Lange Zeit wurde im deutschsprachigen Raum nur auf Alpen Käse produziert. Hunger und die Französische Revolution haben das 1815 aber geändert. Denn Rudolf Emanuel Effinger, der wie 5000 andere Schweizer seinerzeit nach Russland zog, initiierte nach seiner Rückkehr (einer von wenigen Überlebenden) die erste Dorfkäserei in Kiesen.
Schweiz ist Weltmeister
«Passend!», findet Beat Wampfler, der in Burgdorf das Käsehaus K3 betreibt und in dessen Keller Spezialitäten anbietet. Unter anderem Weltmeister-Käse. Anlässlich der World Cheese Awards in Newport (USA) wurde Urs Leuenbergers Gruyère aus der Dorfkäserei Vorderfultigen Ende letzten Jahres zum weltweit besten Käse erkoren. Und genau das solle nicht allzu schnell vergessen gehen, ist Tierarzt, Gourmet und Käsehändler Wampfler sicher.
Deshalb lud er nach Kiesen in das Haus Riem, Daepp und Co. AG, wo feine Tropfen lagern und noch einmal an den grossen Erfolg des Käsermeisters erinnert wurde. Und anstatt über den fortschreitenden Ausverkauf der Schweiz zu sinnieren, riet Wampfler, sich der zahlreichen Erfolge im Land bewusst zu werden. Für einen Weltmeister-Käse brauche es neben einem Käser, der sein Handwerk beherrsche, eine ganze Reihe anderer, die gute Arbeit vollbrächten. [IMG 2]
Stellvertretend für die Bauern und Milchproduzenten war am sommerlichen Abend der Berner Bauernverbandspräsident Jürg Iseli zugegen.
Gar nicht «in der Vehfreud»
«Es ist für den Bauernstand wichtig, dass die Veredelung unserer Produkte professionell betrieben wird», sagt Jürg Iseli und erzählt vom Film «Käserei in der Vehfreude», wo das Geld plötzlich mehr Wert hatte als das Produkt, und wo der Handwerker – der Käser – die Bauern erinnern musste, dass es so eben nicht gehe. «Wenn wir nicht miteinander gehen, die Landwirtschaft und die nachgelagerten Betriebe, dann werden wir keinen Erfolg haben», ist der Bauernverbandspräsident sicher.
Jemand muss den Käse auch anmelden
Wie der Weltmeister-Käser am Abend in Kiesen verriet, brauche es wirklich etwas mehr. Zum Beispiel auch jemanden, der überhaupt auf die Idee komme, den Käse an die Weltmeisterschaft anzumelden. Er selbst sei nicht vor Ort gewesen und habe alles andere als mit dem Sieg gerechnet, erinnert sich Urs Leuenberger.
An Leuenbergers weltmeisterlichen Gruyère, den es am Abend in Kiesen zu mutigen Weinkombinationen auch zu verköstigen gab, glaubte insbesondere Roland Sahli, Geschäftsführer der Gourmino AG, mit Sitz in Urtenen-Schönbühl. Er war es schliesslich, der den Käse anmeldete.
Marketing ist gefragt
«Ein gutes Produkt zu produzieren alleine reicht nicht – für den Erfolg am Markt braucht es ein gutes Marketing, genau hier haben wir noch Aufholbedarf», sagt Wampfler gegenüber der BauernZeitung.