher geht mit Stallarbeit, Heuen, Schaffen im Garten, vom Haushalten ganz zu schweigen.

Nach der Geburt meiner Kinder wurde ich manchmal gefragt, ob ich wieder arbeiten gehe. Gemeint war meine Arbeit in der Apotheke. Irgendwie war eben nur die Arbeit auswärts richtige Arbeit und die Arbeit daheim – nun ja, eben Arbeit daheim. Und ich hatte anfangs nicht den Mumm zu sagen: «Ich arbeite daheim, füttere mein Baby, wechsle Windeln, koche, wasche, putze, schlage mir die Nacht um die Ohren, um mein zahnendes Baby zu beruhigen, staubsauge, nebenher miste ich den Schweinen, helfe heuen, steche den Garten um, pflanze Broccoli für selbst gekochten Babybrei … nein, ich arbeite nicht mehr in der Apotheke, ich arbeite daheim.» Glücklicherweise hat sich das mittlerweile geändert und ich stehe zu meiner zwar meistens unbezahlten, aber doch befriedigenden Arbeit. Was nichts kostet, ist eben manchmal doch etwas wert.