Bitterböse Blicke und Tierbegriffe sind uns von Fussgängern und Velofahrern regelmässig garantiert, wenn wir motorisiert auf den Strassen rund um unsere Sömmerung unterwegs sind. Motorenlärm gehört ganz und gar nicht zum Erlebnis im wunderschönen hinteren Kiental im Kanton Bern. Wie wohltuend, wenn plötzlich eine Wandergruppe freundlich zurückgrüsst oder ein Biker kurz mit seinem Zweirad ausweicht oder gar absteigt. Tourismus und Landwirtschaft ergänzen sich gegenseitig und profitieren von einer guten Zusammenarbeit, das sollte beiden Seiten bewusst sein. Wir bemühen uns beispielsweise nach unseren Möglichkeiten und achten auf Freundlichkeit, Sauberkeit und Ordnung, bedienerfreundliche Durchgänge bei Wanderwegen und Infotafeln. Das verstehen wir unter Imagepflege.

Der Krach des Heubläsers ist nicht genehm

Aber manchmal ist die Arroganz und Frechheit von einzelnen Touristen unhaltbar. So etwa hat mir ein älterer Herr aus dem grossen Kanton im vergangenen Juli auf höchst unhöfliche Art Dampf gemacht. Dies wegen des Lärms, ausgehend von unserer fleissigen Lernenden, die mit dem Heubläser im steilen Hang zugange war. Ich war erst mal sprachlos von der herablassenden Art dieses Zeitgenossen und gelobte ihm gute Besserung. Seine Begleiterin warf mir bloss noch einen entschuldigenden Blick zu und weg war das Pack.

Picknick im hohen Gras und Brätlistellen, wo es grad so passt

Zu ihrem Glück befand sich mein Mann auf der anderen Seite, seine Reaktion und seine Schlagfertigkeit funktionieren auch bei Hitze und aufdringlichen Bremsen wesentlich besser als bei mir. Immer wieder aufs Neue erstaunt mich, dass viele wohl denken, oder sich zumindest so aufführen, als wären die Wiesen, Weiden und Wälder Allgemeingut. Da werden im hohen Gras Decken fürs Picknick ausgelegt und Feuer ausserhalb der öffentlichen Brätli­stelle entfacht. Einmal war den Naturliebhabern das Sammeln von Holz im Wald gar zu anstrengend und sie verbrannten kurzerhand unsere Zaunpfähle. In etwa gleich schwierig einzuordnen ist der Hundehalter, der seinen Bello seelenruhig im Brunnentrog auf dem Hüttenplatz baden lässt.

Es gibt aber auch die anderen Ausflügler - die Netten

In grossen Mengen gibt es aber auch die total netten Ausflügler, die unsereins mit einem Lächeln begegnen, im Hofladen einkaufen und mit denen sich das ein oder andere gute Gespräch ergibt. «Hier oben ist die Welt noch in Ordnung, kein Stress, nur Ruhe und die malerische Bergwelt», diese und ähnliche Worte hören wir sehr oft, das heisst bei schönem Bergwetter. Bei dickem Nebel und Regen hats noch keiner erwähnt. Aber sie alle haben recht! Es ist wirklich ein Privileg, an so einem schönen Ort zu leben und zu arbeiten, auch wenn der Alltag wahrhaftig in dieser Umgebung immer auch genügend Herausforderungen bereithält.

Der Dank an die Schwiegereltern

Bestes Beispiel und persön­liche Vorbilder, dass eben diese Art zu leben und arbeiten zufrieden und dankbar macht, sind für mich meine Schwiegereltern. Sie sind uns eine riesengrosse Stütze, jeden Tag tatkräftig mit Bescheidenheit und Freude dabei. Ich könnte mir kein besseres Umfeld für unsere Kinder wünschen, um darin gross zu werden. Und auch mir schenkt dieses Umfeld immer wieder die nötige Gelassenheit.