Ein Willkommensgruss, sorgfältig in Handletteringschrift auf eine Tafel gemalt, Türkränze mit Thujazweigen und winterliche Kerzengestecke: Hier wird gerne kreativ gestaltet und dekoriert, wie man als Besucher(in) des Hofladens sofort bemerkt. «Die Weihnachtszeit bietet sich besonders an für Dekorationen dieser Art. Viele Adventskränze waren rasch weg», stellt Sandra Reinhardt-Weber vom Iltishof im thurgauischen Iltishausen bei Aadorf fest.
Von ihr selbst stammt eine Serie von Dekorationen mit Zwergen auf einer Holzscheibe oder auf einem Rebstock. Für die Kränze dagegen sind ihre Mutter und eine Nachbarin zuständig, eine Tradition, die Sandras Mutter Astrid Weber schon seit Jahren ausübt. Der schöne Schriftzug auf den verschiedenen Tafeln und Karten schliesslich stammt von Schwester Manuela Weber.
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Das Potenzial des Kleinhofs erkannt
Die vereinte Gestaltungskraft ist Ausdruck davon, dass der Iltishof neu belebt wird: Vor zwei Jahren haben Sandra Reinhardt und Andrea Weber damit begonnen, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Formell wird dies ab dem kommenden Jahr der Fall sein. Ihr Vater Ueli Weber, der den Kleinsthof mit 5 Hektaren Ackerfläche in den letzten Jahrzehnten im Nebenerwerb bewirtschaftet hatte, kam ins Pensionsalter.
Ob eine der vier Töchter den Hof dereinst übernehmen wird, war lange nicht klar. Dann meldeten sich Sandra und Andrea für die Bäuerinnenschule am Arenenberg an und schlossen diese 2020 ab. «In dieser Zeit haben wir zahlreiche Höfe und Hofläden angeschaut, um eine Vorstellung davon zu erhalten, was wir mit unserem Betrieb zu Hause machen könnten», sagt Sandra Reinhardt. «Dabei haben wir realisiert, was für ein grosses Potenzial vorhanden ist.» Bereits lagen konkrete Ideen vor, und gemeinsam mit der Familie wurde beschlossen, dass die zwei Schwestern den Hof übernehmen würden. Dann ging es Schlag auf Schlag: Sandra Reinhardt und Andrea Weber legten einen Gemüsegarten an und fingen an, Beeren und Kürbisse anzubauen. Dazu kam ein Hühnermobil mit anfänglich 120 Legehennen.
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Vielfältiges Angebot im Hofladen
Vor einem Jahr richteten die beiden zudem einen Hofladen ein, um ihre Produkte direkt zu vermarkten. Hier bieten die Schwestern nebst ihren Dekorationen, Eiern, Kürbissen und Beeren auch Selbstgemachtes wie beispielsweise Apfelmus, Apfelringli, Konfitüren an. Da all dies Platz und Infrastruktur braucht, installierten sie neben dem Laden einen Verarbeitungsraum.
Das Sortiment wird mit Erzeugnissen anderer lokaler Produzent(innen) abgerundet. Dazu gehören Milchprodukte wie Käse, Joghurts und Glace sowie Fleisch. Samstags, wenn der Laden bedient ist, wird zudem Brot und Zopf angeboten. Regionalität ist ein wichtiger Aspekt: «Alle unsere Produkte stammen aus der Schweiz, die meisten aus der Gegend», betont Sandra Reinhardt.
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Glace lockt Wandersleute an
Laut der Jungbäuerin bestand die Kundschaft anfänglich vor allem aus bekannten Gesichtern. Mittlerweile kommen die Leute auch von weiter weg. Mit Laufkundschaft ist dagegen weniger zu rechnen, da der Betrieb etwas abseits liegt. «Allerdings führt ein Wanderweg über den Hof, das kurbelt im Sommer bei schönem Wetter den Glace-Umsatz hoch», sagt Reinhardt lachend. Werbung machen würden sie hauptsächlich via Soziale Medien wie Facebook und Instagram. Zudem hätten sie dieses Jahr zum ersten Mal in Aadorf und Balterswil einen Selbstbedienungsstand mit Kürbissen aufgestellt. Ein grosser Erfolg sei im Herbst auch das Kürbisfest auf dem Hof gewesen, das sie bereits zum zweiten Mal durchgeführt haben.
Die ganze Familie hilft mit
Die Kürbisse liegen der 29-jährigen Mutter einer kleinen Tochter besonders am Herzen: «Während der Wachstumssaison gehe ich oft aufs Feld, um zu schauen, wie weit sie in der Zwischenzeit gewachsen sind. Dabei staune ich immer, wie sich in ein paar Wochen so grosse Früchte entwickeln können.» [IMG 4]
Mit dem Kürbisanbau fing die Familie vor zwei Jahren ohne grosse Vorkenntnisse an. Unterstützt wurden sie dabei von einem befreundeten Kürbisbauer, der vor der Pensionierung stand und sie mit Tipps und Material versorgte. Der Anbau von Kürbissen sei mit viel Handarbeit verbunden, so Reinhardt. Um dem Unkraut zwischen den Reihen beizukommen, käme ihnen die Möglichkeit, ein Hackgerät auszuleihen, entgegen. Beide Schwestern setzen sich jeweils da ein, wo es gerade nötig ist. Eine grobe Aufgabenteilung gibt es dennoch, Sandra Reinhart ist eher für die Hennen zuständig, die fünf Jahre ältere Andrea Weber für den Hofladen. Tatkräftige Unterstützung erhalten die beiden Schwestern, die beide auch auswärts erwerbstätig sind, zudem von weiteren Familienmitgliedern.
Doch zurück zu den weihnachtlichen Dekorationen: «Mich reizt es, das zu verarbeiten, was vor Ort gerade vorhanden ist», sagt Sandra Reinhardt. «Auf unserem Hof, zu dem auch eine Parzelle Wald gehört, hat es viele natürliche Materialien wie Gehölz oder Zweige, die sich dekorativ verarbeiten lassen.» Kreativ tätig ist Reinhardt zudem auch als selbstständige Fotografin mit eigenem Studio, das sie nebenher betreibt. Es ist offensichtlich: Vielseitig ist nicht nur der Betrieb, sondern auch Sandra Reinhardt selbst: Neben ihren Aufgaben als Mutter, Bäuerin und Fotografin geht sie in Kleinpensen zwei Bürojobs nach und gibt ausserdem Sportunterricht.
Weitere Informationen: www.iltishof.ch