In der Kalenderwoche 25 geht es los mit den beliebten Hofgesprächen, Ausgabe 2025. Das Konzept der Weiterbildung aus der Feder der Zentralschweizer Milchproduzenten, dem Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband und dem Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung ist jährlich dasselbe. Angepasst werden die Themen und die drei Milchproduzentenfamilien, die sich zur Verfügung stellen (siehe Kasten).

Bio seit 2017

Einer der drei Höfe ist derjenige von Walti und Daniela Haas, Hellbühl. Diesen übernahmen sie 2012 von Waltis Eltern. Walti Haas ist Meisterlandwirt, Daniela Haas-Sticher gelernte Logistikfachfrau, Bauerntochter aus dem Seetal. Die beiden haben zwei Buben im Primarschulalter (Fabian und Simon). «Wir übernahmen einen typischen Milchwirtschaftsbetrieb mit einer Braunviehherde», so der Betriebsleiter. Der Hof war gut in Schuss, schon Waltis Eltern Silvia und Walter hinterfragten die Prozesse und passten den Betrieb entsprechend an. Der Nachfolger hat bereits vor der Übergabe mitgearbeitet und auch mitentschieden.

Die Bio-Umstellung startete Familie Haas 2017. Den Ausschlag gaben der bereits vorher geringe Einsatz an Hilfsmitteln und die Situation auf dem Milchmarkt. Haas nervte die Preisbildung für konventionelle Milch, insbesondere im B-Segment. «Es war ein Prozess, bis wir uns dafür entschieden», so Haas. Vor allem in der Tierhaltung war der Schritt nicht mehr so gross, ergänzt Daniela Haas. Respekt machten die Einschränkungen mit den neuen Bio-Richtlinien und den damals schon angedachten Verschärfungen bei der Fütterung. Man habe sich aber gut zurechtgefunden damit, resümiert mit bereits einigen Jahren Erfahrung. Wenn man am Markt einen besseren Preis lösen will, gehörten Richtlinien, die sich vom Standard abheben, halt dazu. Über die kantonalen Biovereine und die DV könnten die Produzenten zudem mitbestimmen.

«Genetik ist für mich der Schlüssel.»

Bioproduzent Walti Haas setzt auf eine robuste Zweinutzungskuh.

Milch und Fleisch

Natürlich sind Blacken ein Thema. Und auch im Ackerbau musste man sich erst ein wenig finden. Doch Familie Haas setzte noch einen drauf. Sie produziert seit rund drei Jahren antibiotikafrei. Und zwar für Aldi unter dem Label «Retour aux sources» (RAS). Der Stallschnitt sank mit Bio von 6500 kg auf noch 6100 kg. Allerdings ist die Zwischenkalbezeit länger, und die Kälber trinken viel und länger Milch in ihrem System.

Die BS-Herde wurde mit der Bio-Umstellung eingekreuzt und ergänzt mit einigen Kühen der Rassen Montbéliarde und Normande. Ziel ist eine Zweinutzugskuh mit robusten, eher kleinen Müttern, mit einer hohen Raufutterleistung und Kälbern, die in der Mast Freude machen. Neuseeländische Holstein und Norwegisches Rotvieh plus die CH-Biostiere der Rassen SF, OB und BS gelangen heute zum Einsatz. Die aktuelle Genetik kommt ohne Kraftfutter aus. Festliegen ist kein Thema. Zu schaffen machten dafür einige Panaritium-Kühe vor ein paar Jahren. Diese mussten mit Antibiotika behandelt werden und nach der Genesung den Betrieb verlassen. So will es das Label. Es sei aber kein Abschieben, sondern ein Verkauf an einen Berufskollegen in unmittelbarer Umgebung. «Ziel ist eine Selektion auf eine robuste und gesunde Herde», so Walti Haas.

Betriebsspiegel Haas, Krummbaum

Daniela und Walti Haas

Standort: Krummbaum 1, Hellbühl, 650 m ü. M
Flächen: 23 ha LN, davon 4 ha Ackerfläche (Mais, Weizen, Öl-Lein, Hafer)
Vieh: 35 Milchkühe, Aufzucht, Remonten bis 120 Tage
Arbeitskräfte: Walti und Vater Walter, Partnerinnen bei Arbeitsspitzen
Besonderes: Rundballen pressen im Auftrag der MG Hellbühl und Mähdrescher fahren, rund 25 Tage pro Jahr.

