Superwomen – Alleskönnerinnen? Sind wir das, wollen wir das sein?» Diese Fragen des diesjährigen Bäregg-Frauenforums vom Mittwoch in Bärau konnte und wollte die Referentin Sandra Contzen, Dozentin für Agrarsoziologie und Mutter, nicht beantworten. Sie ist eher der Meinung, dass das sei gar nicht erstrebenswert sei. Denn Schwächen zulassen sei wichtig. Die Referentin beleuchtete die vielfältigen Anforderungen an die Frau und zeigte mit Zahlen und Fakten auf, wie sich deren Rolle im Verlaufe der Zeit verändert und entwickelt hat.
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Diese Rolle spielt das alte Eherecht
Dennoch, das hierzulande geltende Eherecht, das von 1907 bis Ende 1987 besagte, dass der Mann für den «Unterhalt für Weib und Kind zu sorgen hat und die Frau den Haushalt führt», stecke in den Köpfen immer noch bewusst oder unbewusst fest. «Es erklärt, wieso viele Sachen so sind, wie sie sind», führte Sandra Contzen aus. Die Frauen machen rund einen Drittel der Arbeitskraft in der Landwirtschaft aus. Die wenigsten sind dabei aber Betriebsleiterinnen.
Eine Studie der Berner Fachhochschule zeigt auf, dass im Jahr 2011 auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben Frauen und Männer mit 64,81 respektive 64,32 Stunden pro Woche praktisch gleich viel gearbeitet haben. Davon entfielen bei den Frauen 50 Prozent auf die Haushalts- und Care-Arbeit wie Kinderbetreuung und Pflege, die Männer leisteten darin 3 Prozent. Die Rollen sind also vielerorts klar verteilt. «Diese Arbeitsteilung muss nicht per se schlecht sein», betonte die Dozentin. Wenn es für beide Seiten stimme, sei es okay. Doch weitere Studien und Umfragen zeigten, dass genau das für viele Frauen nicht stimme. Der Umstand, dass die Haushalts- und Care-Arbeit wenig bis keine Wertschätzung erhält, sondern oft auch noch unterschätzt wird, werde als schwierig empfunden.
Der Aufruf an die Frauen, sich untereinander mehr wertzuschätzen
Dass die Wertschätzung oft nicht nur vonseiten Männern fehlt, wird aus dem Plenum deutlich. So betont eine Frau: «Wer fragt ‹Und was arbeitest du sonst noch?› oder ‹Stillst du?›, sind nicht die Männer, sondern andere Frauen.» Sie wünscht, dass sich Frauen untereinander mehr wertschätzen und nicht darüber werten, was die andere macht, welches Rollenbild sie lebt. Dieser Meinung ist auch die Dozentin.
Die Aufforderung über das eigene gelebte Modell nachzudenken
Sandra Contzen betonte die Wichtigkeit, die eigene Arbeit selbst wertzuschätzen: «Wertschätzung von aussen und von euch selbst kann einen Scheidungsfall verhindern.» Welches Modell letztlich von einem Paar gelebt werde, sei egal, Hauptsache, es sei gemeinsam gewählt worden, betonte Sandra Contzen. Sie forderte die Frauen auf, über ihre Rollen und die Zufriedenheit in der gelebten Arbeitsteilung nachzudenken. Wer nicht zufrieden ist, müsse was ändern. Und wer gleichberechtigte Arbeitsteilung auch im Haushalt wolle, müsse das klar kommunizieren.