Noch befinden wir uns mitten im Sommer 2023, und für eine abschliessende Bilanz ist es natürlich zu früh. In den letzten Wochen machte das Wetter in der Schweiz und in Europa aber immer wieder Schlagzeilen. Grund genug, einen etwas detaillierteren Blick auf die Ereignisse zu werfen und diese einzuordnen.

Grosse Hitze am Mittelmeer

Ab dem Beginn des Sommers im Juni waren die Temperaturen in weiten Teilen des Mittelmeerraumes überdurchschnittlich hoch, und in vielen Regionen ist kaum oder gar kein Regen gefallen.

Dies hatte zum einen zur Folge, dass sich vor allem im zentralen und östlichen Mittelmeerraum eine grosse Trockenheit ausbilden konnte. Zum anderen sind die Wassertemperaturen im Mittelmeer sehr hoch und haben schon früh in der Saison die höchsten je gemessenen Durchschnittswerte erreicht. Normalerweise werden die höchsten Wassertemperaturen erst gegen Ende August gemessen.

Bei den hohen Temperaturen ist der Zusammenhang mit dem Klimawandel klar, und solche Situationen werden in Zukunft häufiger auftreten. Die Waldbrände können aber nur bedingt auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Höhere Temperaturen und Trockenheit begünstigen die Ausbreitung von Bränden, lösen diese aber nicht von allein aus. Damit sich Vegetation spontan von selbst entzündet, sind Temperaturen von rund 250 Grad nötig. Dies wird auch in den heissesten Sommern in der prallen Sonne bei weitem nicht erreicht. Für die Auslösung von Bränden ist stets eine andere Feuerquelle nötig, sehr oft ist dies unvorsichtiges Verhalten von Menschen.

Starke Gewitter im Jura

Im Sommer 2023 zogen wiederholt auch starke Gewitter über die Schweiz. Das stärkste aufgezeichnete Gewitter ereignete sich am 24. Juli im Raum La Chaux-de-Fonds. Dabei wurde an der offiziellen Wetterstation in La Chaux-de-Fonds eine Spitzenböe von 217 km/h gemessen. Dieser Wert ist zwar noch in Überprüfung und nicht bestätigt, die Schadensbilder aus der Umgebung legen aber nahe, dass der Wert realistisch ist.

Das Unwetter sorgte in der Region für starke Schäden an Infrastruktur und auch an Personen. Auch hier die Frage: Ist das nun der Klimawandel? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Im Jura haben in der Vergangenheit Gewitterstürme schon verschiedentlich für grosse Schäden gesorgt, auch Tornados wurden schon registriert. Allgemein kann aber gesagt werden, dass höhere Temperaturen wegen des steigenden Energiegehaltes der Atmosphäre das Potenzial für starke Gewitter erhöhen.

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Neben hohen Temperaturen benötigen starke Gewitter aber noch weitere Zutaten wie ausreichend Feuchtigkeit, eine labile Atmosphäre und die richtigen Windverhältnisse, um sich ideal zu entwickeln. Wie sich diese weiteren Zutaten aber im Zuge der Klimaänderung verändern, ist deutlich weniger klar als bei der Temperatur.

Ein zu warmer Nordatlantik

Bei einem Blick über den Tellerrand Europas fällt zurzeit vor allem der ungewöhnlich warme Nordatlantik auf. Noch nie in der Vergangenheit wurden dort so hohe Wassertemperaturen gemessen, und diese liegen zum Teil deutlich über den bisherigen Rekordwerten. Auch hier wurden die bisher höchsten Werte registriert, obwohl Höchstwerte in der Regel erst Ende August oder Anfang September erreicht werden.

Die Auswirkungen für die Schweiz

Wir sehen also, dass die Schweiz umgeben ist von Regionen mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Durch den warmen Atlantik bringen auch Westlagen eher warmes Wetter. Nur gerade dann, wenn die Luft aus sehr nördlichen Regionen des Atlantiks um Island oder Grönland in die Schweiz gelangt, kann es überhaupt zu kühlem Wetter mit unterdurchschnittlichen Temperaturen kommen.

Dies ist bis und mit dem Wochenende der Fall. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit aber gross, dass auch in der Schweiz die Temperaturen wieder überdurchschnittliche Werte erreichen und ein warmer Abschluss des Sommers im weiteren Verlauf des Augusts ist nach aktuellem Stand recht wahrscheinlich.