Ist die zweiseitige Vision einer nachhaltigen Ernährung ein Papiertiger oder ergeben sich daraus neue Projekte?

Ueli Voegeli: Nein, das Leitbild ist ganz und gar nicht ein Feigenblatt. Mit unseren Lehrgängen in Agrar-, Lebensmittel- und Hauswirtschaft verfolgen wir schon seit zehn Jahren die Strategie «Vom Feld auf den Teller». Wir sind als Bildungs- und Beratungsinstitution ein Teil der Transformation der Ernährungssysteme – auch wenn das hochgestochen tönt. Wir wollen uns verstärkt in den Ernährungssystemen mit Beiträgen positionieren und die Konsumenten stärker in die Verantwortung nehmen.

Bitte etwas konkreter?

In all unseren schulischen Aktivitäten stehen die Wertschätzung für gesunde Nahrungsmittel, der Respekt gegenüber der landwirtschaftlichen Produktion und die Schonung der natürlichen Ressourcen im Zentrum. Auch laufen bei uns Versuche für den Anbau von Körnerleguminosen, die bei einem Teil der Bevölkerung als Fleischersatz immer wichtiger werden. Zudem planen wir als Teil von AgroVet-Strickhof für unsere Schweinehaltung einen neuen Bildungs- und Forschungsstall mit speziellem Fokus auf Ressourceneffizienz, Klimaschonung und Tierwohl.

Hauptreferent am Kick-off-Meeting war ETH-Professor Achim Walter. Er verwies auf eine Studie, die eine Reduktion des Fleischkonsums auf einen Drittel empfiehlt. Ist das auch die Stossrichtung des Strickhofs?

Achim Walter setzt den Fokus auf die globale Entwicklung, und nicht spezifisch auf die Schweiz. Gleichwohl müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass übermässiger Fleischkonsum nicht nur ungesund, sondern auch klimaschädlich ist. Es ist auch nicht sinnvoll, hierzulande die Tierbestände abzubauen und dafür Pouletfleisch zu importieren.

«Es ist auch nicht sinnvoll, hierzulande die Tierbestände abzubauen und dafür Pouletfleisch zu importieren.»

Strickhof-Direktor Ueli Voegeli

Der Kanton Zürich setzt laut Leitbild ein nachhaltiges Ernährungssystem in den eigenen Verpflegungs- und Landwirtschaftsbetrieben um. Was würden Ihre Absolventen sagen, wenn die Strickhof-Kantine nur noch zweimal wöchentlich Fleisch offerieren würde?

Wir sind keine weltfremden Asketen, dass wir Verzicht verordnen. Jeder hat in der Kantine die Wahl zwischen einem vegetarischen und einem Fleischgericht. Essen ist nicht einfach nur Kalorien zu sich nehmen, sondern auch Genuss. Dafür sorgen wir am Strickhof und achten auf Swissness, Regionalität, Saisonalität und Vermeidung von Food Waste.

«Wir sind keine weltfremden Asketen, dass wir Verzicht verordnen.»

Strickhof-Direktor, Ueli Voegeli