Wir schreiben das 1873, Emmental. Die beiden Landjäger Jost und Christen finden eine Leiche. Pfarrer Scherrer wurde kaltblütig in seinem Haus erschossen. In der Nähe der Leiche kauert Luisa. Die junge Dienstmagd ist komplett verstört. Was wollte der Mörder vom alten Pfarrer? Und was ist Luisa widerfahren? Während Jost versucht, hinter das Motiv zu kommen, findet Christen eine erste Spur. Und für Luisa beginnt eine Reise zwischen Vergeltung und Erlösung. Diese Geschichte wurde letztes Wochenende im Emmental verfilmt – ungewöhnlich am Kurzfilm ist bestimmt das Genre: «Frey» ist ein Western.

Bekanntes Bauernhaus

 

 

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Während dreier Tage war die junge Crew rund um Autor und Regisseur Christof Hofer mit den Dreharbeiten zugange. Gefilmt wurde im und um das Bauernhaus Sahlenweidli. Das Bijou aus dem 17. Jahrhundert erlangte 2004 durch die SRF-Doku-Soap «Leben wie zu Gotthelfs Zeiten» nationale Bekanntheit. Es gehört der Bauernfamilie Schenk, die es als Ferienwohnung, für Hochzeitapéros oder eben für Dreharbeiten vermietet. «Mit Familie Schenk haben wir einen Volltreffer gelandet», sagt Hofer.

Das geschichtsträchtige Heimetli bildet genau die richtige Kulisse für seine düstere Vision eines Western mit Krimi-Elementen. Die Idee zu «Frey» kam dem Filmemacher bereits 2016: «Es hat mich einfach nicht losgelassen. Ich wusste, wenn ich diesen Film nicht mache, wird es mich Jahre später noch aufregen.»

Warum kein Spielfilm?

Warum hat er nicht einen Spielfilm daraus gemacht? «Mir war klar, wenn ich das Projekt in einer nützlichen Frist umsetzen will, muss ich einen Kurzfilm machen», sagt Christof Hofer. Es ist das erste Filmprojekt, dass er derart professionell und mit einer so grossen Crew angeht. «Gemacht ist gemacht. Ich finde, wenn uns der Kurzfilm hilft, Leute zu finden, die einen langen Film unterstützen, war das Vorgehen genau richtig.»

Hofer ist grosser Western-Fan, gleichzeitig interessiert sich der gebürtige Belper für die Kultur und die Geschichte des Emmentals. «Die Synthese dieser beiden Welten hat mich sehr gereizt.» Es gebe durchaus gewisse Parallelen, etwa des Verdingwesens zur Sklaverei in den USA oder der Armut, die im Emmental genauso allgegenwärtig war wie echten Wilden Westen.

Wenig Dialog

 

 

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«Ich finde, dass die beiden Welten eine schöne Symbiose ergeben», sagt Antoinette Ullrich, die Luisa spielt. «Ich habe einen guten Zugang zu der Rolle gefunden», so das aufstrebende Basler Schauspieltalent. Im August wird sie ihren Bachelor an der Hochschule der Künste in Bern (HKB) abschliessen. Wie war es mit dem Berndeutsch? «Es ist tatsächlich mein erster Dreh in einem anderen Dialekt. Man hat mir eine Sprachnachricht auf Berndeutsch geschickt, dann habe ich zuhause geübt.» Dass «Frey» wie in einem Western üblich mit wenig Dialog auskommt, half auch ihrem Kollegen Philip Neuberger (der junge Landjäger Christen). «Ich muss nur einmal ‹Gopferteli Siech› sagen, das kriege ich gerade noch so hin», sagt der Deutsche schmunzelnd.

Wie einst Franz Schnyder

«Bei einem Western läuft sehr viel nonverbal ab», ergänzt Christof Hofer. Trotzdem: Dass der Dialekt stimmt, war ihm wichtig. Auch sonst hat er viel recherchiert. Wie sahen die Landjäger aus, wie war ein Bauernhaus der damaligen Zeit ausgestattet? «Es gibt sehr viel Literatur dazu, das war dankbar.» Und natürlich hat er sich dieberühmten Franz-Schnyder-Filme «Käserei in der Vehfreude», «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter» angesehen. Wie in einer stilechten Gotthelf-Verfilmung hat die Kirche Wurzbrünnen auch in «Frey» einen Auftritt. Und noch eine Parallele hat Christof Hofer erst wenige Tage vor dem Dreh gefunden: «Die Käserei in der Vehfreude» lief in Deutschland unter demTitel «Wild West im Emmenthal».

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Im Herbst fertig

«Frey» soll bis im Herbst fertig sein. Danach wird der 15- bis 20-minütige Film an verschiedenen Kurzfilm-Festivals laufen.

Video-Impressionen vom Dreh gibts im Telebärn-Beitrag.