«Vergessen Sie es!» Mit diesen klaren Worten räumte Felix Blumer, Meteorologe bei SRF Meteo, an der UHS-Tagung (UFA Herd Support) in Sonceboz BE mit einer weit verbreiteten Annahme auf: Langfristige Wetterprognosen seien zuverlässig. Wer sich auf eine 16-Tage-Vorhersage verlasse, der glaube an Hokuspokus, so Blumer. «Nach sieben Tagen ist Schluss – weiter hinaus kann keine vernünftige Prognose getroffen werden.»

Keine Demokratie

Felix Blumer sprach über die Herausforderungen der modernen Wettervorhersage und die Auswirkungen der globalen Erwärmung. Er machte deutlich, dass Wetterprognosen auf komplexen mathematischen Modellen beruhen. In Europa gibt es fünf wesentliche Modelle, die für Berechnungen herangezogen werden. Die Schweiz verfügt mit dem neuen Supercomputer ALPS über ein leistungsfähiges System, das mehr als 700 Billionen Berechnungen pro Stunde durchführen kann. Doch selbst modernste Technik hat ihre Grenzen, denn: «Die Meteorologie ist keine Demokratie. Die Mehrheit hat nicht immer recht.»

Auch für den Meteorologen ist klar, der Klimawandel ist längst spürbar. «Heute ist es sechs Grad wärmer als am Ende der letzten Eiszeit», betonte Blumer. Und die Schweiz werde sich bei der ganzen Entwicklung nicht etwa linear um zwei Grad erwärmen, sondern stärker – insbesondere aufgrund der schwindenden Schneedecke in den Alpen. «Das Mittelmeer war letztes Jahr eine warme Badewanne, und das merken wir jetzt noch. Es hat ja geschüttet wie blöd.»

Die Hälfte menschengemacht

Eine oft gestellte Frage ist, wie gross der menschliche Einfluss auf den Klimawandel tatsächlich ist. «Die Zahl, die ich kenne: Mit 90-prozentiger Sicherheit sind wir zu 60 Prozent schuld», so Felix Blumer – «also in etwa zur Hälfte.»

CO₂, Methan, Stickoxide und Schwefeloxide spielen eine entscheidende Rolle. Und dabei gibt es auch unerwartete Entwicklungen. Während nämlich saubere Schiffsmotoren die Schwefelemissionen reduzieren, gelangt dadurch mehr Sonnenstrahlung auf die Erdoberfläche – ein paradoxes Problem.

Und dabei sind die Folgen für die Landwirtschaft gravierend. Felix Blumer erklärte, dass sich die Frosttage in der kalten Jahreszeit verringern, und die Pflanzen im Frühjahr immer weiter entwickelt sind. Häufig erlebe man einen warmen März, doch im April trete erneut Frost auf. Zwar seien die Frosttage insgesamt rückläufig, jedoch bleibe die Kälte unverändert. Die Fröste seien genauso kalt wie früher, allerdings sei die Vegetation weiter entwickelt. In den Jahren 2016 und 2017 und auch 2021 habe es erhebliche Frostschäden gegeben.

«Die Meteorologie ist keine Demokratie.»

Felix Blumer zur Wettervorhersage.

2024 als gutes Beispiel

Problematisch sind zudem nicht nur trockene Sommer, sondern auch extreme Niederschläge. «Es wird nicht immer trockener, sondern es gibt immer häufiger lange Trockenphasen – oder monatelangen Regen, wie 2024», so Blumer. «Die Starkniederschläge nehmen zu, da wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann – pro Grad Erwärmung um sieben Prozent mehr», erklärte er weiter.

Der Rückgang der Gletscher betrifft laut dem Meteorologen nicht nur den Tourismus, sondern auch die Landwirtschaft. Innerhalb von drei Jahren sind mehr als zehn Prozent des Schweizer Gletschervolumens verschwunden. Und dieses Wasser sei für immer verloren.

Auch die Bodenbeschaffenheit verändert sich. Neben der Versiegelung durch Siedlungsbau ist die Verdichtung durch schwere Maschinen ein Problem. Das Wasser befindet sich zunehmend in der Atmosphäre und weniger im Boden – auch hier: Mit spürbar negativen Folgen für die Landwirtschaft.

Methan aus Permafrost

Ein weiteres unterschätztes Risiko ist laut Felix Blumer das Gas Methan. Zwar wird oft die Landwirtschaft als Hauptverursacher genannt, doch das grössere Problem ist das Auftauen der Permafrostböden. «Methan wird unterschätzt», ist Blumer indes sicher. Während die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft rückläufig seien, würden die Methan- und CO₂-Werte global weiter ansteigen.

Für Felix Blumer steht fest: Die Schweizer Landwirtschaft muss sich auf mehr Wetterextreme einstellen – sei es durch Hitzetage, Starkregen oder Frostschäden. Und trotz modernster Technik bleibt eines bestehen: «Prognosen sind Glückssache.»

Was ist UHS und wie ist es entstanden?
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Seit 25 Jahren ist das UHS fester Bestandteil in der Milchviehberatung von UFA. Im Berner Jura wurde Ende Januar auf das Vierteljahrhundert zurückgeblickt.

1992: Ein Mitarbeiter Lionel Gilliotte der landwirtschaftlichen Beratungsstelle im Jura entwickelt eine Herden-Fütterungs-und Fruchtbarkeits-Beratung, weil bis dahin nur die MLP-Daten von der Milchwägung an die Betriebe zurückkamen. Die Beratung wurde von der Landi Chaîne du Jura, Centre Ajoie SA et Moulin de Vicques bezahlt; das mittels einer eigenen Futtermittellinie.

2000: Den Mitarbeitenden der Beratungsstelle wurde aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Arbeitgeber gekündigt. Die Beratungsdienstleistung wurde in der Folge von UFA in Zollikofen BE übernommen und zwei Jahre lang «getestet».

Im Jahr 2000 wurden die ersten UHS-Auswertungen in der Region Jura gemacht und drei Jahre später konnte die erste Jahresauswertung erstellt werden. Nach und nach weitete sich das UHS-Programm auf die gesamte Schweiz aus. Nach zahlreichen Ausbauschritten wurde zuletzt 2022 die Einführung eines Galt- und Transitphasenkonzepts mit neuem Galtphasenplan umgesetzt. Während die Anzahl der UHS-Betriebe in den letzten 25 Jahren stetig anstieg wurde beharrlich ein entscheidendes Ziel verfolgt: die Effizienz der Milchproduktion steigern.