Gefragte Milch

Gefüttert wird im Sommer mit Halbtagesweide und Eingrasen. Ab August gibt es Vollweide und Silomais bis zur Winterfütterung Anfang November (Grassilage und Dürrfutter). Der Mais hilft gegen zu hohe Harnstoffwerte. Übers ganze Jahr verteilt gibt es zudem Maiswürfel, vor allem für diejenigen mit viel Milch. «Es gibt mir ein gutes Gefühl», sagt Haas mit einem Schmunzeln. So kann die vorhandene Kraftfutterstation doch noch gebraucht werden, und Haas hat durch die Aktivitätsmessung Frischkalbinen besser im Auge. Und so ist auch sichergestellt, dass die Kühe den Mineralstoff holen.

Die Milch geht über die ZMP an Aldi, rund 200 000 kg jährlich. Etwa 40 Biolandwirte mit etwa 6 Mio Lieferrechte produzieren RAS-Milch für Aldi. Der Grossverteiler könnte mehr brauchen in den nächsten Jahren. Knackpunkt ist die Logistik. Malters hat fünf Produzenten, dies helfe, so Haas. Die Produzenten zahlen keine Deklassierung für RAS-Milch, Aldi macht den Mengenausgleich, indem im Winter kein Mozzarella produziert wird. Der Milchpreis ist nochmals mehrere Rappen über Bio Suisse. Der Aufwand ist aber auch entsprechend. Bedingungen für das Label sind der Verzicht auf Kraftfutter, antibiotikafreie Produktion, mindestens 70 % (Ziel 100 %) der Kälber werden abgetränkt, und die BFF beträgt mindestens 12 %.

Ferien gehören dazu

«Wir sind ein klassischer Familienbetrieb», so Walti Haas. Sein Vater ist angestellt und leistet noch immer ein Pensum von rund 50 %. Spontan, je nach Arbeitsanfall. Die Frauen tränken Kälber, kranen das Heu und springen ein im Betrieb bei Bedarf. Im Melkstand ist vor allem Walti. Zweimal im Jahr geht die junge Familie in die Ferien, dann übernehmen die Eltern wieder das Zepter. Und zwar im Herbst und im Winter.

Die grosse Flexibilität aller sei ein gewichtiger Vorteil eines Familienbetriebs, sagt Daniela Haas. Familienmitglieder seien mit Herz dabei. Man müsse aber auch etwas tun dafür, und es «gut haben wollen», so die Bäuerin zum Thema Kommunikation. Ein weiterer Vorteil eines Familienbetriebs sei die Einarbeitung von Lernenden oder Angestellten, die wegfalle.

Herausforderung Euter

Abo Seit 20 Jahren berechnet Landwirt Andreas Nussbaumer die Vollkosten jedes Jahr selbst. Er verwendet das Vollkostenprogramm «AgriCo Calc» von Agridea. Milchproduktion Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion mithilfe der Vollkostenrechnung überprüfen Thursday, 12. June 2025 Eutergesundheit ist ein weiterer Posten an den Hofgesprächen. Ein Dauerthema auf dem antibiotikafreien Betrieb. Vieles habe man bereits analysiert und angepasst, trotzdem ist man noch nicht ganz dort, wo man sein möchte. «Genetik ist für mich der Schlüssel in vielen Fragen», so Haas. Man suche die Tiere, die in dieses System passten. Beim Fleischansatz passt dies schon sehr gut. 120 Tage sind die Kälber auf dem Betrieb. «Es ist ein langer Prozess, wieder aus den aktuellen Strukturen in der Kälbermast auszubrechen», so Walti Haas. Man mache dies aber aus Überzeugung.

«Weniger ist mehr» lautet das Motto auf dem Betrieb. Auch die Abhängigkeit von Zulieferern sei bei ihnen gesunken. Weniger Leistungsdruck, weniger Hilfsmittel, aber unter dem Strich nicht weniger im Sack. Jeder Betrieb müsse aber für sich das passende System finden, präzisiert Daniela Haas. Auch bei Familie Haas steht schliesslich die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln im Vordergrund.

Eutergesundheit, Grundfutterleistung, Kommunikation
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Die Hofgespräche 2025 finden statt auf den Höfen von Roland und Yvonne Lustenberger, Fuchshaupt, Escholzmatt (17. Juni), Walter und Daniela Haas, Krummbaum, Hellbühl (26. Juni) und bei der BG Barmettler/Felder, Sonnenhof, Schwarzenbach (2. Juli). Beginn ist jeweils 19.30 Uhr. Themen sind die Milchproduktionsstrategie mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen – auch aus der Vollkostenrechnung –, die Eutergesundheit, Grundfutterleistung und die Kommunikation auf dem Betrieb. Angesprochen seien explizit auch die Bäuerinnen, heisst es von den Veranstaltern. Nebst den Betriebsleiterpaaren referieren Beraterinnen und Berater vom BBZN und Tierärztin Uris Dommann.